Fröndenberg/Dortmund. Im Prozess wegen sexuellen Missbrauchs hat die Mutter des Opfers ausgesagt. Der Angeklagte sei für ihr Kind wie ein „Ersatzvater“ gewesen.

Bei der Fortsetzung des Prozesses gegen einen Mann aus Fröndenberg wegen schweren Kindesmissbrauchs hat nun die Mutter des mutmaßlichen Opfers ausgesagt. Sie berichtete, wie das Mädchen unter den Folgen der Taten leidet.

Dritter Verhandlungstag vor dem Dortmunder Landgericht. Einem 57 Jahre alten Mann aus Fröndenberg wird vorgeworfen, mehr als zweieinhalb Jahre zwischen 2018 und 2020 ein Mädchen schwer sexuell missbraucht zu haben. Auf seinem Computer fand die Polizei Hunderte Nacktfotos der zum Zeitpunkt der ersten angeklagten Taten Zwölfjährigen. Beim vergangenen, zweiten Verhandlungstag hatte der Beschuldigte alle Vorwürfe eingeräumt.

Bekannt seit vielen Jahren

Nun war die Mutter des Opfers als Zeugin geladen. Die 39-Jährig berichtete, dass sie den Angeklagten schon seit mehreren Jahrzehnten kenne. Ihre Tochter sei mit dem Mann deshalb quasi schon von Geburt an vertraut gewesen. „Das Verhältnis war eigentlich gut", blickte die Frau auch auf die Zeit vor den Tatvorwürfen zurück. Der Bekannte, mit dem sie freundschaftlich eng verbunden war, sei für ihr Kind gar wie ein „Ersatzvater“ gewesen, solche Täten hätte sie ihm freilich nie zugetraut. Auch das Mädchen habe immer einen engen Kontakt zu ihrem späteren Peiniger gepflegt. Sie war oft beim ihm zu Besuch, mochte es vor allem, Zeit mit seinen Tieren zu verbringen.

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Das zeigt das Ausmaß, wie hier womöglich ein Vertrauensverhältnis ausgenutzt wurde. Hin und wieder habe das Mädchen auch alleine bei dem Mann übernachtet, berichtete die Mutter vor der Großen Strafkammer am Dortmunder Landgericht. Äußerlich wirkte sie dabei sehr gefasst. Ohne sichtbare Regung verfolgte auch der Angeklagte die Schilderungen, blickte seine Bekannte die ganze Zeit über nicht an. Nur einmal schüttelte er leicht mit dem Kopf und wollte später zu einer kurzen Bemerkung ansetzen, bevor er von seiner Pflichtverteidigerin abgehalten wurde.

Bedrückende Schilderungen der Mutter über die Folgen für ihre Tochter

Bedrückend waren an diesem Verhandlungstag vor allem die Schilderungen der Mutter darüber, was der schwere sexuelle Missbrauch in ihrer Tochter ausgelöst habe. „Sie will seitdem nicht darüber sprechen", sagte die Mutter. „Sie zieht sich zurück.“ Probleme in der Schule und bei Sozialkontakten sowie Schlafstörungen kämen erschwerend hinzu. Das Opfer selber war an diesem Verhandlungstag nicht anwesend, der Teenager war aber zum Prozessauftakt nach Dortmund gekommen.

Zwei weitere Termine

Als Zeugen sollen noch Bekannte des Angeklagten vernommen werden wie auch Polizeibeamte, die bei ihm die Wohnungsdurchsuchung vornahmen.Im Haus des Mannes in Fröndenberg wurde dabei im Keller auch eine große Cannabisplantage gefunden. Vorläufig sind noch zwei weitere Termine angesetzt.

Der Rechtsanwalt des Mädchens für die Nebenklage hatte beim letzten Termin angedeutet, seine Mandantin wolle möglicherweise von sich aus eine Aussage machen, um die Vorfälle zu verarbeiten. Das war dieses Mal aber kein Thema. Und durch das Geständnis des Beschuldigten könnte ihr eine Aussage wohl eigentlich auch erspart bleiben.

Aus heiterem Himmel von Taten erfahren

Ein Thema war noch, wie diese massiven Vorwürfe überhaupt ans Licht kamen. Dazu berichtete die Mutter des Mädchens: Ein gemeinsamer Bekannter von ihr und dem Beschuldigten habe sie 2020 wie aus heiterem Himmel darauf hingewiesen, er müsse ihr etwas ganz Wichtiges erzählen. Und dann habe er von dem Missbrauch des heute 57-Jährigen berichtet. Außerdem habe er selbst auch die Nacktbilder des Opfers bei ihm gesehen. Der Angeklagte hatte beim letzten Termin ausgesagt, außer ihm habe die Fotos niemand zu Gesicht bekommen.

Das mutmaßliche Opfer soll den Missbrauch zunächst sogar der Mutter gegenüber bestritten haben, wohl aus Angst wegen Drohungen durch den Täter, er werde ihrer Familie etwas antun. Dann aber offenbarte sich der Teenager doch gegenüber Familie und Polizei. Was im November 2020 zur Festnahme des Fröndenbergers führte.