Fröndenberg. Kurzfristige Schulschließungen, digitaler Unterricht und Lern-Defizite. Fröndenberger Schulleiter schlagen Alarm.
Nur noch eine Woche bis zu den Sommerferien. Die Fröndenberger Schulleiter haben nun im Schulausschuss auf das Schuljahr im Zeichen von Corona zurückgeblickt. Sie sprachen von besorgniserregenden Belastungen, aber auch guten Erfahrungen mit der Digitalisierung. Außerdem ging es um die Zukunft mit dem Virus. Mit dabei am Donnerstagabend auch eine „Neue".
Bettina Pries leitet seit dem Frühjahr die Sonnenbergschule in Langschede. Ein Kreis schließe sich damit, erklärte sie am Donnerstag in der Gesamtschulaula vor den Mitgliedern des Schulausschusses. Denn in Langschede begann auch ihre Laufbahn im Schuldienst als Referendarin. Ein gutes Vierteljahrhundert ist das her. Bis zu den Sommerferien ist Pries auch noch kommissarische Leiterin der Bischof-von-Ketteler-Schule in Menden.
Anregung der SPD zur Tagesordnung
Die Coronasituation ist natürlich beiderseits der Ruhr ähnlich herausfordernd. Dafür fand die Pädagogin klare Worte. Der Schulausschuss hatte spontan auf Anregung der SPD einen Tagesordnungspunkt aufgenommen, in dem die vier anwesenden Fröndenberger Schulleiter von der aktuelle Lage in ihren Einrichtungen berichten konnten. Bettina Pries: „Die Kollegen gehen auf dem Zahnfleisch.“
Auch wollte sie mit manchem Vorurteil in der Öffentlichkeit ausräumen, Lehrerinnen und Lehrer hätten während der Schulschließungen entspannt zu Hause sitzen können. „Viele Außenstehende können sich den Arbeitsaufwand gar nicht vorstellen.“ Um den Kontakt zu den Kindern nicht zu verlieren, hätten sich Feierabende oder Wochenende immer wieder in Luft aufgelöst, man wäre quasi rund um die Uhr für die Schützlinge und deren Eltern erreichbar gewesen, so die neue Langscheder Schulleiterin. Fazit: „Wir machen das, um kein Kind zu verlieren. So etwas kann man aber auch nur eine begrenzte Zeit leisten.“
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Das sahen ihre Kollegen der anderen Schulen ähnlich. Auf die erste Schulschließung vor über einem Jahr blickte Hubert Witte, stellvertretender Leiter der Gesamtschule, mit drastischen Worten zurück: „Chaos hoch drei.“ Er kritisierte deutlich, dass Änderungen im Ablauf – also Wechsel von Distanz- zu Präsenzlernen oder umgekehrt – häufig erst sehr knapp von der Landesregierung bekanntgegeben wurden, oftmals am Freitagnachmittag. Insgesamt neunmal habe die GSF einen neuen Stundenplan erstellt. Dank der guten technischen Ausstattung hier habe sogar der ausschließliche Distanzunterricht letztlich besser funktioniert als das Wechselmodell mit seinem großen logistischen Aufwand.
Technisch sei die GSF weit vorne angesiedelt. Die Anforderungen seien aber auch hoch: „Selbst unser Breitband-Internet bricht manchmal noch unter der Belastung zusammen", so Witte. Alle Schulleiter unterstrichen, dass zwar auch Lerndefizite aufgetreten seien, vor allem aber seien nun die sozialen Lücken sichtbar. Hubert Witte: „Die Aufarbeitung der Pandemie wird noch Jahre dauern.“
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Monika Corbach, Leiterin der Overbergschule, konkretisierte: „Den Kindern wurde vor allem das Lernen in Beziehungen genommen.“ Die Rückkehr zum Präsenzunterricht vor wenigen Wochen empfanden alle als Erleichterung. „Aber vieles läuft immer noch mit Handbremse", erklärte Corbach. Viele pädagogische Konzepte und Formen seien immer noch nicht möglich: wie ein unbeschwerter Austausch verschiedener Gruppen, die Lernwerkstatt, das gemeinsame Singen, auch Sport bleibt eingeschränkt. Zur Digitalisierung aber unterstrich Corbach: „Da sind wir weiter als gedacht.“ „Viele Probleme konnte die Sozialarbeit an den Schulen auffangen“, unterstrich Silke Lakrabi, Chefin der Gemeinschaftsgrundschule. Wünschenswert und nötig wäre eine noch größere personelle Ausstattung. Aber die sei wohl schwer umzusetzen, so die Rektorin.
Eine andere gute Nachricht hatte hingegen Ole Strathoff, Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung. Im Rahmen des Digitalpakt Schule sei hier eine Förderung beziehungsweise Anschubfinanzierung möglich. Deshalb bemühe sich die Stadt um eine Fachkraft, die die Schulen weiter bei der Digitalisierung unterstützen kann. „Wir wollen uns um die Fördermittel bewerben.“
Luftfilter nicht die beste Lösung
Dr. Anke Lochmann hatte zuvor in der Einwohnerfragestunde des Ausschusses wissen wollen, wie die Planung für den Herbst mit vermutlich wieder steigenden Infektionszahlen aussehe. Für den Großteil der Schüler bestehe ja auch keine Aussicht auf Impfung. Luftfilter betrachte man nicht als beste Lösung, erklärte Stefan Neuhaus von der Stadtverwaltung auf Lochmanns Nachfrage. Etwa wegen der Lautstärke. Und festinstallierte Geräte in den Klassen sei unverhältnismäßig teuer (Neuhaus sprach von 12 000 bis 15 000 Euro pro Raum) und hätten weitere Nachteile. Nur schlecht belüftbare Räume sollten eine dieser Maßnahmen nutzen. „Wir haben das gründlich abgewogen. Stoßlüften bleibt weiter am besten."