Kreis Olpe. Die neue Coronaschutzverordnung war ein Hoffnungsschimmer für die Gastronomie, aber Brauchtumszonen wie am Rhein wird es im Kreis nicht geben.
„Endlich mal gute Nachrichten für uns“, sagt Oliver Mester. Der rührige Gastwirt aus Oedingen meint die neue Coronaschutzverordnung, die seit Mittwoch in NRW gilt. Die hat nicht nur bei den Gastronomen in den rheinischen Narrenhochburgen einen Hoffnungsschimmer geweckt. Dass vielleicht doch von Altweiber bis Veilchendienstag in so genannten „sicheren Brauchtumszonen“ zwanglos gefeiert, getanzt und vielleicht auch gebützt werden kann wie früher. „Es wäre toll, wir könnten Altweiber unter 2G plus richtig feiern, natürlich mit Hygienekonzept und Einlasskontrolle“, sagt Oliver Mester.
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Aber: Sich jetzt schon Gedanken über ein passendes Altweiberkostüm zu machen, dafür ist es wohl noch zu früh. Denn einmal mehr hat die Landesregierung in Düsseldorfer mit ihrer neuen Verordnung für reichlich Verwirrung gesorgt. Die Ordnungsbehörden im Kreis grübeln intensiv, was geht und was nicht.
Unklare Formulierungen
Nach der neuen Verordnung sind private Feiern mit Tanz sowie Karnevalsveranstaltungen und vergleichbare Brauchtumsveranstaltungen in Innenräumen unter 2G plus erlaubt, wenn alle, auch Geboosterte, frisch getestet sind. Weiter heißt es: „Die zuständigen kommunalen Behörden können für die ausgewiesenen sicheren Brauchtumszonen Regelungen festlegen, etwa eine örtlich und zeitlich begrenzte Verpflichtung zum Tragen einer medizinischen Make, Kapazitätsbegrenzungen für gastronomische Einrichtungen und zusätzliche Maskenpflichten in Innenräumen.“
Was heißt das? Kann oder muss oder wie? Ingo Wirth, Leiter des Lennestädter Ordnungsamt, ist sich nicht sicher: „Wir prüfen noch. Diese Verordnung ist eigentlich nur für die karnevalistischen Hochburgen gemacht.“ So sei unklar, ob in den Brauchtumszonen nun eine Maskenpflicht gilt oder nicht und ob man jede Gaststätte zu einer Brauchtumszone erklären könne. Er will sich mit den anderen Kommunen absprechen.
Allgemeines Unverständnis
Auch dort überwiegt Unverständnis über die neuen Regeln, insbesondere über den Brauchtumsparagrafen. Viele Kommunen haben das Thema bereits abgehakt.
„Das kann ich nicht nachvollziehen. Erst rein und dann wieder raus aus den Kartoffeln. Das kommt für uns nicht in Frage“, sagt Wendens Bürgermeister Bernd Clemens. Alle hätten sich darauf eingestellt, dass kein Karneval gefeiert werden könne. In Wenden konzentriere man sich auf die Kirmes im Sommer, dann hoffentlich mit vernünftigen Regeln.
Drolshagens Bürgermeister Uli Berghof rechnet in seiner Stadt nur mit vereinzelten privaten Feiern, auch in Gaststätten: „Wir als Stadt werden keine Brauchtumszonen einrichten, es sei denn, Vereine kommen auf uns zu.“ Claudia Heite, Drolshagener Leiterin der Abteilung Sicherheit und Ordnung: „Da die Dräulzer Weiberfastnacht auf den Umzug und große Feier im Festzelt Lohmühle verzichtet, rechnen wir nicht mit einer anderen größeren Veranstaltung.“ Eine Brauchtumszone gelte aus ihrer Sicht auch nur für eine Veranstaltung im Freien: „Eine solche Zone müsste dann gesondert ausgewiesen und angemeldet werden. In dieser Zone kann dann unter besonders strengen Auflagen gefeiert werden, die auch zu kontrollieren wären.“
Kein Antrag auf Brauchtumszone
Ähnlich bewertet die Situation Olpes Beigeordneter Thomas Bär: „Es liegt kein Antrag auf Einrichtung einer Brauchtumszone vor und die Stadt wird von sich aus keine einrichten.“ Für die Kneipen würden an Karneval die gleichen Regeln gelten wie jetzt auch. Bär: „Die Leute haben sich damit abgefunden. Wer wirklich feiern will, fährt vermutlich nach Köln. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in Olpe viel los sein wird.“
Auch in Attendorn wird es, Stand heute, keine Brauchtumszone geben, erklärt Danica Struck auf Anfrage. Sie sagt: „Das ist eine gut gemeinte Grenze, die sich die Karnevalshochburgen ausgedacht haben und sicherlich viele Menschen anlockt. Aber diese Regelung auf eine so kleine Kommune wie unserer herunterzubrechen, ist kaum möglich.“ Zumal der in der Hansestadt beliebte Straßenkarneval an Rosenmontag und Veilchendienstag längst abgesagt ist.
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Auch unter den Gastronomen gibt es geteilte Meinungen. Einigen ist das Risiko zu groß. Stefan Kranz, Wirt des Gasthauses in der Attendorner City, kann sich noch gut an die Karnevalstage in der Vor-Corona-Zeit erinnern: Eine Woche Party Nonstop. „Da hatten wir jeden Abend einen DJ da und haben kräftig gefeiert.“ Jetzt wäre es möglicherweise wieder möglich, doch Kranz wiegelt ab: „Wir werden ein bisschen Karnevalsmusik im Hintergrund laufen lassen und unser Lokal entsprechend schmücken, aber keine große Feier machen. Das ist uns bei den aktuellen Inzidenzen zu riskant.“ Das Gasthaus inmitten der Attendorner City werde daher über die närrischen Tage „nur“ für das normale Essensgeschäft unter den bekannten Schutzregeln geöffnet haben.
In der Kneipe sicherer
Sollte es mit einem bunten, fröhlichen Altweiberball mit maximal 100 Personen im Gasthaus in Oedingen nicht klappen, geht für Wirt Oliver Mester die Welt auch nicht unter. Dann müssen seine Gäste halt an den Tischen feiern. Wer aufsteht, muss Maske tragen und so weiter - wie es die Coronaschutzverordnung vorsieht. Viele Narren werden wohl zuhause feiern. „Da wäre es in der Gastronomie, wo jeder kontrolliert wird und getestet ist, doch sicherer als privat, wo wahrscheinlich kaum einer kontrolliert“, sagt Oliver Mester.