Haspe. Die Hasper Brauchtumsfamilie bleibt optimistisch: Statt im Juni soll coronabedingt diesmal im Spätsommer die Kirmestradition gefeiert werden.

Zumindest eines steht heute schon fest: Der legendäre Bolzen, schmähliche Auszeichnung für alle Ignoranten der Hasper Brauchtumsbelange, geht in diesem Jahr an „SARS-CoV-2“. Schließlich hat das allgegenwärtige Corona-Virus den Heimatfreunden im Westen der Stadt nicht bloß 2020 übel in den Wachholder-Trunk gespuckt, sondern droht auch in diesem Jahr die Traditionen mächtig durcheinanderzuwirbeln. „Aber wir wollen es zumindest versuchen“, blickt Jörg Bäcker, Präsident des Hasper Heimat- und Brauchtumvereins (HHBV), allerdings nicht auf die vertrauten Juni-Termine, sondern eher in den Spätsommer. „Wir hatten im vergangenen Jahr mit der frühzeitigen Komplett-Absage schon den richtigen Instinkt – vielleicht ist es ja diesmal wieder so“, lässt er sich seinen Optimismus nicht nehmen.

Mai-Feierlichkeiten komplett abgesagt

Der stets lebendige Traum vom Kirmesfestzug

Die Lust auf einen Kirmesfestzug kann die Corona-Pandemie den Hasper kaum verderben. Daher ist angedacht, am Kirmes-Sonntag direkt nach dem traditionellen Kirmesgottesdienst in der evangelischen Kirche Haspe einen humoristischen Umzug mit den Wagen der Symbolfiguren und kleineren Fußgruppen sowie Inszenierungen der Vereine ziehen zu lassen.Die Route dieses deutlich abgespeckten Kirmesfestzuges könnte über Berliner Straße, Kreisel, Voerder Straße, Hüttenplatz sowie Kölner und Swolinzkystraße zum Kirmesfestplatz führen.„Was am Ende möglich sein wird, müssen wir letztlich kurzfristig entscheiden“, hat für HHBV-Präsident Jörg Bäcker in Corona-Zeiten der Schutz der Menschen absolute Priorität. „Aber wir wollen es – Stand heute – zumindest nicht unversucht lassen.“

„Wir brennen“, würde Vize-Präsident Thomas Eckhoff am liebsten gleich loslegen. Doch die anhaltende Ungewissheit der Pandemie lässt die Hasper weiterhin zögern, die Organisationsmaschinerie mit Wucht anzuschmeißen. Zunächst einmal zählt zu den bitteren Wahrheiten des Brauchtumsjahres 2021: Die Mai-Feierlichkeiten werden komplett abgesagt. Stattdessen möchte sich die Kirmesfamilie am 1. Mai lediglich im kleinen Kreis am Kirmesbauer-Denkmal am Hasper Kreisel treffen, um den Nachfolger des amtierenden Zwei-Jahre-Iämpeströters Thomas Wolter – der Name des Neuen ist quasi von Amtswegen noch reine Geheimsache – offiziell vorzustellen. Außerdem soll bei diesem Termin der Kirmes-Pin 2021 präsentiert werden, um zumindest bei den Souvenirs für den guten Zweck dem Corona-Virus schon einmal die Stirn zu bieten.

„Mehr wird zu diesem Zeitpunkt im Jahr kaum möglich sein“, plant das Team um HHBV-Präsident Jörg Becker für den Frühling noch defensiv. Das gilt ebenso für den klassischen Juni-Termindreiklang mit Kirmes-Kommers, Wolkenschieber-Fest und dem 141. Kirmesfestzug – alles abgesagt, so der einhellige Vorstandsbeschluss. Lediglich die Schausteller halten sich noch die Option offen, eine Kirmes zu veranstalten. „Die entsprechenden Genehmigungen sind beantragt, aber letztlich fährt die Branche auch bloß auf Sicht und will sich alle Optionen offen halten“, kann Thomas Eckhoff die Haltung der Fahrgeschäft- und Budenbetreiber nach dem Horror-Geschäftsjahr 2020 gut nachvollziehen.

Mit Feuerwerk und Familientag

Die unter dem Dach des HHBV organisierten Vereine schauen derweil für ihre Brauchtumskultur vorzugsweise auf die Wochen nach den Sommerferien: „Wir setzen für Ende August auf einen Hasper Kirmespark auf dem Ernst-Meister-Platz mit HHBV-Biergarten und einer kleinen Bühne“, muss Bäcker den endgültigen Termin noch mit den Schaustellern abstimmen. Von Freitag bis Montag soll es einen Kirmes-Popup-Park mit Eröffnungsfeuerwerk und Familientag geben, der das Kirmesflair nach Haspe zurückbringen soll.

Eingebettet in das durch Zugangskontrollen und Hygienekonzept gestaltete Kirmesgeschehen wird an dem Samstag das traditionelle Brauchtum gepflegt mit Vereidigung der Wolkenschieber, dem Amtswechsel der Iämpeströter-Würde, Verleihung von Heimatkette, ULK-Orden und Verdienstmedaille sowie den Ritterschlägen für die neuen Wachholderritter. Als wetterfeste Bühne für die Zeremonien wird der Autoscooter dienen – Open-Air und somit coronagerecht.