Wenden. Ein tolles Projekt hat der MTB Wendener Land ins Leben gerufen. Es wurde eine Unterabteilung Wendsche Rehkitzrettung gegründet.
Jetzt ist die Zeit, in der der Mähtod in der Wiese lauert. Wenn der erste Schnitt ansteht, geht es für Rehkitze um Leben und Tod. Problem ist, dass den kleinen Tieren noch der Fluchtinstinkt fehlt. Etwa 100.000 Rehkitze kommen so jedes Jahr in Deutschland ums Leben. „Der MTB Wendener Land will das nicht hinnehmen und hat deshalb die Unterabteilung Wendsche Rehkitzrettung auf die Beine gestellt“, sagt Thomas Clemens, 1. Vorsitzender des erst am 8. Juli 2020 gegründeten Vereins. Pünktlich zur ersten Mahd sind Mitglieder des Vereins mit vielen freiwilligen Helfern unterwegs. Mit einer neuen Drohne mit hochauflösender Wärmebildkamera spüren sie die Rehkitze auf und retten sie.
Da drängt sich natürlich die Frage auf: Warum engagiert sich gerade ein Mountainbike-Verein für dieses Naturschutzprojekt? „Wir als Mountainbiker werden in der Öffentlichkeit oft nicht als Naturliebhaber und -schützer wahrgenommen. Dem wollten wir als Verein entgegentreten, weshalb in der Satzung unseres Vereins der Naturschutz von Beginn an verankert ist“, erläutert der Vorsitzende. Und: „Wir wollen unter anderem Bindeglied und Brückenbauer zwischen den unterschiedlichen Interessen der Waldeigentümer und -nutzer sein. Daher sind wir an jedem Projekt interessiert, was neue gemeinsame Wege für die unterschiedlichen Interessen sucht.“
Ganz früh am Morgen
Und so funktioniert die Rehkitz-Rettung: Landwirte oder Jagdpächter kontaktieren den Mountainbike-Verein kurz bevor die Felder gemäht werden sollen. Die Rehkitz-Retter rücken dann ganz früh am Morgen an und suchen mit der Drohne nach den Kitzen. Sind diese gefunden, werden sie vorsichtig mit Handschuhen und Gras aus dem Feld geholt und am Rande der Wiesen unter Schutzkörben abgelegt. Ist die Mahd durch, setzen die Retter die Kitze ganz in der Nähe des Feldes im hohen Gras wieder aus. Über Pieplaute findet die Rehmutter zurück zu ihrem Kitz.
Unterstützung
Die Technik habe man nur durch die Unterstützung von Sponsoren anschaffen können, so Clemens. Darunter seien der Landwirtschaftliche Kreisverband Olpe (Bernd Eichert), Volksbank Wenden, Firma Buchen Landtechnik und LVM Halberstadt (Sandra Halberstadt).Interessierte können sich an die Wendsche Kitzrettung wenden: per Telefon unter 0171/3593013, per E-Mail an info@forstkontor-sommer.de oder über die Webseite https://mtbwendenerland.de
Dank der Unterstützung interessierter Bürger, Landwirte und Sponsoren sei es möglich gewesen, eine erste Drohne mit hochauflösender Wärmebildkamera anzuschaffen. „Die Hürden der Bürokratie haben es am Ende unmöglich gemacht, termingerecht zum ersten Schnitt unter Inanspruchnahme verschiedener Fördermöglichkeiten eine entsprechend ausgestattete Drohne anzuschaffen. Da wir aber die Motivation der Mitglieder, Helfer und Unterstützer nicht verpuffen lassen wollten und gerade der erste Schnitt für die größten Opferzahlen sorgt, haben wir dank der finanziellen Unterstützung die Anschaffung einer Drohne selbst stemmen können“, sagt Förster Michael Sommer aus Vahlberg, einer der Initiatoren des ehrgeizigen Projektes. Etwa 9000 Euro hat der Verein in die technische Ausrüstung gesteckt, die komplett über Spenden finanziert wurde.
Tolle Zusammenarbeit
Tatkräftige Unterstützung bekommen die Kitzretter dabei vor allem von den Landwirten. Um die Kitze von den Wiesen fernzuhalten, kommen auch sogenannte Vergrämungsgeräte zum Einsatz, die unregelmäßige Licht- und Tonsignale abgeben, berichtet Michael Kotula, 2. Vorsitzender des MTB und Jäger aus Brün: „Auch im Wind flatternde Plastiktüten und -bänder auf Holzpfählen können helfen. Diese Geräte sollen Unruhe in die Wiese bringen. Sie dürfen aber maximal ein bis zwei Tage vor der Mahd gesteckt werden, besser noch am Vorabend.“
Thomas Clemens schwärmt von der tollen Zusammenarbeit aller am Projekt beteiligten Akteure. Wiesen, an denen die Technik an ihre Grenzen kommt, würden von den Freiwilligen auch in dichten Reihen durchlaufen und nach Kitzen abgesucht. „Das bindet eine große Zahl an Helfern, weswegen sich der Verein über jede Mithilfe freut“, so der Vorsitzende.