Die Stadt Hagen reagiert auf die Hohe Corona-Inzidenz. Aber wie sinnvoll sind die Maßnahmen? Ein Kommentar von Jens Stubbe.
Wir wollen an dieser Stelle nichts verharmlosen. Natürlich muss eine Stadt alles Sinnvolle tun, um die Zahl der Coronainfizierten möglichst niedrig zu halten. Und natürlich muss bei einer Inzidenz jenseits der 200 die Frage gestellt werden, warum vielerorts im Land die Zahlen sinken – nur in Hagen eben nicht. Erste Erklärungsversuche hat die Stadt gestern geliefert.
Bei alledem bleibt eine Vermutung: In Hagen ist die Inzidenz auch deshalb so hoch, weil hier mit besonderem Engagement getestet wird. Ist es deshalb falsch, jene, die direkten Kontakt mit einem Infizierten hatten, sicherheitshalber gleich zweimal zu testen? Wir finden nein.
Viele Tests sind besser als hohe Dunkelziffer
Denn eine niedrigere Inzidenz, die deshalb zustande kommt, weil es eine hohe Dunkelziffer an Erkrankten gibt, hilft niemandem. Die Strategie, möglichst umfangreich zu testen, ist die richtige. Sie schützt Menschen, sie hilft Neuansteckungen zu vermeiden, sie rettet Leben.
Eine Ausweitung der Testungen in jenen Einrichtungen, in denen Menschen mit Behinderung arbeiten und leben, ist daher eine sinnvolle Maßnahme. Eine vorzeitige Impfung von Menschen mit Behinderung wäre das übrigens auch. Die Impfstrategie liegt allerdings ebenso wenig in den Händen der Kommunen wie das Chaos rund um die Terminvergabe, das sich immer weiter ausbreitet.
Schwachsinnige Symbole
Bleibt noch zu hoffen, dass der Kelch einer Ausgangssperre und die völlige Willkürlichkeit eines 15-Kilometer-Radius, den die Hagener nicht mehr verlassen dürfen, nun an der Stadt vorübergehen. Diese Maßnahmen, die andernorts erprobt wurden, bleiben schwachsinnige Symbole, die niemandem nutzen.