Haspe. Mit einem Wohnangebot am Quambusch verbessert die Stiftung Volmarstein die Versorgungssituation für psychisch Behinderte in Hagen.

Für Menschen mit einer psychischen Behinderung entsteht in Haspe am Quambusch bis zum Jahr 2023 eine gemeinschaftliche Wohneinrichtung. Investor und Bauherr des 4,5-Millionen-Euro-Projektes ist die auf soziale Wohnprojekte spezialisierte Pulheimer „Urwohnen GmbH“, die Entwurfsplanung stammt aus einem Kölner Architektenbüro. Betreiber des Hauses, in dem 24 Menschen in drei Wohngruppen untergebracht werden sowie weitere ambulant Betreute ebenfalls die tagesstrukturierenden Angebote wahrnehmen können, ist die Evangelische Stiftung Volmarstein (ESV).

„Wir werden das komplexe Wohnen in Volmarstein schrittweise auflösen und mehr in die Region gehen – das entspricht letztlich auch dem Gedanken der Inklusion“, macht Ekkehard Meinecke, Koordinator für Projekte der Behinderten- und Jugendhilfe, die Grundidee dieser Einrichtung deutlich.

Angesichts der eklatanten Unterversorgung in Hagen – zurzeit gibt es trotz eines immensen Bedarfs lediglich 64 Plätze ähnlichen Art in der Stadt – seien die Volmarsteiner aufgrund ihrer bestehenden Expertise vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sowie der Stadt Hagen angesprochen worden, ein solches Wohnangebot auf dem Gelände der Evangelischen Kirchengemeinde, wo einst der Zirkus Quamboni seine Zelte aufschlug, in direkter Nachbarschaft zum Waldorfkindergarten zu realisieren.

Großer Garten bietet viele Chancen

Die Einrichtung an der Louise-Märcker-Straße fügt sich harmonisch in das Wohnquartier am Quambusch ein.
Die Einrichtung an der Louise-Märcker-Straße fügt sich harmonisch in das Wohnquartier am Quambusch ein. © ESV | Urwohnen GmbH

„Es entstehen hier gemeinschaftliche Wohnformen mit Einzelzimmern in denen tagesstrukturierende Angebote im Mittelpunkt stehen“, skizziert Meinecke das Grundkonzept. Zu der Anlage gehört auch eine stattliche Gartenfläche mit Fußball- und Boule-Platz sowie Wasserbecken, Obstbäumen und Pflanzbeeten. Wichtig ist den Betreibern vor allem die Botschaft: Das Haus ist keine klinische oder gar akutpsychiatrische Einrichtung – jede Aufnahme wird intensiv geprüft und vorbereitet.

„Psychische Erkrankungen werden in unserer Gesellschaft häufig tabuisiert und Menschen entsprechend auch stigmatisiert“, ist sich Projektleiter Oliver Rausch durchaus bewusst, dass es im Umfeld solcher Wohneinrichtung häufig auch Berührungsängste gibt.

Reaktionen durchweg wohlwollend

Doch bislang seien die Reaktionen der Nachbarn, vorzugsweise auch mit der angrenzenden Kita, durchweg wohlwollend gewesen. Letztlich geht es der ESV darum, Menschen mit psychischen Behinderungen den Weg zurück zu einer selbstständigen Lebensführung zu ebnen.

Das können im nächsten Schritt eine ambulant betreute Wohnform oder sogar ein von professionellen Hilfen unabhängiger Alltag sein. „Üblicherweise“, so Rausch, „ist davon auszugehen, dass die Menschen über einen Zeitraum von einem bis zu mehreren Jahren in der Einrichtung unterstützt werden.“ Das Spektrum reicht letztlich von Bewohnern, die dauerhaft auf eine gemeinschaftliche Wohnform angewiesen sind, bis hin zu Menschen, die es zügig wieder in eine eigene Wohnung zieht.

Jeder Einzelfall wird intensiv beraten

Grundsätzlich werden am Quambusch künftig Frauen und Männer leben, die aus einer psychiatrischen Klinik entlassen wurden, aber noch nicht außerhalb einer Gemeinschaftswohnform zurechtkommen. Dazu zählen auch Fälle von körperlicher oder geistiger Behinderung, die mit einer psychischen Diagnose einher gehen. Dabei gilt, dass jede Aufnahme in der Immobilie am Ende der Louise-Märcker-Straße im Vorfeld von LWL-Verantwortlichen, dem sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt Hagen sowie der zuständigen Klinik intensiv beraten wird.

Im täglichen Miteinander geht es für die psychisch Behinderten zunächst einmal um die psychosozial- pädagogisch-pflegerische Begleitung durch die dort 24 Stunden am Tag präsenten Fachkräfte (Sozialarbeiter, Heilerziehungspfleger, Erzieher, Psychologen, Assistenzkräfte). Neben Gesprächsangeboten, motivierender Unterstützung sowie die Sicherstellung der Medikamenteneinnahme geht es vorzugsweise um gemeinsame hauswirtschaftliche Aufgaben (Einkaufen, Waschen, Kochen etc.), Kreativ-Aufgaben oder auch niederschwellige Arbeitsangebote.

Darüber hinaus steht den Bewohnern die Begleitung zu Sport- und Freizeitaktivitäten, Gartenarbeit sowie die Unterstützung bei Besuchen von Veranstaltungen, Gottesdiensten, medizinischen Terminen oder auch Arbeitstätigkeiten zur Verfügung.