Kreis Olpe. Immer mehr Kunden zahlen mit Karte statt Bargeld. Das gilt seit Corona auch für Minibeträge. Aber noch hat der runde Euro treue Fans.

Von der guten, alten Deutschen Mark mussten sich die Kundinnen und Kunden schon 2002, also vor fast 20 Jahren, trennen. Mehr und mehr verlieren nun auch Euroscheine -und münzen an Bedeutung. Über die Hälfte aller Kundinnen und Kunden zahlt beim Einkaufen heute bargeldlos mit Karte. Und nicht nur im Einzelhandel, im Restaurant oder an der Tanke, sondern auch beim Frisör und sogar Minibeträge beim Bäcker.

Das Brötchen mit Karte zahlen. Noch vor wenigen Jahren ein Unding, heute keine Seltenheit mehr. Aufkleber wie „Kartenzahlung erst ab 10 Euro“ sind mittlerweile auch verschwunden.

Auch interessant

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich der Trend noch verstärkt. Wenn täglich zu Abstand und Hygiene gemahnt wird, wer will dann noch „schmutziges“ Wechselgeld in die Hand gedrückt bekommen. Der Einzelhandel hat deshalb reagiert. So hat die Bäckerei Hesse ihre Filialen erst nach dem Ausbruch der Pandemie mit EC-Terminals zum bargeldlosen Zahlungsverkehr ausgerüstet, bzw. ausrüsten lassen.

Geringer Aufwand

Der organisatorische Aufwand ist gering. Die Sparkasse AK zum Beispiel macht es ihren Kundinnen und Kunden schon bei der Anschaffung der Cash-Terminals einfach. Bei Bestellung, Einrichtung und etwaigen Problemen stehen die Mitarbeiter mit Rat und Tat zur Seite.

Für jedes Geschäft gibt es individuell zugeschnittene Kostenmodelle, in denen zum Beispiel freie Transaktionen enthalten sind. 2020 bot die Sparkasse spezielle, vergünstigte Corona-Tarife an, um ihre Geschäftspartnerinnen und -partner bei deren Kundenbindung in Pandemiezeiten zu unterstützen.

Auch interessant

Bei der Sparkasse ALK sind in der Geschäftskundschaft aktuell 101 Cash-Terminals für den bargeldlosen Zahlungsverkehr in den unterschiedlichsten Branchen des heimischen Handels und Dienstleistungsgewerbes im Einsatz.

170.000 Transaktionen

Die Zahl der Gesamttransaktionen lag 2020 trotz der coronabedingten Schließungszeiten („Lockdown“) bei rund 170.000, Tendenz weiter steigend.

Auch interessant

Nach Ansicht der Geldinstitute profitieren sowohl Händler bzw. Dienstleister als auch Kunden. „Aufseiten der Händler entfällt vor allem das oft unterschätzte Handling des Bargelds. Die Beschaffung bzw. das Einzahlen von Wechselgeld kostet Arbeitsstunden und Gebühren. Häufig entstehen dort Wettbewerbsnachteile, wo Kundinnen und Kunden die modernen Möglichkeiten nicht nutzen können und zur Barzahlung gezwungen sind“, so die Sparkasse. Für Kundinnen und Kunden dagegen entfalle die Suche nach dem nächsten Geldautomaten, im Portemonnaie ist mehr Platz, an der Kasse geht es schneller und das Bezahlen ist insgesamt bequemer und hygienischer. Das Ziel der Sparkasse ist klar definiert: Das EC-Terminalgeschäft soll weiter ausgebaut werden.

Jüngere zahlen digital

Die jüngere Kundschaft wird’s freuen, denn vor allem sie sind die Trendsetter, die schon heute kaum oder kein Bargeld mehr mit sich herumtragen und auf Karte oder Handy setzten. Bei den Älteren sieht das noch anders aus. „Viele Über-60-Jährige zahlen immer noch in bar“, sagt Veronika Schnell von der Bücherei Hamm in Altenhundem.

Wenn Rita Sondermann (78) aus Olpe einkaufen geht, dann hat sie beides dabei: ihre EC-Karte als auch genügend Bargeld. „Ich mache das gern halb und halb“, sagt sie. „Ganz ohne Bargeld würde mir nicht gefallen. Wenn man immer nur mit Karte bezahlt, verliert man irgendwann die Übersicht.“

Die Bäckerei Paul Hesse in Olpe an der Martinstraße verzichtet noch völlig auf Kartenzahlung. „Das ist bei uns immer wieder ein Thema“, sagt Inhaberin Petra Breuch. „Wir schieben es immer noch so ein bisschen hinaus, wissen aber, dass das irgendwann kommen wird.“ Ein Problem sei es aber nicht. Die Stammkunden seien daran gewohnt. Und auch die meisten anderen Kunden reagieren mit Verständnis. „Die Nachfrage ist aber immer größer“, bestätigt Petra Breuch. „Und der ein oder andere Kunde ist auch dabei, der dann nichts kauft.“

Noch 10 Jahre?

Mit Blick auf die Corona-Pandemie arbeiten die Verkäufer übrigens mit einem separaten Handschuh – über dem eigentlichen Gummi-Handschuh – wenn sie das Geld anfassen. Für Hygiene ist jedenfalls gesorgt.

So wird uns der Euro also wohl noch eine Weile erhalten bleiben. Aber wie lange? Hans-Jörg Reichmann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse ALK, erwartet in etwa zehn Jahren „skandinavische Verhältnisse“. Die europäischen Nordstaaten gelten als Vorreiter bei der Digitalisierung, auch im Finanzsektor. 95 Prozent der Bevölkerung zahlen dort bereits bargeldlos.