Fröndenberg. Flüchtlinge aus Fröndenberg möchten unterstützen und helfen seit Wochen Flutopfern in Hagen. Das Hochwasser hatte die Stadt stark getroffen.
Sie wollen einfach helfen wo es nötig ist. Menschen, die als Flüchtlinge nach Fröndenberg kamen und hier vom Patenschaftskreis betreut werden, packen in Hagen bei der Beseitigung von Hochwasserschäden mit an.
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Karin Eckei aus dem Leitungsteam des Patenschaftskreises gibt zu, dass sie am Anfang skeptisch war. Noch eine weitere große Aktion zu organisieren, so gut die Idee auch sei: „Das ist vielleicht zu viel.“ Denn natürlich leistet auch im Patenschaftskreis jeder seinen Einsatz ehrenamtlich. Süleyman Cark hatte als erstes die Idee, als er Mitte Juli über Internet und Medien von den schlimmen Unwettern in Teilen Deutschlands erfuhr. Er wollte einfach helfen. Cark stammt aus der Türkei, kam als Asylbewerber nach Deutschland und konnte hier auch dank der Unterstützung des Patenschaftskreises ein neues Zuhause finden. Mit der Hilfe für die Unwetteropfer möchte er ein wenig davon den Menschen hier zurückgeben. Dieses großherzige Hilfsangebot überzeugte dann auch Karin Eckei, die sich auf die Suche begab und dank der modernen Technik auch ganz schnell Familien und Häuser fand, konkrete Adressen, die nach den Unwetterschäden dringend Hilfe benötigen.
Folgen in Hagen sind enorm
Unter anderem in Hagener Wohnungen, nahe der Volme gelegen, die damals zum reißenden Strom wurde. Dort, wie auch an anderen Orten, wurde der Einsatz freiwilliger Helfer vor allem mittels Internet oder Whatsapp-Gruppen koordiniert. Und genauso schlossen sich auch in Fröndenberg lebende Flüchtlinge über ihre Kommunikationskanäle zusammen und sprachen ab, wer mitfahren möchte. Mehr als eine Handvoll Fahrten gab es bisher nach Hagen an den vergangenen Wochenenden, ein oder zwei Autos voll jedes Mal. Insgesamt haben sich schon mehr als ein Dutzend Leute beteiligt. „Jeder wie er möchte und Zeit hat", erklärt Karin Eckei. Die nämlich betont, dass ein Großteil der Freiwilligen hier mittlerweile auch einem Beruf nachgeht. Das macht den Einsatz in der Freizeit umso bemerkenswerter. Alle wollten helfen, unterstreicht Eckei.
Und weil die Flüchtlinge die finanziellen Mittel dafür kaum haben, packen sie eben mit an. In mehreren Wohnungen und bei Familien war man bislang in Hagen. Räumte Schutt weg, allerlei Möbel oder Elektrogeräte, die nach der Überflutung allesamt nur noch Sperrmüll sind. Trug Schlamm in Eimern in einer Menschenkette aus dem Haus. Oder man riss mühsam den durchweichten Fußboden weg.
Aufräumarbeiten dauern noch Monate
Bei manchem Haus sei noch gar nicht klar, ob es überhaupt je wieder bewohnbar sein wird. Und selbst wenn, dürften die Aufräumarbeiten noch Monate dauern, schätzt einer der Helfer. Von Ungeziefer und Gestank wegen der Feuchtigkeit berichten sie auch. Aber auch, dass der gemeinschaftliche Einsatz für andere Menschen Spaß mache. Karin Eckei: „Das ist eine ganz bunte Truppe", sagt sie mit Blick auf die verschiedensten Herkunftsländer der Männer. Die Arbeit verbinde auch über manche sprachliche Hürde hinweg. Seyed Hassan Mosawi lacht und sagt über Zoher Abd Alrahman: „Zoher arbeitet wie ein Roboter. Er braucht keine Pause.“ Dabei ist der Einsatz von Hassan auch ziemlich vorbildlich, hat er doch bisher keinen Termin verpasst.
Ob aus dem Iran, Syrien, Ghana, Afghanistan oder der Türkei kommend, denken alle der Helfer auch daran, welche Naturkatastrophen sie schon in den eigenen Ländern zumindest aus der Distanz erlebt haben: Erdbeben oder auch jetzt die schweren Waldbrände. Aber auch die Erlebnisse vom Krieg (der Gesprächstermin fand noch vor der Eskalation der Lage in Afghanistan statt). Zoher Abd Alrahmen sagt: „Wenn in Deutschland so etwas passiert kommt der Staat, die Polizei und Feuerwehr und helfen. Bei uns in den Ländern dauert das länger.“ Wenn überhaupt. Also sei der Gemeinsinn und die Bereitschaft, betroffenen Nachbarn und Freunden zu helfen, sehr hoch. Und auch der Einsatz in Hagen habe schon viele interessante und schöne Begegnungen verschafft, erzählen die Männer weiter. Mit anderen Helfern, die aus ganz Deutschland angereist kommen. Darunter viele, die in Deutschland auch erst kürzlich ein neues Zuhause gefunden haben.
Bei Bedarf sind die Fröndenberger jederzeit verfügbar
In Hagen etwa habe sich eine türkische Gruppe aus Köln um die Verpflegung der schwer schuftenden Helfer gekümmert: mit leckerer Linsensuppe etwa. Und ein schöner Dank ist natürlich der Reaktion der betroffenen Familien. Karin Eckei zeigt eine Nachricht auf ihrem Handy: „Du hast uns ein super Team geschickt, sehr fleißige und sehr liebenswerte Menschen", heißt es darin. So lange aus Hagen in den entsprechenden Foren Bedarf gemeldet wird und sich in Fröndenberg eine Gruppe verfügbar meldet, wird der Einsatz auch weitergehen. Das Gespräch vermittelt den Eindruck, dass die Männer ihr Engagement nicht als große Sache sehen wollen, sondern als eine Selbstverständlichkeit für Menschen in Not. Vielmehr möchten sie sich gar beim Patenschaftskreis für die gute Koordination und Vorbereitung der Arbeit bedanken. Hassan Mortazavi betont: „Wir müssen doch helfen!"
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