Hagen. Lange galt die Partnerschaft zu Modi’in als nicht mehr existent. Nun stehen die Oberbürgermeister zusammen und senden sich emotionale Briefe.
Während der Eklat rund um das Abhängen der Israel-Flagge am Hagener Rathaus deutschlandweit für Aufsehen gesorgt hat, reagiert man in Hagens Partnerstadt Modi’in am Rande des Westjordanlandes gelassen darauf. Lange galt die seit 1997 bestehende Städtepartnerschaft als fast nicht mehr existent auf offizieller Ebene. Jetzt, wo es zwischen dem 10. und 21. Mai zu den wohl schwersten Auseinandersetzungen seit vielen Jahren im israelisch-palästinensischen Konflikt gekommen ist, demonstrieren die Städte Nähe zueinander.
„Wir wissen Ihre Bemühungen, die israelische Flagge als Zeichen des Zusammenlebens und der Toleranz zu hissen, sehr zu schätzen und sind betrübt zu erfahren, dass dies eine unfreundliche öffentliche Reaktion nach sich zog. Die Bedeutung und Wichtigkeit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland im Mai 1965 bleibt davon ebenso wie unsere Freundschaft zu Hagen unberührt“, antwortet Modi’ins Bürgermeister Haim Bibas auf ein Schreiben von Hagens OB Erik O. Schulz am 19. Mai, also vor zehn Tagen.
Schulz zu Bibas: „Wir stehen unverbrüchlich an Ihrer Seite“
Fünf Tage zuvor hatte Schulz Bibas einen Brief geschickt und unter anderem geschrieben: „Mit dem am Mittwochmittag erfolgten Abhängen der israelischen Flagge haben wir uns in keiner Weise einseitig in dem aktuellen Konflikt im Nahen Osten positioniert. Für uns ging es einzig und allein darum, für eine Deeskalation in einer sich möglicherweise zuspitzenden Situation zu sorgen. Wir stehen jederzeit solidarisch und unverbrüchlich an Ihrer Seite.“
Beziehungen zu Modi’in hatten sich zuletzt wieder verbessert
Wie eng und zeitnah Schulz und Bibas aufeinander reagieren, ist bemerkenswert vor dem Hintergrund, dass seit 2007 Funkstille zwischen den Städten geherrscht hatte. Damals, noch zur Amtszeit von Oberbürgermeister Peter Demnitz, gab es den letzten offiziellen Kontakt. Modi’ins damaliger Bürgermeister Moshe Spector gastierte in Hagen. Haim Bibas, seit 2008 im Amt, wurde mehrfach eingeladen, kam aber nie nach Hagen. „Der Status der Beziehungen zwischen Hagen und Modi’in hatte sich vor Beginn der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen in den zurückliegenden Jahren bereits deutlich positiv entwickelt“, berichtet Clara Treude aus der Pressestelle der Stadt.
Gegenseitige Einladungen: Ein Treffen soll bald folgen
Seit Schulz’ erster Wahl im Jahr 2014 gab es mehrfach schriftlichen Kontakt, verbunden mit gegenseitigen Einladungen zu einem persönlichen Kennenlernen in Hagen bzw. in Modi’in.
In seinem jüngsten Schreiben vom 19. Mai hat Modi’ins Oberbürgermeister Haim Bibas die Einladung an Schulz erneuert: „Wir freuen uns sehr darauf, Sie hier bei uns in Israel begrüßen zu dürfen, sobald die Umstände dies wieder erlauben.“
„Ich hoffe inständig, dass die Angriffe und das furchtbare Blutvergießen schnell ein Ende finden und sich auf allen Seiten sehr bald die friedliebenden Kräfte durchsetzen können. Die Bürger Hagens sind in diesen schwierigen Zeiten in Gedanken bei den Menschen in ihrer Partnerstadt Modi’in. Wir denken in langjähriger Verbundenheit an Sie und beten für die Menschen in unserer Partnerstadt“, hatte Schulz an Bibas geschrieben. Bibas dankte ihm daraufhin im Namen aller Einwohner seiner Stadt, die von der Hamas ebenfalls unter Raketenbeschuss genommen wurde.