Für eine touristische Offensive am Ufer des Hengsteysees spricht sich WP-Kommentator Martin Weiske aus.
Für den Seepark am Hengsteysee hat ein Jahr wesentlicher Entscheidungen begonnen. Nicht etwa, weil schon allerorten die Bagger rollen, sich die Landschaftsgärtner tummeln oder gar vertraute Gesichter im feinen Zwirn Eröffnungsbänder durchschneiden. Vielmehr gilt es, richtungsweisende Gestaltungsweichen zu stellen und Projekte zu konturieren statt bloß zu fabulieren. Das Ziel dieser Anstrengungen muss sein, dass Hagen möglichst einen Großteil der Kosten aus NRW-Fördertöpfen und nicht etwa aus der chronisch leeren Kasse des Kämmerers deckt. Denn dass sich entlang der Ruhr endlich was tun muss und die Bewahrung des 60/70er-Jahre-Flairs nicht länger als Retro-Charme verklärt werden darf, steht längst außer Frage.
Natürlich hat Baudezernent Henning Keune vollkommen Recht, wenn er klar einfordert, dass Hagen zeitgemäße Attraktionen brauche, um als Freizeit- und Tourismusstandort wieder überregional wahrgenommen zu werden. Drei-Türme-Weg, Freilichtmuseum und Westfalenbad allein sind auf Dauer kein zukunfts- und tragfähiges Konzept. Tatenlos staunt Hagen seit Jahren, wie der Ruhrtalradweg die Menschen an der Stadt und ihren Attraktionen vorbei führt und tröstet sich mit Ruderbootfahrten am Fuße der Hohensyburg und Minigolf-Duellen an der Schwerter Straße. Parallel wird Innovatives wie ein Baumwipfelpfad von der Es-muss-alles-so-bleiben-wie-es-ist-Lobby mit Leidenschaft weggebissen.
Hagener zieht es in die Ferne
Statt Stagnation müssen regelmäßig neue Reize gesetzt werden, um nicht aus der regionalen Wahrnehmung zu verschwinden. Die Menschen haben längst damit begonnen, mit den Füßen abzustimmen und präferieren die Freizeitreviere rund um Kemnader und Baldeneysee oder nutzen die Verlockungen am Herdecker und Wetteraner Ufer. Dort sind in der Vergangenheit längst die stadtplanerischen Hausaufgaben erledigt worden, während am Hagener Harkortsee-Ufer der Stillstand als Konzept gilt.
Natürlich hat das alles seinen Preis. Aber permanenten Geldmangel dafür heranzuziehen, auf lange Sicht gar nichts anzugehen, wird Hagen im Wettbewerb der Städte weiter ins Hintertreffen geraten lassen. Daher darf bei aller lokalen Konkurrenz von Stadtumbau, Verkehrswende, Lennebad-Sanierung oder auch Museumsflickerei die Investitionsperspektive für den Seepark keineswegs verbaut werden.
Politik muss sich zu Kosten bekennen
Oberbürgermeister Erik O. Schulz und Stadtbaurat Henning Keune sind längst zu passionierten Zugpferden einer überfälligen See-Offensive geworden. Jetzt muss sich allerdings im Rahmen der nächsten Etat-Runden noch die Politik bekennen und somit ebenso benennen, wofür in Hagen letztlich kein Geld mehr da ist. Für den Seepark sollte jetzt eine realistische Finanzierungsperspektive geschaffen werden – selbst für den Fall, dass Hagen bei prasselndem Fördergeld-Regen mal wieder im Trockenen steht.