Olpe. Nach drei Jahren Regentschaft wird es aller Voraussicht nach im Juli einen Nachfolger von Olpes Schützenkönig Wilhelm Rücker geben.
Wilhelm Rücker ist Sparkassendirektor und aktueller Schützenkönig in Olpe. Für ihn gibt es derzeit zwei gute Nachrichten. Zum einen erhielten die Pyramis Immobilien-Entwicklungsgesellschaft und die Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden den Zuschlag bei der Konzeptvergabe des Balcke-Dürr-Geländes in Rothemühle. Zum anderen soll am dritten Juli-Wochenende das Schützenfest auf dem Olper Ümmerich über die Bühne gehen. Dann kann sich Regent Rücker endlich gebührend feiern lassen.
Wie groß war die Freude bei der Sparkasse über den Zuschlag bei der Konzeptvergabe für das Balcke-Dürr-Gelände?
Natürlich freuen wir uns über die breite Zustimmung, schließlich haben wir uns ja ganz bewusst für diese Riesenaufgabe beworben. Gleichzeitig haben wir aber auch Respekt vor der Herausforderung und auch vor der Leistung des anderen Bewerbers, der überhaupt erst einmal Schwung in die Angelegenheit gebracht hat. So ein Projekt für die Region stemmt man nicht mal so eben nebenher. Und es ist neben Gestaltungsmöglichkeiten auch mit vielen für uns neuen Fragestellungen verbunden.
Wie kam es zum Kontakt mit Pyramis?
Wir waren mit der Stadt Drolshagen in Gesprächen über innovative Möglichkeiten zur Baulandentwicklung. Einer der Gesprächspartner war auch die Pyramis Immobilien Entwicklungs GmbH. Wir haben schnell ein gemeinsames Verständnis entwickelt und die Kooperation für die Genossenschaft „Land.Leben.Drolshagen.“ besiegelt. Dabei entstand auch die Idee, für das zeitgleich in Wenden eröffnete Konzeptvergabeverfahren eine zusätzliche Alternative für die Weiterentwicklung des Balcke-Dürr-Geländes zu erarbeiten.
Wie ist die Sparkasse an der Projektgesellschaft beteiligt?
Neben der Pyramis Immobilien Entwicklungsgesellschaft GmbH sind wir zweiter Gesellschafter.
Welche Rolle spielt die Sparkasse bei dem Projekt? Ist sie nur Geldgeber oder greift sie auch in die Planungen mit ein?
Selbstverständlich wollen wir den Unternehmen, die dort ihre neue Werkstatt oder ihr neues Büro bauen, Kredit geben. Das ist unser Kerngeschäft. Wir haben den engen Kontakt zu diesen Unternehmen und kennen ihre Wünsche für Vergrößerung und Schaffung neuer Arbeitsplätze sehr genau. Ebenso wie wir den Wunsch vieler Familien nach Baugrundstücken und den eigenen vier Wänden kennen. Deswegen werden wir bei den Planungen darauf achten, dass diese Belange bestmöglich erfüllt werden.
Die Sparkasse betritt mit dem Projekt Neuland. Was waren die Gründe dafür?
Die Sparkasse Olpe Drolshagen Wenden ist ein Unternehmen mit einem öffentlichen Auftrag, das Verantwortung in unserer Gesellschaft übernimmt. Ich meine damit etwa die Kreditversorgung, die finanzielle Altersvorsorge, den Zahlungsverkehr oder die Unterstützung der Vereine. Bei der Schnelllebigkeit und den wachsenden Herausforderungen unserer Zeit fühlen wir uns darüber hinaus verpflichtet, auch an wichtigen Aufgaben des Strukturwandels mitzuarbeiten, hier konkret bei der Entwicklung von neuen Gewerbeflächen und Maßnahmen zur Bedienung der hohen Wohnungsnachfrage. Wenn wir das mit unserer Nähe zu Unternehmen und Bürgern und unseren Kernkompetenzen verbinden können, umso besser. Bei beiden Projekten in Drolshagen und Rothemühle spielen auch ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeitsaspekte eine große Rolle.
Wann werden die Verträge mit der Gemeinde Wenden unterschrieben sein?
Die Gespräche haben begonnen und wir hoffen, alle formalen Voraussetzungen bis zum Sommer abzuarbeiten.
Es heißt, es werden 50 bis 60 Millionen Euro investiert?
Da sind dann sicher auch die Folgeinvestitionen der Unternehmen und der Häuslebauer inbegriffen. Fakt ist auf jeden Fall, dass nicht nur viele neue dauerhafte Arbeitsplätze entstehen werden, sondern auch die Bauphase einen Schub für unsere regionale Wirtschaft bringen kann.
Wann geht es los in Rothemühle?
Neben der Vorbereitung des Kaufvertrages laufen parallel schon jetzt viele weitere Gespräche zur Herstellung der Baureife. Es ist schwierig, dies alles genau vorherzusagen. Aber ich hoffe, dass es nach dem Besitzübergang noch in diesem Jahr sichtbar und erlebbar losgeht.
Anderes Thema: Sind Sie froh, wenn Ihre Regentschaft als Olper Schützenkönig im Juli endet und sie endlich feiern können?
Ich werde es wohl schon vermissen, nicht mehr ständig mit „Majestät“ angesprochen zu werden. Aber im Ernst: Schützenkönig von Olpe ist ein jeder mit Leib und Seele, aber idealerweise eben für 365 Tage. Paul Imhäuser hat kürzlich zu mir gesagt: „Nun hast aber auch Du endlich das Recht, richtiger AK (Alter König) zu werden.“ Recht hat er. Ich hoffe und freue mich sehr auf ein ganz normales Schützenfest nach alter Väter Sitte.
Ein Blick in den Rückspiegel: Wie war die Zeit als Endlos-König?
Na ja, es ging ja ganz normal los. Das erste halbe Jahr war stimmungsvoll und traditionell wie bei meinen Vorgängern, wir hatten einen tollen Schützenball. Dann kam Corona. Königspaar in Warteschleife. Zwischendurch immer mal wieder Hoffnung auf baldigen Neustart mit herzlichen Begegnungen auf Abstand, dann wieder ernüchternder Stillstand. Beeindruckend war für uns aber zu jeder Sekunde die Treue der Olper zu unserem Schützenverein und die Zuversicht und zugleich Sehnsucht, dass wir uns alle bald auf dem Ümmerich wiedersehen.
Was war bisher der bewegendste Moment in Ihrer Zeit als Schützenkönig von Olpe?
Allein diese Frage erzeugt bei mir schon wieder Gänsehaut. Der ganze Tag nach dem Vogelschuss bis spät in die Nacht am Alten Pastorat – ein einziger Traum.
Auf was freuen Sie sich beim Schützenfest am meisten?
Ich möchte gern ein ausgelassenes, ganz normales Schützenfest feiern und es von der ersten bis zur letzten Minute genießen. Und das ohne Krieg in Europa und ohne Corona. Und am Montag gebe ich die Königskette an meinen stolzen Nachfolger weiter.
Glauben Sie, dass das Schützenfest im Juli auf dem Ümmerich nur mit Auflagen gefeiert werden kann?
Vielleicht müssen wir mit ein paar Einschränkungen klarkommen, aber das stört mich nicht im Geringsten, wenn wir uns nur überhaupt alle wieder friedlich und ausgelassen auf dem Ümmerich treffen können.
Sind Sie von Corona bisher verschont geblieben?
Gesundheitlich Gott sei Dank ja. Aber den Beruf, das Privatleben und auch das Ehrenamt hat Corona schon mächtig durcheinandergewirbelt.
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten: Welche wären das?
Zuallererst ein schnelles Ende des sinnlosen Blutvergießens in der Ukraine. Dann wünsche ich mir unser Miteinander mit den selbstverständlichen Begegnungen vor der Corona-Zeit zurück. Und drittens irgendwann in den nächsten Jahren die Meisterschale für den 1. FC Köln.