Bebbingen. Nebenerwerbslandwirt betritt Neuland. Es war nicht einfach, einen Bioferkelproduzenten zu finden. Alle Infos gibt es hier.
Bio-Bauer Bernd ist angetan von den neuen, quirligen Vierbeinern auf seinem Hof in Bebbingen. Der 47-Jährige gerät sogar ins Schwärmen: „Ich muss aufpassen, dass ich nicht vergesse, dass ich auch noch Kühe habe. Wir haben da alle Spaß dran.“ In der Tat: Auch seine Lebensgefährtin Janine und der zweieinhalbjährige Sohn Leonhard sind ganz begeistert von den Bioschweinen in den Ställen. 20 sind schon da, bis September werden es 40 sein.
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„Gerade kleine Biobetriebe sind immer auf der Suche nach Nischen, wie man Biosachen vermarkten kann“, sagt Bernd Eichert. Beschleuniger sei die Pandemie gewesen: „Die hat bei den Leuten für ein gewisses Umdenken gesorgt. Die hat gezeigt, dass wir uns wieder auf regionale Strukturen konzentrieren müssen.“ Der Nebenerwerbslandwirt und seine Janine, die beide im Hauptberuf bei der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen tätig sind, haben überlegt, wie man den Biohof in Bebbingen weiterentwickeln kann. „Irgendwie sind wir dann auf das Thema Schwein gekommen“, erzählt der 47-Jährige. Bioschweine gebe es im Kreis Olpe nur hier und da in Hobbyhaltung, aber Eicherts Mast mit 40 Tieren dürfte wohl einzigartig sein. „Das Veterinäramt war froh, weil sie endlich mal einen Betrieb haben, wo sie zeigen können, wie man so etwas machen kann“, so Bernd Eichert.
Drinnen und draußen
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Der Anfang sei nicht leicht gewesen: „Es gab doch etliche Kleinigkeiten, die wir zu erledigen hatten. Der Stall für die Rindviecher war einfacher.“ Ein Stallbauer aus Österreich lieferte dem Bio-Bauern aus Bebbingen die Einrichtung und das Knowhow. „Es sind vier Buchten für jeweils zehn Schweine entstanden. Im Ökobereich ist es wichtig, einen Auslaufbereich zu haben, damit die Schweine Außenklimareize, wie Regen, Sonne, Wärme und Kälte erfahren. Die Schweine können sich das ganze Jahr über frei bewegen, ob sie rein oder raus wollen. Denen kann es dann auch mal auf den Kopf schneien“, berichtet der Bebbinger. Deshalb wird auch die Getränketechnik im Winter beheizt, damit sie nicht einfriert. In den Ställen gibt es Fressliegebereiche mit einer Mikroklimakiste: „Hier können sich die Schweine im Winter bei Kälte zurückziehen und mit der Körperwärme ein molliges Nest schaffen.“
In den Ställen gibt es zudem Futterautomaten, an denen sich die grunzenden Vierbeiner zu jeder Tag- und Nachtzeit bedienen können. Zusätzlich wird frisches Gras, Heu oder Silo angeboten, das sie sich aus den Raufen holen können. „Das ist auch eine Beschäftigungstherapie gegen das Schwanzbeißen. Im Ökobereich haben die Schweine nämlich alle noch einen Ringelschwanz“, erläutert Eichert.
Robuste Tiere für die Mast
Alles andere als einfach sei es gewesen, einen vernünftigen Ferkelproduzenten auf Ökobasis zu finden: „Wir wollten den Limousin unter den Schweinen haben, was eine robuste Rasse ist und gutes Fleisch liefert. Dann sind wir auf einen Züchter in Ostwestfalen gestoßen.“ Der Eber ist ein Duroc, eine amerikanische Rasse. Das Fleisch sei mit einer feinen Fettschicht durchzogen. Hinzu kommt das Muttertier bei Eicherts Bioschweinemast, eine alte Schweizer Landrasse. „Wir brauchten Tiere, die robust sind. Sie sind ja auch draußen und der Stall ist nicht beheizt“, so Bio-Bauer Bernd. Einen Teil des Futters müsse er dazukaufen: „Wir könnten es auch selber herstellen, aber hier greift ja das Grünlandumbruchverbot.“
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Wenn die Ställe voll sind, wolle man bei zwei Mastdurchgängen ganzjährig Produkte vom Bioschwein anbieten: „Es ist uns wichtig, dass die hiesigen Metzgereien dann auch regionale Produkte anbieten können und wir somit die Struktur, die wir hier noch haben, beibehalten und unterstützen können.“ Im Umkreis von 30 Kilometern habe er keinen Schweineschlachter gefunden. Jetzt werden die gemästeten Tiere nach Altenhundem gefahren. „Sie werden dort geschlachtet, zerlegt und gehen von da aus als Fleischpakete zu unseren Kunden. Das sind Metzger oder Privatleute“, sagt der 47-Jährige, dem selber schon das Wasser im Munde zusammenläuft: „Wir freuen uns auf das erste Kotelett.“
Im Rindviehbereich habe er keine Möglichkeit zur Weiterentwicklung gesehen, weil das Pachtland fehlte: „Jetzt haben wir ein zusätzliches Standbein geschaffen, das auch arbeitswirtschaftlich gut zu handeln ist.“ Bernd Eichert arbeitet in Vollzeit als Haustechniker, seine Lebensgefährtin Janine als Pflegefachkraft.
Nachfrage ist groß
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„Als wir Bekannten von den Schweinen erzählten, haben uns einige wegen des Geruchs doch ein bisschen schräg angeguckt. Aber dadurch, dass der Stall ein großes Luftvolumen hat und die Schweine auf Stroh stehen, bindet das den Geruch. Zusätzlich wird einmal in der Woche der Stall mit Mikroorganismen besprüht. Aber manchmal weht hier doch ein kleiner Duft aus dem Münsterland“, schmunzelt der Bio-Bauer, der betont: „Die Schweine fühlen sich hier sauwohl.“
Klar ist, dass man für Fleisch von Bioschweinen tiefer in die Tasche greifen muss. Schließlich ist die Mastzeit fast doppelt so lang wie im konventionellen Bereich. Aber die Nachfrage nach solchen Produkten ist groß. „Bei der Vermarktung von Bio-Rindfleisch fragten die Leute, wo sie denn Schweinefleisch herbekommen. Die ersten Schweine waren noch gar nicht hier auf dem Hof, da waren sie schon verkauft“, sagt der 47-Jährige.