Altenhundem. Auch in Corona-Zeiten wollen die Mitarbeiter des Camino-Trauercafés der Caritas in Lennestadt für Trauernde da sein. Wie sie das machen:

Der Alltag geht für die Mitmenschen weiter, doch bei einem selbst sitzt die Trauer weiter tief. Über den Tod eines geliebten Menschen hinwegzukommen, fällt nicht allen Hinterbliebenen gleich schwer. Eine Anlaufstelle ist hier das Camino-Trauercafé der Caritas in Altenhundem. Da das in Corona-Zeiten nicht mehr vor Ort angeboten werden kann, gibt es jetzt eine telefonische Sprechstunde am ersten Donnerstag im Monat.

Lennestadt: Trauernde in Corona-Zeiten telefonisch unterstützen

Auch interessant

„Bei uns kann man seine Trauer ausdrücken und Unterstützung finden“, sagt Tanja Hilden, Leiterin des Sozialen Dienstes im Caritas Zentrum in Altenhundem. Rita Schauerte, Organisatorin des Trauercafés, ist froh, nun die telefonische Sprechstunde anbieten zu können. „Trauernde sind gerade zusätzlich belastet, das Abschied nehmen gestaltet sich in Corona-Zeiten anders“, erklärt sie. Vertraute Rituale wie das Totengebet, ein gemeinsamer Gottesdienst oder das in den Arm nehmen sind derzeit nicht selbstverständlich. „Es herrscht eine große Unsicherheit“, berichtet Tanja Hilden.

Den Hinterbliebenen fehlt die Unterstützung und auch persönliche Anteilnahme ist derzeit oft schwierig. Wäre da nicht Corona, könnten sie einfach das Trauercafé besuchen. „Zu uns kommen normalerweise überwiegend ältere Menschen, aber auch jüngere“, erzählt Rita Schauerte. Seit vergangenem Jahr ist das nicht mehr möglich. Doch das Bedürfnis, sich auszusprechen ist weiterhin da. „Jedes Schicksal und jede Trauer ist einzigartig“, sagt Rita Schauerte. Normalerweise wird beim Trauercafé jeder Gast im Caritaszentrum persönlich begrüßt und zusammen Abend gegessen. Rita Schauerte und Tanja Hilden hoffen, dass das bald wieder möglich ist.

Lennestadt: Einzelgespräche mit Trauernden nach Absprache auch vor Ort möglich

Auch interessant

Solange wird die Zeit anders genutzt: „Mit der Telefonsprechstunde wollen wir ein Zeichen setzen, dass wir nach wie vor für die Trauernden da sind“, so Hilden. Die Caritas-Mitarbeiter haben sich dabei bewusst für das Telefon als Kommunikationsmittel entschieden. „Das ist jedem vertraut“, sagt die Diplom-Sozialpädagogin. Und so kann man auch immer noch ein Stück von sich zurückhalten, wenn man das möchte.

Rita Schauerte kümmert sich bei der telefonischen Sprechstunde um die Trauernden. 
Rita Schauerte kümmert sich bei der telefonischen Sprechstunde um die Trauernden.  © WP | Ina Carolin Lisiewicz

„Wir bieten nach Absprache aber auch Einzelsprechstunden vor Ort an“, betont Rita Schauerte. Zwei Trauerbegleiter und eine Trauerbegleiterin in Ausbildung kümmern sich dann um den Hinterbliebenen. Das gab es auch schon vor Corona: „Eine Gruppe kann für manche auch überfordernd sein“, erklärt Rita Schauerte. Alle, die am Trauercafé teilnehmen, verpflichten sich, über das Besprochene zu schweigen. Das gilt selbstverständlich auch für die telefonische Sprechstunde.

Lennestadt: Trauercafé und telefonische Sprechstunde ist ein Angebot für jedermann

Auch interessant

„Das Angebot ist offen für jedermann“, sagt Tanja Hilden. In der Regel haben fast alle Trauernden dieselben Sorgen. „Jeder Mensch hat einen gewissen Trauerrucksack“, erzählt Rita Schauerte. Damit meint sie etwa die Unterstützung von Verwandten und Freunden. „Es gibt aber auch die, die keinen mehr haben.“ Sie können nach dem Verlust von keinem aufgefangen werden. Rita Schauerte und Tanja Hilden ist es wichtig, gerade für diese Menschen da zu sein.

„Bei Trauer ist nichts richtig und nichts falsch“, sagt die Koordinatorin des Camino-Trauercafés. Die Anrufer sollen Akzeptanz spüren: „Das, was sie brauchen, ist wichtig und auch ihr Trauerweg der Richtige“, sagt Schauerte. In ihrer Zeit als Koordinatorin des Trauercafés hat sie schon viele schöne Erlebnisse erlebt. Zum Beispiel, dass eine Frau nach dem plötzlichen Tod eines geliebten Menschen im Trauercafé das erste Mal wieder ein Brot essen konnte. Zuvor konnte sie nicht mehr schlucken. „Das hat mich nachhaltig beeindruckt“, erzählt Rita Schauerte. Sie hofft, dass sie den Anrufern in gleicher Weise helfen kann.

Lennestadt: Wie Sie die Trauerbegleiter erreichen können

Angeboten wird die telefonische Sprechstunde immer am ersten Donnerstag im Monat von 16 bis 18 Uhr. Erreichbar sind die Verantwortlichen dann unter 02723/9556 - 8238.

Wer vorher schon mit einem der Trauerbegleiter sprechen oder mehr Infos erhalten möchte, kann sich bei der Caritas-Verwaltung unter 02723/9556 - 0 melden.