Hagen. Im Bemühen um die Sanierung des Hauses der Kinder in Hagen muss der Kinderschutzbund einen Rückschlag verkraften: erneut ein Wasserschaden.

Vier Monate nach der Jahrhundertflut ist der Kinderschutzbund in Hagen erneut von einem immensen Wasserschaden betroffen. Aus einem offen stehenden Hahn strömten am Dienstag Unmengen an Wasser durchs Haus, durchnässten den Fußboden im Erdgeschoss und fluteten die Kellerräume. „Es ist eine Katastrophe“, stöhnte Manuela Pischkale-Arnold, Leiterin des Kinderschutzbundes in Hagen.

Eigentlich war gestern ein Tag zum Feiern im Haus des Kinderschutzbundes an der Potthofstraße. Denn der Lionsclub Hagen-Asteria, der erste Damen-Lionsclub in Hagen, war mit Präsidentin Annette Willeke an der Spitze gekommen und brachte einen Scheck in Höhe von 50.000 Euro mit. Das Geld war für einen neuen Aufzug gedacht, war doch der alte Lift von der Juli-Flut zerstört worden.

Wasser schießt aus Leitung heraus

Ebenfalls vor Ort war Talha Gündüz, technischer Leiter der Sanierungsfirma Donath aus dem hessischen Dillenburg, die dem Kinderschutzbund nach dem Hochwasser unentgeltlich beim Aufräumen geholfen und zudem acht Wochen lang mehrere Trocknungsgeräte zur Verfügung gestellt hatte, um das durchnässte Haus wieder trocken zu bekommen.

Und Gündüz war es auch, der auf einmal ein Rauschen hörte. Als er der Ursache auf den Grund ging, entdeckte er den offen stehenden Wasserhahn im derzeit geschlossenen Café Kunterbunt, dem zentralen Treff und Veranstaltungsraum im Haus für Kinder. Das Wasser schoss nur so aus der Leitung heraus und verschwand unter den Fliesenplatten und in den wegen der laufenden Sanierung vorhandenen Bodenlöchern.

Als die entsetzte Einrichtungsleiterin mit den Damen des Lionsclubs im Keller nachschaute, wateten sie durch Pfützen und vorbei an durchnässten Wänden. „Es regnete regelrecht von der Decke, und an einigen Stellen stand das Wasser fünf Zentimeter hoch“, so Manuela Pischkale-Arnold.

Schadenshöhe unklar

Natürlich hatte der Fachmann von der Sanierungsfirma den Hahn sofort zugedreht, doch der Schaden war bereits entstanden. Wie lange das Wasser zu diesem Zeitpunkt schon ungehindert aus der Leitung geflossen war, vermochte am Dienstag niemand zu sagen. Zwar war bereits eine Baufirma vor Ort, um das Desaster zu begutachten, doch wie hoch der Schaden durch das ausgetretene Wasser sein wird, ist ebenfalls noch unklar.

Man habe ihr mitgeteilt, dass abermals acht Wochen lang Trocknungsgeräte aufgestellt werden müssten, um die Feuchtigkeit aus Wänden, Boden und Decke zu bekommen, so die Leiterin des Kinderschutzbundes: „Der Schaden ist in jedem Fall riesengroß. Wir hatten das Haus gerade trocken, und jetzt müssen wir wieder von vorne anfangen. Ich bin einfach erschüttert.“

Am Mittwoch soll erneut eine Fachfirma anrücken, um die Wasserleitungen im Gebäude zu überprüfen und eine Druckmessung durchzuführen. Ist ein technischer Defekt für das Unheil verantwortlich? Hat jemand vergessen, den Wasserhahn unterhalb der Spüle im Erdgeschoss abzudrehen? Hat sich gar jemand einen bösen Scherz erlaubt? Diese Fragen werden nun zu klären sein.

Herber Rückschlag

Auf jeden Fall hat der abermalige Schaden den Kinderschutzbund in seinem Bemühen, Kindern und Familien in Hagen bei der Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse zu helfen, weit zurückgeworfen. Schon die Jahrhundertflut im Juli hatte einen Schaden von 300.000 Euro im Gefolge, das Café im Erdgeschoss kann seitdem gar nicht mehr genutzt werden. Auch Corona schränkt die Aktivitäten der Organisation ein.

Trotzdem werden auch in diesen Krisenzeiten viele Kinder und Jugendliche mit Mittagessen versorgt, finden Gruppenangebote und Familienbegleitung statt. Zahlreiche ehrenamtliche Helfer und Spender haben den Verein in dieser schweren Zeit unterstützt. Nun hofft Manuela Pischkale-Arnold weiterhin auf den Beistand der Hagener Bevölkerung, denn sonst wird es der Kinderschutzbund nach diesem erneuten Rückschlag schwer haben, wieder auf die Beine zu kommen.