Haspe. Die Wiederbelebung des alten Hasper Bahnhofsgeländes schreitet voran: 2023 soll dort die erste Produktionshalle der Firma „Area 52“ entstehen.

Diese Osterbotschaft ließ im Frühjahr aufhorchen: „Der alter Hasper Bahnhof wird aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst“, titelte die Stadtredaktion. Ein fast vergessener, etwa 40.000 Quadratmeter großer Geländeschlauch zwischen der Bezirkssportanlage und der Kipper solle durch die Entstehung moderner Produktionsstätten wieder 200 Menschen attraktive Arbeitsplätze anbieten. Investor sei die „Area 52 GmbH“ aus Ennepetal, deren Geschäftsführer Sebastian Schäfer mit einem mittleren zweistelligen Millionen-Betrag die Geisteratmosphäre auf der Brache durch innovativen Unternehmer-Esprit ablösen wolle. Eine positive Wirtschaftsnachricht, die Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki prompt zur Chefsache erklärte: „Wir müssen jetzt politisch alles dafür tun, dass dies auch gelingt.“

Das schmale, langgezogene Grundstück des alten Hasper Bahnhofs zwischen Bezirkssportanlage und der Bahnstrecke nach Köln war über Jahrzehnte in Vergessenheit geraten.
Das schmale, langgezogene Grundstück des alten Hasper Bahnhofs zwischen Bezirkssportanlage und der Bahnstrecke nach Köln war über Jahrzehnte in Vergessenheit geraten. © Unbekannt | Michael Kleinrensing

Entsprechend sind die ersten Weichen für eine neue Nutzung des alten Hasper Bahnhofs längst gestellt, zeigt sich jetzt ein halbes Jahr später. So wurden mit „Area 52“-Chef Schäfer und seinem Architektenbüro die anfallenden Hausaufgaben für das Bebauungsplanverfahren eng abgestimmt, so dass die Offenlage noch im Winterhalbjahr gelingen kann: „Der städtebauliche Vertrag mit der Stadt Hagen steht vor dem Abschluss und die Freigabe für die Umnutzung des Bestandsgebäudes liegt bereits vor.“ Das ehemalige Bahnhofsgebäude, das zurzeit eine Wärmedämmung erhält, soll nicht bloß für Büroflächen, sondern auch einen Show-Room sowie einen Produktionsbereich genutzt werden. „Ich gehe davon aus, dass dieser Bauabschnitt im kommenden Februar fertig ist“, erzählt Schäfer, dass ebenso das Artenschutz-, Verkehrs- und Schallschutzkonzept schon abgeschlossen seien. Es folgen das Entwässerungs- sowie das Sanierungskonzept für den Boden, der übrigens in Richtung Bezirkssportanlage mit einem breiten Grünstreifen bestückt werden soll.

Betrieb wächst seit 2016 rasant

Der innovative Betrieb, der seinen Hauptsitz von Ennepetal nach Haspe verlegen möchte, wächst seit seiner Gründung im Jahr 2016 rasant. Seine bisherige Produktionsmission: Die Herstellung von ökologischen Fahrzeugpflegeprodukten und nachhaltigen Haushaltsreinigern, Naturkosmetik, aber auch die Entwicklung von Maschinenbauteilen vorzugsweise für die Fahrzeugindustrie mit Hilfe von 3-D-Drucker-Technologie. „Wir machen alles selber, arbeiten sehr autark, entwickeln unsere eigenen Maschinen mit eigenen Planern und bewegen uns obendrein in einem eigenen Ökosystem mit eigenem Marketing und eigener IT“, versteht Schäfer den Betrieb als eine kreative Symbiose aus Handwerk und digitaler Welt.

Der Hasper Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki zeigte sich bereits zum Auftakt unserer „Bei uns ums Ecke“-Serie im Frühjahr ebenso wie die gesamte Bezirksvertretung hocherfreut, dass es für die Brache an der Stephanstraße wieder eine Perspektive gibt.
Der Hasper Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki zeigte sich bereits zum Auftakt unserer „Bei uns ums Ecke“-Serie im Frühjahr ebenso wie die gesamte Bezirksvertretung hocherfreut, dass es für die Brache an der Stephanstraße wieder eine Perspektive gibt. © WP | Michael Kleinrensing

„Unser Vorsprung entsteht durch Mitarbeiter mit vielfältigen Qualifikationen“, möchte der „Area 52“-Geschäftsführer durch Variabilität und Diversifikation der Kompetenzen nicht bloß eine ganz eigene Job-Gravitation mit seinen Unternehmungen entwickeln, sondern seinen Angestellten auch jene Entfaltungsmöglichkeiten eröffnen, um ihre wahren Stärken zu entdecken und gewinnbringend einzubringen. „Dadurch sind wir flexibel, stetig forschend und ein permanenter Technologie-Inkubator“, lautet Schäfers selbstbewusstes Credo, weiterhin kreativ die Nase im Wind zu behalten, ohne sich auf eingefahrene Produktionslinien festlegen zu müssen.

Hochregallager wird 20 Meter hoch

Standort mit großer Vergangenheit im Stadtteil Haspe

Als die Hasper Hütte noch brummte und die Menschen ihren Staub schluckten, zählte der alte Hasper Bahnhof an der Stephanstraße zu den wichtigsten Logistikachsen der damalige Stahlära. Mit dem Aus der Produktion im Jahr 1972 geriet jedoch auch der Haltepunkt zunehmend in Vergessenheit und wurde als Bahnhof letztlich 1979 stillgelegt.Seit dem Jahr 2006 ist das gut 40.000 Quadratmeter große Areal des alten Hasper Bahnhofs von Bahnbetriebszwecken freigestellt und liegt somit in der Planungshoheit der Stadt.Allerdings ist die Deutsche Bahn noch nicht gänzlich aus dem Spiel: Probleme bereitet aktuell noch eine Mini-Parzelle auf dem riesigen Gelände, auf der ein Mast des Mobilitätsriesen steht, an dem die elektrische Installation der angrenzenden Strecke fixiert ist. Hier verhandelt „Area 52“ noch mühsam mit dem Eisenbahnbundesamt.Die ungewöhnliche Namensgebung des Unternehmens ist übrigens als effektreiche, augenzwinkernde Anlehnung an den amerikanischen Area-51-Luftwaffenstützpunkt in der Wüste Nevadas zu verstehen, auf dem die US-Airforce angeblich Außerirdische versteckt und an Aliens experimentiert. In Haspe soll es allerdings weniger um extraterrestrische, sondern ganz weltliche, aber durchaus zukunftsorientiert-innovative Produktentwicklungen gehen.

Dabei weiß er die Banken für die geplanten Millionen-Investitionen bereits fest an seiner Seite „Wir möchten in Haspe sämtliche Geschäftsbereiche ausweiten“, verweist er neben den schrittweise entstehenden Produktionshallen auch auf ein automatisiertes Hochregallager, das mit einer Höhe von maximal 20 Metern den Nachbarn aus der Kipper keineswegs die geschätzte Fernsicht nehmen soll. Dieser Baukörper soll am westlichen Ende des Areals errichtet werden, das dann – neben der Hauptzufahrt über die Haenelstraße – auch direkt über die Erzstraße in Richtung Autobahn angeschlossen wird. Selbst eine Wiederbelebung der im Wildwuchs versunkenen Rangiergleise wäre für den Investor langfristig vorstellbar, so dass der alte Hasper Bahnhof sogar wieder eine Schienen-Zukunft erhalten könnte.

Haspes Bezirksbürgermeister geht davon aus, dass das Bebauungsplanverfahren bis zum Sommer 2022 abgeschlossen ist. Parallel bereitet Schäfers „Area 52“-Team bereits den Bauantrag vor, um das Verfahren möglichst zügig vorantreiben und dann im Jahre 2023 mit dem Hochbau beginnen zu können. „Auf eigenes Risiko möchten wir im dritten Quartal 2022 bereits mit den Erschließungs- und Erdarbeiten beginnen und möglichst auch schon die ersten Bodenplatten gründen“, drückt der Geschäftsführer in enger Abstimmung mit der städtischen Planungsverwaltung durchaus aufs Tempo.