Kreis Olpe. Durch die Corona-Krise gibt es im Einzelhandel nicht nur Verlierer. Einige Branchen laufen derzeit sogar richtig gut. Auch im Kreis Olpe.
Es ist keine einfache Zeit für den Einzelhandel im
Kreis Olpe
. Nach wie vor ist die Verunsicherung durch die Corona-Krise groß, die Laufkundschaft in den Geschäften hat in den vergangenen Wochen und Monaten nachgelassen. Nicht zuletzt durch die steigenden Infektionszahlen bleiben Kunden häufiger zuhause, tätigen Bestellungen gern online. Und dennoch gibt es einige Läden, die derzeit sogar profitieren. Unsere Zeitung hat sich bei einigen Einzelhändlern im Kreis Olpe beispielhaft umgehört.
Elektronik
Die Menschen haben mehr Zeit zuhause. Das zeigt sich auch bei ihren Einkäufen im Elektrofachgeschäft „Unsere Branche läuft im Moment wirklich außergewöhnlich gut“, berichtet Thomas Corte, Geschäftsführer von Euronics XXL Corte in Attendorn. „Gerade Produkte im Bereich der Haustechnik wie beispielsweise Kaffeemaschinen oder Staubsauger laufen deutlich besser.“ Mit Beginn der dunklen Jahreszeit ist auch der Verkauf im Bereich der Unterhaltungs-Elektronik gestiegen, sagt er. Während die Menschen im Sommer mehr Zeit im Garten verbracht haben, gönnen sie sich nun eher einen neuen Fernseher. „Aber auch alles, was für das Home-Schooling oder Video-Konferenzen benötigt wird, läuft gut“, so Corte. „Zum Beispiel auch Tinten-Patronen, weil vermehrt zuhause gedruckt wurde.“
Auch Händler im Kreis Olpe, die spezielle Produkte zur Eindämmung der Virus-Ausbreitung anbieten, verzeichnen gute Umsätze. Dazu gehört „Enders Heizung Sanitär“. Seit zwei Monaten vertreiben sie den Luftreiniger der Firma Daikin. Mit speziellen Filtern wird die Luft von Viren, Bakterien und Geruchsstoffen gereinigt. „Die ersetzen keine Hygienemaßnahmen“, sagt Sebastian Enders aus der Geschäftsleitung. „Aber die Luft kann durch die speziellen Filter zu 90 Prozent von Corona-Viren gereinigt werden.“ Innerhalb von zwei Monaten wurde das Produkt rund 70 Mal in Olpe und im Umkreis an Firmen und Privatpersonen verkauft.
Spielwaren
Kaum war der erste Lockdown im März da, suchten die Menschen nach Beschäftigung für sich und ihre Kinder – und kauften Gesellschaftsspiele, Puzzles oder Spiele für draußen. „Das zog sich durch den Sommer“, berichtet Uschi Sondermann vom Spielwaren-Laden Sondermann in Olpe. „Also gerade Gesellschaftsspiele und auch Bastelzubehör sowie Waren aus dem Haushaltsbereich waren wirklich sehr gefragt.“ Und die Nachfrage wird nicht geringer. Im Gegenteil. Normalerweise verzeichnet Familie Sondermann zu den Stoßzeiten vor Weihnachten oder Ostern besonders hohe Kundenzahlen. Doch seit Corona kommen kontinuierlich mehr Leute zum Einkaufen. Tatsächlich kommen die Lieferanten kaum nach, erzählt Uschi Sondermann. Gerade habe sie Ravensburger-Puzzle ausgepackt, die sie im April bestellt habe. „Jetzt vor Weihnachten merken wir auch, dass die Menschen früher unterwegs sind, aus Angst, die Läden könnten doch wieder schließen“, sagt sie. „Wir erfahren eine hohe Solidarität. Die Leute kommen lieber zu uns, als online zu bestellen.“
Lebensmittel
Thomas Heße ist Inhaber der „Naturpur Biomärkte Heße“ in Grevenbrück, Altenhundem, Olpe und Siegen. Er zeigt sich angesichts der Corona-Krise zufrieden und spricht von einer Verschiebung vom Groß- zum Einzelhandel. „Im Allgemeinen wird im Lebensmittel-Einzelhandel derzeit mehr umgesetzt, das ist schon so“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Mehr Umsatz heißt aber nicht unbedingt mehr Ertrag, weil einfach der Aufwand höher ist.“ Es seien zwar nicht mehr Kunden, die kämen, aber der Umsatz pro Kopf sei gestiegen. „Kein Restaurant ist offen, es wird zuhause gegessen und der Urlaub fällt auch aus, das merkt man eben“, erklärt Heße. Er stellt außerdem fest, dass die Nachfrage zu Fertigprodukten im Vergleich zu früher gestiegen ist.
Handarbeit
Die Nachfrage nach Stoffen ist gestiegen. Schon im ersten Lockdown, als immer mehr Menschen anfingen, Mund-Nasen-Behelfsmasken zu nähen, berichtet Anke Schulz. Sie ist die Inhaberin vom Creativstudio Attendorn, Fachgeschäft für Basteln und Handarbeit. Tatsächlich ist die Verfügbarkeit bei den Lieferanten weiterhin begrenzt. Während zu Beginn der Krise zunächst nur Baumwollstoffe gefragt waren, fallen die Einkäufe der Kunden nun breiter aus. „Ich habe mich total gefreut, als Kunden auch mal wieder nach Jersey-Stoffen fragten“, so Anke Schulz. „Jetzt nehmen sich die Menschen auch mal größere Handarbeit-Projekte für zuhause vor. Sie haben ja mehr Zeit. Das war im Frühjahr nicht so, was aber vermutlich am Wetter lag.“
Die Inhaberin des Handarbeit-Fachgeschäftes berichtet zwar, dass die Laufkundschaft abgenommen habe, die Kunden dafür aber gezielter zum Einkauf kämen. „Man merkt jetzt auch, dass das Weihnachtsgeschäft angefangen hat“, sagt sie. „Es könnten zwar immer mehr Kunden sein, ich kann mich im Moment aber nicht beklagen.“