Hagen. Erstmals in Deutschland wurde auf der A 45 in Hagen eine fast einen Kilometer lange Brückenhälfte an ihr Pendant herangeschoben.

Eine Schnecke kann man beim Kriechen beobachten. Man sieht, wie das Tier vorwärts kommt. An der Lennetalbrücke konnte man seine Augen am Freitag noch so anstrengen – man vermochte die Bewegung, mit der sich die eine Brückenhälfte Millimeter um Millimeter näher an ihren Zwilling heranschob, nicht zu erkennen. Und doch hatte es der 30.000-Tonnen-Koloss nach rund sieben Stunden am Nachmittag gegen 15 Uhr geschafft: Zum ersten Mal in Deutschland wurde eine Brücke von einem Kilometer Länge im Querverschubverfahren zusammengeführt.

Exakt 19 Meter und 15 Zentimeter rückte der eine Brückengigant nach Osten. Projektleiter Michael Neumann (59) von der federführenden Autobahn GmbH des Bundes war natürlich als Verantwortlicher besonders erleichtert. Der sonst so gelassen auftretende Ingenieur gab offen zu, er sei nervös gewesen: „Ich habe in der Nacht zuvor schlechter geschlafen als sonst.“

70 Mitarbeiter überwachen Querverschub

Verschoben wurde die Brücke mit Hilfe von 15 Hydraulikaggregaten, die auf 15 Verschubachsen (13 Pfeilerachsen, zwei Widerlager) montiert waren und das Bauwerk mit Hilfe von dünnen Stahlseilen bewegten. Denn: „Auch wenn wir immer von Verschub sprechen, so wurde die Brücke eigentlich gezogen und nicht geschoben“, klärte Neumann auf. Schon am Donnerstagabend war die Brücke übungsweise um 50 Zentimeter bewegt worden: „Wir wollten sicher gehen, dass heute alles klappt und wir keine unangenehme Überraschung erleben.“

Riesige Brücke erfolgreich verschoben

Die ca 1000 Meter lange Lennetalbrücke wird auf ihren zukünftigen Standort verschoben.
Die ca 1000 Meter lange Lennetalbrücke wird auf ihren zukünftigen Standort verschoben. © WP | Michael Kleinrensing
Verschub der Lennetalbrücke.
Verschub der Lennetalbrücke. © Unbekannt | Unbekannt
Verschub der Lennetalbrücke.
Verschub der Lennetalbrücke. © Unbekannt | Unbekannt
Verschub der Lennetalbrücke.
Verschub der Lennetalbrücke. © Unbekannt | Unbekannt
Verschub der Lennetalbrücke.
Verschub der Lennetalbrücke. © Unbekannt | Unbekannt
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Verschub der Lennetalbrücke.
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Verschub der Lennetalbrücke.
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Verschub der Lennetalbrücke.
Verschub der Lennetalbrücke. © Unbekannt | Unbekannt
Verschub der Lennetalbrücke.
Verschub der Lennetalbrücke. © WP | Michael Kleinrensing
Verschub der Lennetalbrücke.
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Verschub der Lennetalbrücke. © Unbekannt | Unbekannt
Verschub der Lennetalbrücke.
Verschub der Lennetalbrücke. © Unbekannt | Unbekannt
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Verschub der Lennetalbrücke. © Unbekannt | Unbekannt
Verschub der Lennetalbrücke.
Verschub der Lennetalbrücke. © Unbekannt | Unbekannt
Verschub der Lennetalbrücke.
Verschub der Lennetalbrücke. © Unbekannt | Unbekannt
Verschub der Lennetalbrücke.
Verschub der Lennetalbrücke. © Unbekannt | Unbekannt
Verschub der Lennetalbrücke.
Verschub der Lennetalbrücke. © Unbekannt | Unbekannt
Verschub der Lennetalbrücke.
Verschub der Lennetalbrücke. © Unbekannt | Unbekannt
Verschub der Lennetalbrücke.
Verschub der Lennetalbrücke. © Unbekannt | Unbekannt
Verschub der Lennetalbrücke.
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Verschub der Lennetalbrücke.
Verschub der Lennetalbrücke. © Unbekannt | Unbekannt
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Überwacht von knapp 70 Mitarbeitern, setzte sich die Fahrbahnhälfte, auf der demnächst der Verkehr Richtung Frankfurt rollt, um 8.15 Uhr in Bewegung. Für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar, legte das Ungetüm drei Meter pro Stunde zurück. Kein Knirschen, kein Knacken, kein Scheppern oder Dröhnen – auf Teflonplatten, die mit Fett als Gleitmittel beschichtet waren, glitt das 979,50 Meter lange Bauwerk geräuschlos dahin. Die Ingenieure waren vom Gelingen des Verschubs so überzeugt, dass sie nicht einmal die unter der Brücke herführenden Straßen oder die Eisenbahnstrecke hatten sperren lassen. „Das Verfahren ist so sicher, dass wir uns keine Sorgen machen“, so Neumann.

Ununterbrochen läuft der Verkehr

Litzenheber zogen die Brückenhälfte an Stahlseilen in ihre Position, sechs Hydraulikaggregate bauten einen Gegenzug auf und bremsten die Stahlbetonkonstruktion, wenn der Wind zu stark drückte. Währenddessen rauschten auf der anderen Autobahnhälfte ununterbrochen die Autos vorbei – wie fast immer während der siebenjährigen Bauarbeiten. „Es geht darum, ein maximales Baugeschehen mit einem minimalen Verkehrseingriff zu ermöglichen“, erklärten Markus Kirchhoff und Ulrich Laukötter, Bautechniker bei der Autobahn GmbH: „Das bedeutet, dass wir, soweit möglich, auf Vollsperrungen verzichten. Das ließe sich nicht mit unserem Anspruch verbinden, den Verkehr möglichst durchgehend rollen zu lassen.“

Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Autobahn-Niederlassung Westfalen und selbst Ingenieurin, zeigte sich stolz auf ihre Mitarbeiter, die dieses Projekt gemeinsam mit dem Auftragnehmer Hochtief vorbereitet hatten: „Der Erfolg hat uns gezeigt, dass wir zukünftig auch große Talbrücken im Schubverfahren bauen können, während der Verkehr auf der anderen Seite weiterläuft.“

Bauwerk soll 70 Jahre halten

Mit dem erfolgreichen Verschub sind die Arbeiten an der Lennetalbrücke noch nicht beendet. In den kommenden Wochen wird das Bauwerk Pfeiler für Pfeiler auf die eigentlichen Lager umgesetzt. Diese Arbeiten finden unter der Brücke statt, so dass Verkehrsteilnehmer auf der A 45 das nicht mitbekommen.

Zudem müssen die Fahrbahnübergänge, die die Längsausdehnung der Brücke ausgleichen, eingebaut werden. Im Juni wird die Baustelle voraussichtlich verschwinden und der Verkehr kann in jeder Richtung dreispurig über die Brücke laufen.

70 Jahre lang soll die neue Brücke halten.