Menden. Wirtschaftsförderung will vom Verkaufserlös im Industriegebiet Hämmer einen Neubau errichten. Rosier will Holding-Zentrale einrichten.
Die Autohaus-Gruppe Rosier mit Stammsitz in Mendenkauft das Mendener Technologie- und Gründerzentrum (MTGZ) von der Wirtschaftsförderungs- und Stadtentwicklungs-GmbH. Der Aufsichtsrat der Gesellschaft hat dem Verkauf nach Informationen dieser Zeitung zugestimmt. Der Erlös soll laut WSG-Geschäftsführer Tim Behrendt „in die Entwicklung eines zeitgemäßen Gründerzentrums im Gewerbepark Hämmer investiert“ werden.
Behrendt: Tragfähigkeit des alten Konzepts stand schon länger in Frage
Bereits zum Jahresbeginn war über die Zukunft des MTGZ und die Tragfähigkeit des aus den 1990er stammenden Konzepts diskutiert worden (die WP berichtete). Die Mendener Wirtschaftsförderung betreibt das Gründerzentrum in der Franz-Kissing-Straße 7 seit dem Baujahr 1993. Seither hat es dort eine Vielzahl an Unternehmensgründungen gegeben. Heute stellt sich die Situation nach den Worten von Wirtschaftsförderer Tim Behrendt allerdings anders dar.
Aktuell kaum noch Gründer im Gebäude, dafür langjährige Mieter
Kaufpreis bleibt unter Verschluss
Das 1993 errichtete Technologie- und Gründerzentrum an der Franz-Kissing-Straße 7 wurde seit Januar 2021 durch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft WSG als Eigentümerin zum Kauf angeboten.Das Gebäude verfügt demnach über fast 1200 Quadratmeter Bürofläche auf einem 4000-Quadratmeter-Grundstück. Das Bürozentrum ist modular aufgebaut und verfügt über Räume ab 30 Quadratmetern, zudem gibt es zwei Seminarräume für Veranstaltungen. Äußerer Anlass für den Verkauf war für die WSG der Ruhestand der langjährigen Verwalterin.Zum jetzt vereinbarten Kaufpreis wurde nichts bekannt.
Der aktuelle Mieterbestand zähle fast keine Gründer mehr, sondern hauptsächlich Mieter, die schon seit mehreren Jahren in einem der beiden Gebäudeteile eingemietet sind. Ebenso gab es in den vergangenen Jahren vermehrt Leerstände, die sich durch die aktive Vermarktung der Büroflächen allerdings auch heute noch beheben lassen. „Wir als Wirtschaftsförderung haben einen kommunalen Auftrag, die Mendener Unternehmen zu unterstützen, allerdings gehört die reine Vermietung von Büroräumen nicht dazu“, erklärt Tim Behrendt. „Um unserem Auftrag gerecht werden zu können, bedarf es für ein Gründerzentrum mehr als nur der Vermietung. Gleichgesinnte Unternehmen müssen zusammengebracht, Kundenprojekte gemeinsam bearbeitet werden. Zudem muss es eine enge Anbindung an Forschungseinrichtungen und auftraggebende Großunternehmen geben.“
Rosier setzte sich unter mehreren Bietern durch: Nähe zum Hauptstandort
Da sich diese zeitgemäßen Anforderungen am jetzigen Standort nicht realisieren ließen, habe man sich zum Verkauf der Immobilie und des Grundstücks entschlossen. In einem Angebotsverfahren hätten sich mehrere Unternehmen und Investoren für den Erwerb des Komplexes interessiert. Durchgesetzt habe sich im Verfahren die Firma Rosier, die ihren Hauptstandort ganz in der Nähe hat.
Neue Arbeitsplätze in der Rosier-Hauptverwaltung kommen nach Menden
„Die Firma Rosier wächst stetig. Durch den Kauf des MTGZ haben wir die Möglichkeit, unseren Flächenbedarf in der Nähe unseres Standortes an der Fröndenberger Straße optimal zu erweitern und neue Arbeitsplätze in der Hauptverwaltung anzusiedeln“, erklärt dazu Geschäftsführer Heinrich Rosier. Die Autohausgruppe zählt demnach aktuell rund 1150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 15 Standorten, davon allein am Standort Menden 240 Beschäftigte.
Neuer Besitzer verspricht: Viele Mieter können noch im Bestand bleiben
Gemäß aktueller Planungen will die Firma laut Heinrich Rosier den Gebäudekomplex als zentralen Standort ihrer Holding-GmbH nutzen. Für die heutigen Mieter bedeute das aber nicht unmittelbar das Aus. „Das, was wir uns langfristig in Sachen Nachnutzung vorstellen, wird mehrere Jahre Zeit in Anspruch nehmen. Zum heutigen Zeitpunkt planen wir lediglich den Bezug eines Teils der Gebäude, sodass viele Mieter noch im Bestand bleiben können.“
Für Gründer „mehr Chancen als Risiken“ dank des geplanten Neubaus
Nach der Abwicklung des Verkaufs werde Rosier den Kontakt zu den Mietern aufnehmen. Für Gründerinnen und Gründer in Menden biete die Veräußerung mehr Chancen als Risiken. Die WSG Menden GmbH plant nach dem Verkauf den Neubau eines zeitgemäßen Gründerzentrums im Gewerbepark Hämmer. „Wir werden uns in den kommenden Monaten dafür einsetzen, dass mittelfristig neue Angebote für Gründerinnen und Gründer durch die WSG entstehen und ein neues Gründerzentrum die heutigen Anforderungen bestens erfüllt“, erläutert der Aufsichtsratsvorsitzende der WSG, Peter Maywald (CDU).
Aufsichtsratschef Maywald: Die Weichen in Richtung Zukunft stellen
Er wolle gemeinsam mit dem Aufsichtsrat bei der strategischen Konzeptentwicklung für das neue Gründerzentrum die Weichen Richtung Zukunft stellen. Solch ein Konzept werde gleichermaßen Gründungswillige, Forschungspartner als auch auftraggebende größere Unternehmen im Umfeld mit einbeziehen.