Wenden. Elf Lehrer und zwei Lehrerinnen sind „ehrenwerte Mitglieder“ m Verein „VzPzB“ in Wenden. Werner Busse ist Präsidialbevollmächtigter.
Der „VzPzB“ ist ein außergewöhnlicher Verein. Er feiert in diesem Jahr 40-jähriges Jubiläum. Hinter der Abkürzung verbirgt sich der Name „Verein zur Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen“. Der nicht eingetragene Verein setzt sich aus sechs aktiven und sieben passiven Lehrerinnen und Lehrern der Konrad-Adenauer-Hauptschule und der Nachfolgeschule, Gesamtschule Wenden, zusammen. Sie nennen sich „ehrenwerte Mitglieder“. Leiter des Vereins ist Werner Busse, der als Präsidialbevollmächtigter fungiert.
Frage: Worum geht es in dem Verein?
Busse: Dieser etwas eigenwillige und eingeschworene Verein hat sich Humor, Kollegialität im beruflichen Alltag, Geselligkeit und Begeisterung für den Bundesliga-Fußball auf die Fahnen geschrieben. Wöchentlich werden schon seit 40 Jahren die Bundesligaergebnisse getippt. Mit den Tippeinsätzen finanziert der VzPzB seine ‚Bildungsfahrten‘, nämlich gelegentliche Besuche von Bundesligaspielen mit geselligem Rahmenprogramm.
Frage: Es ist also ein Zusammenschluss humorvoller Pädagogen?
Busse: Der VzPzB versteht sich auch als Parodie des deutschen Vereinswesens und Beamtentums, schmückt sich protzig unter anderem mit einer Satzung, einer Hymne, einem Autoaufkleber und einer schon 30 Jahre alten Vereinsfahne. Karikierende Übertreibungen bei Formalitäten, eine Vielzahl von Ämtern und Funktionen und häufige Beförderungen in diesen Ämtern sowie Wahlen in den überaus lebhaften Jahreshauptversammlungen werden auf die Spitze getrieben.
Frage: Was gibt es zum Beispiel für Ämter?
Busse: Einen Oberfinanzrat, einen Winterwanderwegewart, einen Frischlingswart oder einen Hymnenwart.
Frage: Es gibt sogar den Posten des Getränkewartes, der derzeit vakant ist.
Busse: Raimund Clemens hat mal gesagt: Wir sind ein komischer Verein, nehmen nicht alles ernst, wollen aber ernst genommen werden. Bei uns hat jeder einen Posten. Da ist viel Blödsinn dabei, aber auch viel Ernsthaftigkeit. Wenn das mit den Getränken nicht funktioniert oder man die Fahne nicht dabei hat, dann muss man das mit einer Runde Bier bezahlen.
Frage: Wie kam es zur Gründung des Vereins?
Busse: 1981 begann eine überschaubare Zahl junger Lehrer (junge Wilde) der Konrad-Adenauer-Hauptschule donnerstags nach Unterrichtsschluss die Spielpaarungen der Bundesliga zu tippen, damals noch analog mit einem Feierabend-Pils in gemütlicher Runde. Diese Treffen entwickelten sich zu einer Institution. Die Zahl der Interessenten nahm zu. Die Gründung des VzPzB im November 1981 war die logische Folge.
Frage: Sie sind Präsidialbevollmächtigter. Gibt es auch einen Präsidenten?
Busse: Raimund Clemens, der 2010 gestorben ist, war der erste und bis zu seinem Tod einzige Präsident des VzPzB. Aufgrund seiner Verdienste und seiner Leidenschaft für den Verein galt es als ungeschriebenes Gesetz, dass er bei jeder Jahreshauptversammlung im Amt bestätigt wurde. Nach seinem Tod wurde das Amt des Präsidenten nicht mehr besetzt. Ich leite den Verein als Präsidialbevollmächtigter, nicht aber als Präsident. Zugleich übe ich die Funktionen des Anordnungswartes und des Oberfähnrichs (Hüter der Vereinsfahne) aus.
Frage: Gibt es auch eine Frauenquote im Verein?
Busse: Anfangs konnten laut Satzung nur männliche Kollegen ehrenwerte Mitglieder des VzPzB werden. Erfreulicherweise sind mittlerweile zwei Kolleginnen, Gaby Bracht und Heike Bozsik-Ose, in den VzPzB eingetreten, so dass die Frauenquote jetzt bei 15,4 Prozent liegt. Der VzPzB würde sich über weitere Bewerbungen interessierter Kolleginnen freuen.
Frage: Wie ist die Altersstruktur?
Busse: Das Alter der ehrenwerten Mitglieder liegt zwischen Lehramtsanwärter und Gründungsmitglied. Michael Olberts ist das einzig verbliebene Gründungsmitglied. Deshalb hat sein Wort im Verein Gewicht. Das Alter umfasst also mehr als zwei Generationen. Ein Beleg dafür, dass die Tradition des VzPzB auch von jungen Kolleginnen und Kollegen fortgeführt wird. Das möge auch weiterhin so bleiben!
Frage: Gibt es auch ein Vereinslokal?
Busse: Marlies und Manfred Schäfer, Schwester bzw. Schwager des verstorbenen Präsidenten, dürfen sich zurecht Vereinswirte des VzPzB nennen. Seit 12 Jahren ist ‚Schäfers Schänke‘ in Hünsborn Tagungsort für Jahreshauptversammlungen und andere Treffen des VzPzB.
Frage: 1991 gab es prominente Glückwünsche für den Verein.
Busse: Ja. Ministerpräsident Johannes Rau persönlich hat dem damaligen Präsidenten des VzPzB, Raimund Clemens, schriftlich zum zehnjährigen Bestehen des Vereins gratuliert.
Frage: Wie wird das 40-jährige Jubiläum gefeiert?
Busse: Wir hatten einen Termin festgemacht und hatten uns auf das Jubiläumsessen beim Landmann gefreut. Aufgrund der hohen Inzidenzzahlen habe ich das aber abgesagt. Wir haben uns jetzt fast zwei Jahre nicht gesehen.