Menden. Verein „Mendener in Not“ ist täglich mit dramatischen Lagen konfrontiert – und fragt bei Inge Blask und Bettina Lugk (SPD) kritisch nach.
Wenn Politik auf Realitäten trifft: Klare Forderungen des Hilfevereins „Mendener in Not“ bekamen die wahlkämpfende SPD-Landtagsabgeordnete und Kandidatin Inge Blask sowie die Bundestagsabgeordnete Bettina Lugk am Dienstag bei einem Treffen zu hören. Die Anliegen des Vereins, vorgetragen von Cristina Gummert aus dem Beirat sowie den Vorsitzenden Klaus Ullrich und Veronika Czerwinski, betreffen effektivere Hilfen für Kinder aus bedürftigen Familien, Bürokratieabbau im Umgang mit hilfesuchenden ukrainischen Geflüchteten sowie durchgreifende Maßnahmen gegen die grassierende Altersarmut.
Statt Geld für Eltern das Schulessen gratis machen: „Warum kein System für Kinder?“
In ihrer Arbeit als Ansprechpartnerin auch für bedürftige Mendener Familien mache sie immer wieder die Erfahrung, dass staatliche Geldleistungen häufig nicht wirklich bei den Kindern ankommen und deren Lebenssituation verbessern, sondern für andere Zwecke ausgegeben werden müssen, berichtet Gummert. „Warum schafft man nicht ein System für die Kinder?“ Das wäre der Fall, wenn anstelle der Gelder aus der Gießkanne gezielt Schulessen, Schulbücher, Ausflüge und Ferienaktivitäten kostenlos würden. Ebenso Sportbrillen, Förderunterrichte, Schwimmkurse oder die Nutzung von Vereinsangeboten, Schulbussen und der Stadtbücherei.
Inge Blask gegen Energie-Abstellung in finanziell schwachen Haushalten mit Kindern
Problem Datenschutz
Bei Hilfen für ukrainische Geflüchtete sieht sich der Verein „Mendener in Not“ durch den Datenschutz blockiert. Um Lebensmittelgutscheine verschicken zu können, müsse man Adressen haben, die man aber nicht bekomme, berichtet Cristina Gummert. Flüchtlinge müssten bei ihr erst unterschreiben, dass sie Lebensmittelhilfen erhalten wollen. Das sei auch angesichts der Sprachbarrieren widersinnig.Bei letzterem boten die SPD-Politikerinnen daraufhin Unterstützung an.
Insofern sehe sie angekündigte neue Leistungen wie das Bürgergeld oder die Kindergrundsicherung skeptisch, denn diese Gelder landeten wieder bei den Eltern. Zugleich litten die Kinder jedes Mal mit, wenn etwa einer alleinerziehenden Mutter der Strom oder die Heizung abgestellt werden. Gerade hier trifft Cristine Gummert bei Inge Blask einen Nerv: „Früher waren Energie-Abstellungen bei Haushalten mit Kindern tatsächlich untersagt. Da sollten wir wieder hinkommen.“ Gummert hebt für Menden zugleich eine „hervorragende Zusammenarbeit mit unseren Stadtwerken“ hervor: „Da gibt es ganz kurze Wege, wenn es nottut.“ Auch zahle der Verein immer nur die Sperrsumme, also nicht die volle ausstehende Rechnung. Für den Restbetrag würden dann für die Familien tragbare Raten vereinbart.
Verein in großer Sorge mit Blick auf horrende Nachzahlungen für Strom und Gas
Doch gerade der Energiesektor bereitet dem Verein weiter große Sorgen, vor allem im Hinblick auf das kommende Jahr, erklärt der Vorsitzende Klaus Ullrich. Denn dann dürfte sich die derzeitige Preisexplosion bei Strom und Gas vielfach in horrenden Nachzahlungen niederschlagen. Schon Mitte April habe der Verein in diesem Jahr für die Verhinderung von Abstellungen 16.500 Euro aufgewendet. Zum Vergleich: 2021 betrug diese Summe 20.000 Euro – für das ganze Jahr. Hier kündige sich also eine Verdoppelung der Ausgaben an, und es sei alles andere als sicher, dass es dabei bleibt.
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SPD will Schulen eigene Sozial-Budgets geben – und eine eigene Krankenpflege
Inge Blask geht bei vielen Anliegen des Vereins mit, bei den Gratis-Tickets für Bus und Bahn ebenso wie beim Büchereiausweis. Was die Schulessen angeht, so wolle die SPD den Schulen selbst ein Budget geben. Über dessen Verwendung könnten sie dann eigenständig entscheiden, denn die Verhältnisse seien nicht überall im Land gleich. Die SPD wolle die Lehrkräfte an Grundschulen genau so bezahlen wie an Realschule oder Gymnasium, und alle Schulen sollten noch stärker als heute zum Lebensmittelpunkt für Kinder werden. Dafür brauche es etwa auch eine Schulkrankenpflege. Was die Vereine angeht, weist Bettina Lugk auf Neustart-Projekte nach Corona hin, die auch ein beitragsfreies erstes Jahr im Verein vorsehen.