Hagen. Bis Sommer 2020 war die Zentrale der Süßwarenkette Hussel in Bathey. Jetzt ist das Unternehmen, das 1949 in Hagen gegründet wurde, insolvent.
Die Corona-Krise bringt nun auch namhafte Süßwarengeschäfte in Bedrängnis – auch das Unternehmen Hussel, bis Mitte 2020 noch mit Sitz in Hagen und einst Keimzeller der Douglas-Gruppe, ist davon betroffen. Denn die mittlerweile zur Deutschen Confiserie Holding (DCH) gehörenden Fachhändler Arko, Eilles und Hussel haben beim Amtsgericht Norderstedt in Schleswig-Holstein vorläufige Insolvenz in Eigenregie beantragt.
Der Geschäftsbetrieb der auf Süßwaren, Kaffee und Tee spezialisierten Geschäfte solle in vollem Umfang weitergeführt werden, teilte der Geschäftsführer der DCH-Gruppe, Patrick G. Weber, mit. Das Amtsgericht sei den Anträgen gefolgt.
Löhne und Gehälter für drei Monate gesichert
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Löhne und Gehälter seien über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert, teilten die beiden vorläufigen Sachwalter Dietmar Penzlin und Tjark Thies mit. Grund für den Schritt seien die Belastungen durch die Corona-Krise.
DCH betreibt nach eigenen Angaben unter den Marke Arko, Eilles und Hussel bundesweit rund 300 eigene Filialen, weitere Filialen und Franchisebetriebe in Österreich und Tschechien sowie rund 4000 Verkaufsstellen im Lebensmitteleinzelhandel und in Bäckereien. Die Unternehmensgruppe beschäftigt rund 1600 Mitarbeiter und erreichte zuletzt einen Jahresumsatz von 140 Millionen Euro.
Zentrale bis zum 31. Juli 2020 in Hagen-Bathey
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Die Zentrale der Süßwarenfirma Hussel in Bathey war am 31. Juli von der Deutschen Confiserie Holding GmbH geschlossen worden. „Diese unternehmerische Entscheidung ist in strategischer Hinsicht wichtig“, hatte Geschäftsführer Patrick G. Weber damals erklärt: „Unter dem Eindruck der aktuellen Situation und den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf unsere Unternehmensgruppe wurde die Entscheidung alternativlos.“
41 Mitarbeiter sind von der Standortschließung betroffen. Die meisten verloren ihren Arbeitsplatz, nur wenigen wurde ein Übernahmeangebot gemacht. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi war die Hussel-Belegschaft nicht gewerkschaftlich organisiert, es habe auch keinen Betriebsrat gegeben.
Süßwarenkette Hussel 1949 in Hagen gegründet
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Die Firma Hussel wurde 1949 von Rudolf Hussel in Hagen gegründet und betrieb schon zwei Jahre später zehn Confiserien. Später gehörte Hussel zur Douglas Holding, ehe der Mutterkonzern die Süßwarenkette 2014 an Emeram Capital Partners verkaufte. Wiederum vier Jahre später kam Hussel zur Arko-Gruppe bzw, zur Deutschen Confiserie Holding.
Hussels Neffe Sven Ecklöh, ab 2002 selbst angestellter Geschäftsführer der Hussel GmbH, hatte einst überlegt, wieder in das Unternehmen einzusteigen. Er betreibt heute einen Rewe-Markt in Hohenlimburg und verkaufte dort bis zuletzt Hussel-Produkte.
Corona-Pandemie hat Branche hart getroffen
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Ecklöh, der einst als „Pralinenkönig“ bezeichnet wurde, hatte bereits im Sommer mit Blick auf den Rückzug aus Hagen in einem Interview erklärt: „Die Pandemie muss die Branche hart getroffen haben. Mit Süßwaren macht man nur zweimal im Jahr, zu Weihnachten und zu Ostern, Gewinn. Im Rest des Jahres werden Verluste eingefahren. Das Ostergeschäft ist wegen Corona fast komplett ausgefallen, da hat Arko vielleicht die Notbremse gezogen. Es ist letztlich eine unternehmerische Entscheidung.“ (mit dpa)