Lennestadt. An den Grundschulen Grevenbrück und Bilstein sollen Kinder künftig länger betreut werden. Die Grünen kritisieren die hohen Kosten in Bilstein.
56.000 Euro, damit 25 Kinder in Bilstein vom Schulschluss bis 14 Uhr betreut werden können. In Grevenbrück fallen für dasselbe Angebot nur 4000 Euro an. Für die Grünen steht das in keinem Verhältnis. „Für uns gilt der Grundsatz: Wo Schüler sind, soll es auch Betreuung geben“, betonte die Grünen-Stadtverordnete Christa Orth-Sauer zwar am Dienstag im Schulausschuss der Stadt Lennestadt, schränkte aber ein: „In Bilstein können wir das aber nicht mittragen.“ Im Ausschuss blieben die Grünen mit dieser Ansicht aber allein, alle anderen Fraktionen stimmten für den Ganztagsausbau an beiden Standorten.
Die Schwierigkeit in Bilstein: Im Grundschulgebäude besteht nicht genügend Platz, um das Betreuungsangebot auszubauen. Bei einem Ortstermin verständigten sich Politik, Schule und Kirchengemeinde daher darauf, das Pfarrheim zu nutzen. Dort müssen nun aber zunächst Flucht- und Rettungswege hergerichtet werden, wofür 20.000 Euro anfallen. Hinzu kommen 36.000 Euro für den Ausbau des Betreuungsangebotes auf 45 Betreuungsplätze, von denen 25 bis 14 Uhr benötigt werden.
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„Das ist eine hohe finanzielle Belastung, die mir bei der Besichtigung so nicht bewusst war“, erklärte Christa Orth-Sauer im Ausschuss, „und das bei einer Schule, bei der man nicht weiß, wie es weitergeht.“ Denn die Prognose der Schülerzahlen zeige, dass in den kommenden Jahren wohl nicht genügend Erstklässler eingeschult werden, um eine ganze Klasse bilden zu können.
„Das ist verwunderlich“, wollte Gregor Schnütgen (CDU) die Grünen-Argumentation nicht hinnehmen. „In Bilstein gibt es eine gesicherte Schule als Teilstandort und solange wir derzeit in die Zukunft gucken können, ist dieser Standort auch gesichert.“ Die Pfarrheim-Lösung sei „die günstigste, die man sich überhaupt vorstellen kann“, stellte er die Kosten für einen möglichen Anbau oder eine Container-Beschaffung gegenüber. „Die Schule erfüllt ihren Zweck und nimmt keiner anderen etwas weg.“
Erklärung für große Kostenunterschiede
Bürgermeister Tobias Puspas betonte: „Wir wollen mit diesem Beschluss den aktuellen Bedarf decken und nicht unsere Schullandschaft grundsätzlich umbauen.“ Zudem müsse die Stadt im Blick behalten, dass ein Rechtsanspruch für Ganztagsbetreuung in Grundschulen eingeführt werde. „Darauf sollten wir uns vorbereiten.“
Die Stadtverwaltung erklärt den großen Kostenunterschied zwischen Grevenbrück und Bilstein unter anderem damit, dass die Schülerinnen und Schüler im Pfarrheim in Bilstein auf zwei Etagen betreut werden, so dass dort ein anderer Personalschlüssel angewandt wird. Zudem müssen die Betreuungskräfte den Weg zwischen Schule und Pfarrheim beaufsichtigen und bieten in Bilstein anders als in Grevenbrück auch eine Hausaufgabenbetreuung an, so dass der Personalaufwand weiter steigt.
Für die SPD hatte Maximilian Ellinger zuvor bereits klargestellt, dass seine Partei zwar weiterhin ein „Freund privilegierter Grundschulstandorte in den großen Orten sei“, in diesem Fall aber „die Notwendigkeit für die Kinder in Bilstein und Grevenbrück sieht“. Auch Rita Balve-Epe (CDU) verwies auf eine Elternumfrage, die den Bedarf belege.