Grevenbrück. Eine Institution im Gärtnereiwesen ist bald Geschichte: Thomas und Trudi Koch, die Orchideen-Familie aus Grevenbrück, geben ihr Geschäft auf.

Spätestens Anfang Dezember ist wohl endgültig Schluss. Etwas abgelegen vom Grevenbrücker Zentrum, auf dem Hügel zwischen Lindenhof und Wilhelmshöhe, geht dann eine Ära zu Ende. Genauer gesagt eine Orchideen-Ära. Denn die weit über die Grenzen Lennestadts bekannte Gärtner-Familie Thomas (66) und Wiltrud „Trudi“ Koch (63) geben altersbedingt ihr Geschäft auf. Nicht nur der gerade angelaufene Räumungsverkauf macht das deutlich, auch die riesigen, verwaisten Gewächshäuser, in denen ansonsten tausende der wertvollen Pflänzchen ihren Weg ins florale Leben finden.

„Wenn alles verkauft ist, ist Schluss“, sagt Thomas Koch, der mehr als sein halbes Leben der Orchideenzucht gewidmet hat. Der aus Unna in Westfalen stammende Familienvater und seine Frau haben ihre Leidenschaft für die Flora an ihre drei Söhne weitergegeben: „Die sind alle Biotechnologen geworden“, grinst Koch, aber Orchideenzüchter im Sauerland wollte keiner werden.

Eine Orchideen-Kreation der Kochs trägt sogar den Namen der Lennestadt.
Eine Orchideen-Kreation der Kochs trägt sogar den Namen der Lennestadt. © WP | Josef Schmidt

Die Geschichte der Kochs in Grevenbrück begann mit einem Urlaub im Sauerland: Vater Hans Koch, Gärtner und ein Pionier der Orchideenzucht, hatte sich während eines Aufenthaltes in Lennestadt in die Gegend verguckt und wagte den mutigen Schritt, 1984 nach Grevenbrück umzusiedeln und einen alten Bauernhof zu kaufen. „Im ersten Jahr haben wir dann erstmal alles um- und ausgebaut und damit begonnen, Orchideen-Jungpflanzen zu züchten und an Gärtnereien zu verkaufen“, erinnert sich Koch an seine Anfänge im abgelegenen Lindenhof.

Das Geschäft sei von Beginn an international gewesen, „unsere Abnehmer kommen vorwiegend aus den Niederlanden, aber auch aus den USA oder Australien und Mexico.“

Dabei konzentrierten die Kochs sich vor allem auf zwei Gattungen: die haltbare und unermüdlich blühende Schmetterlings-Orchidee (Phalaenopsis) und den sogenannten Frauenschuh (Paphiopedilum).

Mit der Zeit blühte nicht nur eine Orchidee nach der anderen, sondern auch das Geschäft. Wiltrud Koch brachte die bereits erwähnten Söhne zur Welt und baute mit ihrem Mann das Geschäft weiter aus: „Ab März 1989“, erinnert sie sich, „ haben wir mit dem Verkauf an Privatkunden hier in eigenen Verkaufsräumen begonnen.“ Die Gewächshaus- und Verkaufsfläche wuchs von rund 1500 auf heute rund 3000 Quadratmetern.

Entscheidung schon frühzeitig

Dabei habe das Augenmerk besonders auf Qualität gelegen: „Wir wollten uns bewusst von Discounterware abheben“, sagt Thomas Koch. Die Entscheidung, den Ruhestand einzuleiten, fällte das Ehepaar schon vor mehr als vier Jahren: „Eine Orchideenzucht kann man nicht von heute auf morgen ausknipsen, das braucht mehrere Jahre Vorlauf.“ Die Begründung ist eine kleine Lehrstunde, sozusagen das Ein mal Eins der Orchideenlehre: Das Leben einer Orchidee beginnt demnach mit der Auswahl geeigneter Elternpflanzen, geht weiter über die Bestäubung, dem Einbringen in Nährboden, einer Station im Labor und dem Aufwuchs im Gewächshaus, um schließlich im Topf die ersten Blüten auszutreiben. Alles in allem ein langer Produktionsprozess.

Die Zukunft? Hier entstehen gerade exotische Speisepilze.
Die Zukunft? Hier entstehen gerade exotische Speisepilze. © WP | Josef Schmidt

So ganz will Thomas Koch übrigens die Hände doch noch nicht in den Schoß legen: „Wir haben mit einem Brotbaum-Projekt begonnen.“ Rund 10.000 Pflanzen sollen großgezogen und an Gärtnerkollegen verkauft werden.

„Ein klares Jein“

Und auch dann könnte es auf dem „Lindenhof“ weitergehen. Denn der jüngste Sohn der Familie, der 26-jährige Aaron, experimentiere mit der Aufzucht von ausgefallenen Speisepilzen wie Shitake oder Kräuterseitling. „Mal sehen, was draus wird“, lacht Koch und gibt als Antwort auf die Frage, ob die gärtnerische Zukunft der Familie Koch auf dem Lindenhof dann doch noch nicht zu Ende gehe, ein „klares Jein“.