Kreis Olpe. Der Kreis Olpe lockert die Corona-Notbremse, um den Einzelhandel offen zu halten. Unsere Redakteure streiten, ob diese Entscheidung richtig ist.

Die Inzidenz im Kreis Olpe liegt seit Freitag kontinuierlich über 100. Eigentlich müssten die meisten Geschäfte damit wieder schließen. Doch der Kreis nutzt die Möglichkeit aus der Corona-Schutzverordnung, eine Öffnung für Kunden mit einem tagesaktuellen, negativen Testergebnis zu ermöglichen.

In unserer Redaktion gehen darüber die Meinungen auseinander. Das ist das richtige Signal, findet Josef Schmidt. Der Schritt kommt zum falschen Zeitpunkt, entgegnet Thorsten Streber. Das Pro & Contra.

Pro: Tests sorgen für Aufklärung

Redakteur Josef Schmidt.
Redakteur Josef Schmidt. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Bravo, Herr Landrat. Die richtige Reaktion zum richtigen Zeitpunkt. Die Strategie, ausschließlich auf Inzidenzen zu stieren wie das Kaninchen vor der Schlange, ist die verkehrte. Die beiden entscheidenden Zahlen sind die der Verstorbenen und der intensivmedizinisch Behandelten. Die Zahl der ,Corona-Toten’ stagniert bereits mehrere Tage, trotz gestiegener Infizierten-Zahlen, auf den Intensivstationen im Kreis Olpe werden derzeit zwei Patienten behandelt. Wenn Menschen sich mit Corona infizieren, aber entweder gar nicht oder nur leicht erkranken, ist es Unfug, die gesamte Gesellschaft inklusive Handel, Gastronomie und Industrie unter Quarantäne zu stellen. Oder gar von Ausgangssperren zu faseln.

Vermehrte Tests sorgen für weitere Aufklärung, auch im Kreis Olpe. Dass die Kreise endlich die Möglichkeit erhalten, ein Stück weit selbst zu entscheiden, war längst überfällig.

Contra: Das wird nicht gut ausgehen

Redaktionsleiter Thorsten Streber.
Redaktionsleiter Thorsten Streber. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Das wichtigste Prinzip der Corona-Politik könnte ein ganz einfaches sein: Wenn die Fallzahlen sinken, werden Öffnungen und Lockerungen ermöglicht. Steigen die Inzidenzen, müssen die Maßnahmen härter werden. Jetzt haben sich viele Politiker – übrigens entgegen der Mehrheitsmeinung in der Bevölkerung – von diesem Prinzip verabschiedet. Das wird nicht gut ausgehen. Die Fallzahlen steigen schon deutlich. Die Patienten- und Todeszahlen werden mit etwas Verzug folgen, das hat uns das vergangene Jahr gelehrt. Denn durch die Impfungen sind längst noch nicht alle vulnerablen Gruppen geschützt.

Der Wunsch nach Öffnungen, bei den Kunden, aber vor allem natürlich bei den Gewerbetreibenden selbst, ist nachvollziehbar und verständlich. Aber je inkonsequenter wir gegen die Pandemie vorgehen, desto länger wird sie uns erhalten bleiben. Und das können auch die Einzelhändler nicht wollen.