Menden. Studie bezweifelt Wirksamkeit. Bei Anschaffung für alle 378 Klassenräume in Menden wären zwei Millionen Euro fällig. Wie entscheidet die Politik?
Die Anschaffung von mobilen Luftfilteranlagen für Klassenräume in der Coronazeit lehnt die Mendener Stadtverwaltung weiterhin ab. Bevorzugt werden stattdessen fest installierte Lüftungsanlagen, deren Einbau für einige Schulgebäude bereits beauftragt ist. An dieser Haltung ändern auch die Anträge von CDU und FDP für den Schulausschuss am kommenden Dienstag (ab 17 Uhr öffentlich im Ratssaal) nichts, die auch die Anschaffung von Luftfiltern fordern. Die Grünen wollen unterdessen den Weg mit den fest eingebauten raumlufttechnischen Anlagen (RLT) weitergehen.
Förderbescheide für fest eingebaute Anlagen liegen vor: Fertigstellung 2022
Derzeit ist der Immobilienservice Menden mit dem Umbau vorhandener Lüftungsanlagen beschäftigt: Für die ehemalige Hauptschule Lendringsen, die Sporthallen der Nikolaus-Groß-Schule, des Hönne-Gymnasiums und der Bonifatius-Schule liegen die Förderbescheide bereits vor. Der Umbau der vorhandenen RLT-Anlagen soll 2022 fertiggestellt sein. Die Gesamtschule Menden besitzt für das neue Haus III bereits eine solche Anlage. Der Erweiterungsbau des Gymnasiums an der Hönne soll mit dezentralen Lüftungsgeräten ausgestattet werden.
Mobile Lüfter für alle 387 Klassen würden zwei Millionen Euro kosten
Der MK-Städtevergleich
Eine Nachfrage bei den Kommunen des MK hat laut der Stadtverwaltung Menden ergeben, dass die Stadt Balve aufgrund einer politischen Entscheidung Geräte flächendeckend beschafft hat.Die Städte Halver, Lüdenscheid sowie der MK haben Geräte für Räume der Kategorie 2 beschafft. Das sind Räume mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit ohne raumlufttechnische Anlage, nur kippbaren Fenstern oder Lüftungsklappen mit minimalem Querschnitt. Meinerzhagen und Neuenrade haben aktuell keine Geräte im Einsatz.
Zu den mobilen Lüftern, die sich auch viele Eltern wünschen, erklärt die Verwaltung, dass ein solches Gerät samt Installation bis zu 5000 Euro koste. Sollte der Schulausschuss die Beschaffung für alle 387 Unterrichtsräume in Menden beschließen, so würde das zwei Millionen Euro kosten. Sollten nur die kürzlich von Schulleitern als problematisch benannten Räume untersucht und gegebenenfalls mit Geräten ausgestattet werden, müssten diese Räume auf ihre Belüftung hin untersucht werden. Wo eine „coronakonforme“ Lüftung nicht sichergestellt ist, wären Luftfiltergeräte zu beschaffen. Für alle 78 Räume kostete das 390.000 Euro. Weiter heißt es: „Diese Kosten würden im städtischen Haushalt verbucht. Mittel stehen dafür nicht zur Verfügung.“ Ob und wie Förderprogramme in Anspruch genommen werden könnten, sei noch nicht bekannt.
Masken und Stoßlüften blieben an den Schulen trotz der Apparate Pflicht
Zur Wirksamkeit benennt die Verwaltung indes Fakten aus wissenschaftlichen Untersuchungen. Demnach belege eine aktuelle Studie des Instituts für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung der Universität Stuttgart aus Juli 2021: Stoßlüften sei zwingend, um die Aerosolkonzentrationen im Unterricht zu senken. Klassenräume müssten auch beim Einsatz von Luftfiltergeräten genauso gelüftet werden wie ohne Geräte. Dazu der Immobilienservice der Stadt Menden: „Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Beschaffung von Luftfiltergeräten nicht dazu führt, dass die Schülerinnen und Schüler in diesem Winter im Klassenraum auf eine Jacke, Mantel oder Decke verzichten können.“
Uni-Studie: Lüfter wären in der Klasse auf Dauer zu laut
Die Studie sage weiter, dass der Einsatz mobiler Luftreiniger grundsätzlich nicht zu empfehlen sei, da sie „aller Voraussicht nach nicht langfristig von den Nutzern akzeptiert werden“. Denn auf Dauer sei die Geräuschbelastung zu groß und die Luftgeschwindigkeit der Raumluftströmung zu hoch. Nur „in begründeten Einzelfällen“ würden mobile Lüfter als sinnvoll angesehen.