Hohenlimburg. Die Hohenlimburgerin Angela Hass organisiert Verkaufspartys für Dessous und Sextoys. In der Pandemie muss sie auf Online-Events setzen
Wenn man die Hohenlimburgerin Angela Hass sieht, trifft man auf eine fröhliche Ehefrau und Zweifach-Mutter, die in der Pflege arbeitet. Ihren Ausgleich zum Alltag findet sie zwischen Sexspielzeugen und Dessous – denn als Verkäuferin für das Unternehmen „Liebesengel – Toy- und Dessouspartys“ veranstaltet sie Dildo-Partys in fremden Wohnzimmern. Alles fing damit an, als die Hohenlimburgerin im Herbst 2018 eine Sextoy-Party bei sich zuhause veranstalten wollte. Als sie mit einem der „Liebesengel“ ihres heutigen Arbeitgebers spricht, kommt schnell die Idee auf, dass sie selbst als Verkäuferin für das Unternehmen arbeiten könnte. Kurz darauf plant die heute 34-Jährige ihre eigene Party und hat so viel Freude an der Arbeit, dass sie beginnt, neben der beruflichen Arbeit in der Pflege nun auch die sogenannten „Self-Care“-Produkte zu verkaufen.
In der eigenen Haut wohlfühlen
Die erste eigene Veranstaltung fand vor acht Leute im eigenen Wohnzimmer statt. Die Reaktionen ihrer Freundinnen und Familie waren durchweg positiv, wie sie sagt: „Auch meine Oma war dabei und die fand es lustig“, so Hass. „Man muss ja auch immer bedenken: einerseits ist es die intimste Sache der Welt, andererseits das, was uns Spaß bereiten und Leben schenken soll.“
Und weil ihrer besten Freundin nach der Party die Idee so gut gefiel, begann sie, ebenfalls als „Liebesengel“ im Kreis Coesfeld zu arbeiten. Hass hingegen ist in Hagen, im Märkischen Kreis und im Ruhrgebiet tätig. In den vergangenen zwei Jahren habe sie bereits mehr als 20 Partys veranstaltet. Ihre Familie und Freunde wissen, womit sie „nebenbei“ Geld verdient und unterstützen sie: „Wir machen daraus keinen Hehl – manche verkaufen Schüsseln, wir das, was aus ihnen gegossen wird.“
Aber es sind nicht nur Dildos und Spitzenwäsche, die die Hohenlimburgerin an den Mann und die Frau bringt – in ihrem Sortiment gibt es Massageprodukte, Produkte zur dauerhaften Haarentfernung, Beckenbodentrainer und eben Dessous und Sexspielzeuge von verschiedenen Marken – alles, um „Self-Care“ zu betreiben.
Dabei gibt einige Alleinstellungsmerkmale: „Das Besondere bei unseren Dessous ist beispielsweise nicht nur, dass sie eine hohe Qualität aufweisen, sondern in den Größen S bis 6 XL verfügbar sind“, so Hass. „Denn egal, welche Größe eine Frau trägt – sie soll sich in ihrer Haut und in ihrer Wäsche wohlfühlen.“
Und dabei spiele auch das Alter keine Rolle: „Es sind nicht nur junge Menschen, die auf Partys zu Gast sind. Meine älteste Kundin war 72 Jahre alt und auch die hat etwas für das Schlafzimmer gekauft“, so der selbst ernannte „Liebesengel“. „Natürlich hat die Dame das Durchschnittsalter total gesprengt, aber warum sollte das nicht so sein? Es gibt ja keine Altersgrenze, ab der Lust aufhören sollte. Jeder entscheidet für sich, wie wichtig oder unwichtig Sex für ihn ist. Aber ich kann mir vorstellen, dass nach 20 Jahren eine Beziehung auch unter fehlendem Sex leiden kann. Dann kann man das vielleicht mit etwas Hilfe aufleben lassen.“
Online-Alternative in der Coronazeit
Für die Kundenkonstellation auf Partys gibt es generell keine Grenzen – ob Paar-Partys, Junggesellenabschiede oder Mädels-Geburtstage. Dauerkracher im Sortiment gibt es dabei seit Jahren: Haarentfernungsprodukte und Vibratoren. Außerdem besonders: ein Vibrator, der sich über eine App weltweit steuern lässt, erklärt der Liebesengel: „Wenn der Mann auf Montage in Berlin ist, kann er ihn auch von dort aus bedienen.“
Durch Corona ist das Veranstalten von Partys nicht wie üblich möglich. Online biete „Liebesengel“ daher Alternativen an, bei denen Teilnehmerinnen und Teilnehmer per „WhatsApp“ Produktvideos erhalten oder eine Party per Videokonferenz buchen können. Diese Veranstaltungen seien kostenlos. „Das hat den Vorteil, dass man zeitlich total flexibel ist, aber auch, dass Leute, die sich sonst vielleicht nicht trauen, jemanden in die eigene Wohnung einzuladen, jetzt in Jogginghose ganz entspannt vor dem Fernseher sitzen und sich die Produkte auf Distanz anschauen können“, so Angela Hass.
Und die Corona-Pandemie bringt noch eine weitere Veränderung mit sich: „Der Verkauf von Sexspielzeug ist enorm angestiegen. Womit das letztlich zusammenhängt, ist nicht sicher, aber die Lust scheint den Menschen auch in der Pandemie nicht zu vergehen.“ Doch obwohl Sex einerseits als „das natürlichste der Welt“ gelten solle, sei es häufig immer noch absolutes Tabu-Thema. Verständnis dafür hat die Hohenlimburgerin allemal, doch sie erkennt auch Fortschritte:
„Selbst, wenn Sex in der Gesellschaft noch stark tabuisiert ist, können die Leute sich vielleicht manchmal daran erinnern, dass wir in erster Linie Spaß in ihr Wohnzimmer bringen wollen. Es gibt häufig Menschen, die vorher skeptisch und am Ende vom Konzept begeistert sind.“