Kreis Olpe. Der Kreis Olpe beklagt eine Impfzurückhaltung für den Wirkstoff von Astra Zeneca. Nebenwirkungen offenbar heftiger als Fachleute zugeben wollen:

Landrat Theo Melcher hielt es offenbar für nötig, den Menschen im Kreis Olpe die Angst vor dem Impfstoff von Astra Zeneca zu nehmen: Denn im Arbeitskreis Corona am Mittwoch Abend ließ er die Chance nicht ungenutzt, um seine Position als „Erster Bürger“ des Kreises deutlich rüber zu bringen: „Ich lasse mich seit vielen Jahren gegen Grippe impfen. Diesem Impfstoff wird eine Wirksamkeit von etwa 50 Prozent zugewiesen. Bei Astra Zeneca sind es etwa 70 Prozent. Und ich sage hier ganz deutlich: Ich werde mich, wenn ich an der Reihe bin, mit Astra Zeneca impfen lassen. Vordrängeln werde ich mich allerdings nicht.“

Nachfrage bescheiden

Zuvor hatte Andreas Sprenger, Leiter des Corona-Krisenstabes des Kreises Olpe, einräumen müssen, dass die Nachfrage für eine Impfung mit Astra Zeneca zu wünschen übrig lasse. Obwohl ab Donnerstag, 11. Februar, eine zweite Impfstraße im Impfzentrum in Attendorn ausschließlich für die Impfung mit dem Vakzin des schwedisch-britischen Herstellers in Betrieb sei, sei die Nachfrage bescheiden.

Sprenger: „Wir haben ein Online-Anmeldeportal eingerichtet für die Personen der Priorisierungsstufe 1.“ Gemeint sind die Gesundheitsberufe, beispielsweise Arzthelfer, ambulante Pflegedienste und die Beschäftigten des Rettungsdienstes. Die Anmeldezahl sei überschaubar gewesen und habe bei etwa 300 Impfwilligen gelegen, obwohl 961 Impfdosen zur Verfügung gestanden hätten. Seitens des Landes seien für Montag weitere 870 Astra Zeneca-Impfdosen angekündigt. Mittlerweile seien rund 450 Personen mit Astra Zeneca geimpft (Stand Mittwoch), aber vor allem in der Ärzteschaft und in medizinischen Berufen gebe es Skepsis.

Von Schüttelfrost bis Gliederschmerzen

Auch im Kreis Olpe mehren sich die Beschwerden über die Heftigkeit der Nebenwirkungen, etwa Muskelschmerzen, Fieber oder Schüttelfrost. Eine Mitarbeiterin des DRK berichtet im Gespräch mit unserer Redaktion, dass sie nach der Impfung mit dem Vakzin von Astra Zeneca am vergangenen Freitag den gesamten Samstag zwischen Couch und Bett gependelt sei. „In der Nacht bekam ich Schüttelfrost, dann Fieber, Gliederschmerzen und ich war sehr müde. In so einer Heftigkeit war ich noch nie krank“.

Wie Melcher appellierte auch Sprenger, sich mit Astra Zeneca impfen zu lassen. Er hoffe, dass noch „ein Ruck“ durch die Impfberechtigten gehe. Der Impfstoff sei von maßgeblichen Wissenschaftlern für gut befunden worden. Für die unter 65-Jährigen im Kreis Olpe helfe es nicht, auf Biontech/Pfizer zu warten: „Wer unter 65 ist, muss mit Astra Zeneca auskommen.“

Junker: Häufung nicht bekannt

Harsche Kritik an dem Impfstoff weist auch Stefan Spieren, der ärztliche Leiter des Impfzentrums in Attendorn, zurück: „Es ist Humbug, dass Astra Zeneca schlecht sein soll.“ Und Ulf Ullenboom, Vertrauensapotheker aus dem Kreis Olpe, erklärt: „Beim Impfstoff von Biontech sind fast gar keine Nebenwirkungen bekannt, bei Astra Zeneca können grippeähnliche Nebenwirkungen auftreten. Wir sagen diesen Menschen dann immer, sie sollen an dem Tag ihrer Impfung keine Bäume mehr ausreißen.“

Ähnlich äußert sich auch der Olper Arzt Martin Junker, der gleichzeitig Leiter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) für die Kreise Olpe, Siegen und MK ist: „Mir ist eine Häufung an Krankheitsfällen durch den Astra Zeneca-Impfstoff nicht bekannt. Wie bei jeder Impfung können lokale Nebenwirkungen auftreten. Das zeigt uns doch auch, dass eine Reaktion des Immunsystems erfolgt.“ Deshalb sei es nicht verwunderlich, wenn vereinzelt Arbeitnehmer aus dem Gesundheitswesen nach der Spritze ausfielen.

Inzidenzzahl sinkt nicht

Während die Entwicklung der Inzidenzzahl im Kreis Olpe von um die 70 stabil sei und leider momentan nicht sinke, so der Fachbereichsleiter Gesundheit, Michael Färber, sehe die Situation in den Seniorenhäusern gut aus: „Dort gibt es kein besonderes Infektionsgeschehen.“ Auch in den Krankenhäusern sei die Lage entspannt. Die Quote von nachgewiesenen Mutanten bewege sich auf dem Niveau des Landes NRW. Frank Japes, Fachdienstleiter Gesundheit, konnte am Mittwoch bestätigen: „Heute Morgen gab es aus keinem Pflegeheim im Kreis einen Infektionsfall zu vermelden.“