Hagen. Der Integrationsrat pocht seit Jahren auf eine Städtepartnerschaft mit Istanbul (Kartal). Jetzt soll erneut eine Arbeitsgruppe gebildet werden.
Bereits seit sieben Jahren versucht der Integrationsrat, eine Städtepartnerschaft mit einer türkischen Stadt voranzutreiben. Eine Arbeitsgruppe mit Mitgliedern des Integrationsrates, der Stadtverwaltung und des Städtepartnerschaftsvereins hatte sich dafür einst gegründet. Aber passiert ist nichts - zum Ärger des Integrationsrates. „Ich hatte wirklich gehofft, das noch zu erleben“, betonte der nun ehemalige Vorsitzende Sükru Budak in seiner letzten Sitzung zur Städtepartnerschaft mit dem Stadtteil Kartal (Istanbul). Nach dem Putschversuch und mit Blick auf die politische Situation hatte sich der Ältestenrat 2018 dazu entschieden, die Pläne zunächst auf Eis zu legen. Die Türkische Gemeinde drängt nun auf eine Wiederaufnahme der Gespräche – der Ältestenrat entschied sich jedoch gegen das Projekt.
„Die Corona-Pandemie stellt einen Kontaktaufbau unter schwierige Bedingungen. Persönliche Begegnungen, die eine Städtepartnerschaft im Kern begründen, sind problematisch“, heißt es in der Stellungnahme der Stadtkanzlei. Die Sinnhaftigkeit einer neuen Städtepartnerschaft sei zweifelhaft. Ein weiterer Faktor sei „die andauernde Eiszeit zwischen der Türkei und Deutschland auf ministerieller und diplomatischer Ebene.“ Ebenso spreche sich der Städtepartnerschaftsverein gegen die Aufnahme einer neuen Partnerschaft aus.
Nachdem mehrere Integrationsratsmitglieder nun auf die Barrikaden gingen („Istanbul wird von Oppositionellen geführt“, so Sinan Akbaba; es sei wichtig, die Oppositionellen zu unterstützen, betonte auch Mark Krippner), soll zumindest die Arbeitsgruppe wiederbelebt werden und sich erneut mit der Idee und der Kontaktaufnahme befassen, auch wenn die Coronazeit das erschwert. Denn: „Alle städtepartnerschaftlichen Kontakte sind seit dem ersten Lockdown nahezu zum Erliegen gekommen“, so Stadt-Sprecherin Clara Treude. Ein Blick auf die anderen Hagener Partnerschaften in der Coronazeit.
Der Stand der Partnerschaften
„Mit Montluçon (Partnerschaft seit 23. Juni 1965), Modi´in (jüngste Städtepartnerschaft, 20. März 1997) und Berlin Steglitz-Zehlendorf (seit 1967) gab es im vergangenen Jahr mit Ausnahme von gegenseitigen Glückwunschschreiben keine direkten Kontakte“, so Treude. Auch im Freundeskreis Hagen-Modi´in ruhen Projekte und Besuchsprogramme. „Die geplanten Feierlichkeiten anlässlich des 35. Jahrestages der städtepartnerschaftlichen Beziehung zwischen Hagen und Smolensk (seit 1985) mussten abgesagt werden“, so Treude. Die Stadtverwaltungen habe daher beschlossen, ein Projekt zu initiieren, in dem Bilder wichtiger Veranstaltungen und Ereignisse für die jeweils andere Stadt aufbereitet werden. Im Rahmen der Sanierung des Wilhelmsplatzes in Wehringhausen wurde die Skulptur „Der Junge mit der Tröte“ des Künstlers Prof. Alexander Parfeonov mit einer neuen Info-Tafel ausgestattet. Der Freundeskreis Hagen-Smolensk präsentierte zudem eine Online-Ausstellung.
Eigentlich sollte bereits im Frühjahr und dann im Herbst 2020 in Lièvin und später in Hohenlimburg mit größeren Veranstaltungen der 60. Geburtstag der Partnerschaft gefeiert werden, die am 11. Juni 1960 in Frankreich besiegelt wurde. Sie ist seit der kommunalen Neuordnung 1975 die älteste Partnerschaft. „Diese Veranstaltungen wurden verschoben, können voraussichtlich auch 2021 nicht durchgeführt werden“, so Clara Treude. „Leider können die zahlreichen guten Ideen, die der Partnerschaftsverein HoLiBru mit großem Enthusiasmus entwickelt hat, so nicht realisiert werden.“
Zur Vertiefung der guten Beziehungen zwischen Hagen und Bruck an der Mur hatte der Städtepartnerschaftsverein 2020 eine Bürgerreise geplant und gebucht, die österreichische Kleinstadt ging 1974 eine Verbindung mit der damals noch selbstständigen Stadt Hohenlimburg ein, die seit der kommunalen Neuordnung von der Stadt Hagen fortgesetzt wird. „Dank des Entgegenkommens des Reiseveranstalters konnte die Fahrt kurzfristig storniert werden“, blickt Treude zurück. „Auch hier ist davon auszugehen, dass die Fahrt in diesem Jahr nicht stattfinden kann.“
Apropos Städtepartnerschaftsverein: Dieser musste neben der Bürgerreise alle seine Veranstaltungen absagen. Einzig die Jahreshauptversammlung konnte durchgeführt werden. „Da keine Aktivitäten stattfanden, konnten auch kaum Zuschüsse gewährt werden. Einziger Trost: Die Mittel können auf die Zukunft übertragen werden und versetzen den Verein so in die Lage, in der Zeit nach der Pandemie größere Projektzuschüsse zu gewähren bzw. eigene Projekte zu generieren.“
Besonders traurig: „Ursprünglich war geplant, Delegationen aus allen Partnerstädten zum Bürgerfest in diesem September anlässlich es Stadtjubiläums einzuladen. Die Partnerstädte sollten sich auf dem Fest mit Ständen präsentieren. Leider eine weitere gute Idee, welche der Corona-Virus einen Strich durch die Rechnung gemacht hat“, so Clara Treude.