Attendorn/Finnentrop. Die Wehrleute aus Attendorn und Finnentrop hoffen, dass sie bei der Impfpriorisierung nach vorne rücken.

Die kurzfristige Alarmierung erfolgte Karsamstag um 12.10 Uhr. Die Meldung für die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Attendorn lautete „Unterstützung Impfzentrum“. Einsatzende war erst gegen 21 Uhr. Bis dahin sorgten die Brandschützer bei diesem ungewöhnlichen Einsatz für Ordnung rund um das Impfzentrum des Kreises Olpe am Heggener Weg. Auch in den Tagen danach waren von morgens bis abends bis zu neun Mitglieder der Attendorner Feuerwehr im Zweischichtbetrieb vor Ort.

Während ihres Einsatzes wurden Hunderte von Menschen geimpft, die Brandbekämpfer gehörten (noch) nicht dazu.

Im Gegensatz zu anderen Kreisen zählen Feuerwehrleute, die nicht „vollumfänglich dem Rettungsdienst“ zuzuordnen sind, im Kreis Olpe weiter zur Impfpriorisierungsgruppe 3. Das heißt im Klartext: Sie müssen warten, bis sie an der Reihe sind. Das sorgt beim Verband der Feuerwehren in NRW für Ärger. „Unsere Jungs sind mächtig sauer“, kritisierte Bernd Schneider aus Siegen, Kreisbrandmeister und stellvertretender Vorsitzender des Verbandes, in dieser Zeitung.

„Es kann nicht sein, dass die Feuerwehr so weit hinten in der Priorisierung steht“, sagt auch Stadtbrandinspektor Peter Heuel. Der stellvertretende Leiter der Attendorner Wehr ist aber zuversichtlich, dass sich das ändern wird und setzt dabei auf Landrat Theo Melcher: „Er hat ein offenes Ohr für die Feuerwehr und den Katastrophenschutz.“

Schulungsdienst eingefroren

Auch in der Hansestadt ist Corona-bedingt laut Peter Heuel seit Monaten „der komplette Übungs- und Schulungsdienst eingefroren“. Darauf nehmen die Einsätze der Brandschützer aber keine Rücksicht. Bis auf die Atemschutzträger gilt für die Feuerwehrleute Maskenpflicht. Bislang haben sich die Schutzmaßnahmen bewährt. „Alle Einheiten sind voll funktionsfähig geblieben“, berichtet Stadtbrandinspektor Peter Heuel.

Die Feuerwehr aus der Nachbarschaft konnte sich zuletzt über Arbeit nicht beklagen. Gleich mehrfach innerhalb kurzer Zeit wurden die Brandschützer der Gemeinde Finnentrop bei Großeinsätzen gefordert. „Das hat wesentlich besser geklappt, als ich mir das vorgestellt habe“, verteilt Gemeindebrandinspektor Thomas Klein ein dickes Lob an seine Leute. „Die Kameraden haben alles gegeben“, blickt der Chef der Finnentroper Wehr auf die Herausforderungen der letzten Wochen zurück. Das sei nicht selbstverständlich.

Belastungsübung

Der Schulungs- und Übungsdienst auch bei der Attendorner Feuerwehr liegt seit Monaten auf Eis bzw. ist allenfalls in kleinen Gruppen möglich. Deshalb fiel sofort auf, dass zuletzt an einigen Samstagen am Feuerwehrhaus wieder Betrieb herrschte. Die Atemschutzträger des Kreises Olpe mussten aus versicherungstechnischen Gründen bis zum 1. April ihre jährliche Belastungsübung absolvieren. Weil die Atemschutzstrecke in Attendorn Corona-bedingt geschlossen ist, fanden die Übungen im Freien statt. Vorher machten die Wehrleute beim DRK einen Schnelltest.

Auch in der Gemeinde Finnentrop ist lange Zeit nicht geübt worden. Bei unserem Telefongespräch mit Klein meldete sich beim Gemeindebrandinspektor der Alarmmelder. Aber der Heggener konnte schnell Entwarnung geben.

Wie alle Feuerwehrleute wünscht sich Thomas Klein, so schnell wie möglich, zum „normalen Alltag“ zurückkehren zu können. Und dazu gehört es, auf das Impftempo zu drücken. Das gilt auch für die vielen freiwilligen Wehren. „Je eher wir dran sind, umso besser“, sagt Klein. Denn im Einsatz kann es schon mal eng werden. Trotz aller Schutzmaßnahmen und Hygienevorschriften weiß der oberste Brandschützer der Finnentroper Feuerwehr, dass ein „Restrisiko immer dabei ist“.

FFP 2-Masken

Dabei tragen seine Frauen und Männer im Einsatz FFP 2-Masken und bei der Unterstützung der Rettungsdienste – etwa beim Transport von Patienten – spezielle Schutzkleidung. Wohler würde sich Gemeindebrandinspektor Thomas Klein aber fühlen, wenn „alle Einsatzkräfte zügig geimpft“ würden. „Uns sind aber die Hände gebunden“, weist der Heggener darauf hin, dass die Änderung der Impfreihenfolge politisch entschieden werden müsse.

Klare Worte fand Kreisbrandmeister Bernd Schneider aus Siegen, der das Infektionsrisiko seiner Kameraden bei Einsätzen so beschreibt: „Sie begeben sich in Gefahr, und sie fragen nicht danach, ob die verletzte Person in einem Autowrack oder brennendem Haus das Virus hat oder nicht. Sie tun es einfach. Und nach der Arbeit fahren sie zu ihren Liebsten und wissen nicht, ob sie infiziert sind.“