Fröndenberg. Fröndenberger Stadtwerke-Chef geht mit Corona-Bier und Currywurst. Großes Lob vom Aufsichtsrat: „Er hat einen wirklich guten Job gemacht!“
Mit seinem kollegialen Führungsstil und seinem unternehmerischen Denken hat er die Fröndenberger Stadtwerke mehr als zwei Jahrzehnte lang als Geschäftsführer geprägt. Jetzt verabschiedeten die Mitarbeiter des kommunalen Versorgungsunternehmens ihren bisherigen Chef. Auf Grund der Pandemie wurde Bernd Heitmann (65) allerdings nicht mit einer großen Feier in den Ruhestand entlassen. Stattdessen wurde er am frühen Freitagmorgen zu Hause in Lendringsen corona-konform mit einem Traktor abgeholt und dann an der Fröndenberger Straße in Menden vorbei an einer Ehrenformation aus zig Dienst- und Nutzfahrzeugen kutschiert, die ihn anschließend bis zum Hauptsitz der Stadtwerke an der Graf-Adolf-Straße in Fröndenberg begleiteten.
Zum erdigen Abschied: Corona-Bier und Currywurst für die Belegschaft
Auf dem Betriebshof gab es als Dankeschön von Heitmann für die Mitarbeiter je ein mexikanisches „Corona-Bier“ und eingekochte Currywurst im Weckglas zum Mitnehmen. Umtrunk und Imbiss „to go“. Bereits am Donnerstag hatte es die Verabschiedung im engsten Kreis gegeben – mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Gerhard Greczka, Heitmanns Nachfolger Alexander Loipfinger, Bürgermeisterin Sabina Müller, Beigeordnetem Heinz-Günter Freck sowie dem Wickeder Bürgermeister Dr. Martin Michalzik.
Gewinne von mehr als einer Million Euro im Jahr flossen in den Stadthaushalt
Greczka betonte, dass Heitmann „einen wirklich guten Job gemacht“ habe. Der studierte Kaufmann habe für eine positive wirtschaftliche Entwicklung der Stadtwerke gesorgt und ihr Eigenkapital gemehrt. Jährliche Gewinne von mehr als einer Million Euro hätten unter anderem zukunftsweisende Investitionen in die örtliche Infrastruktur der Energie- und Trinkwasserversorgung ermöglicht und seien eine wichtige Einnahmequelle für den Haushalt der Stadt gewesen.
Nach Fusion mit Wickeder Gemeindewerken: Heitmann sieht Betrieb gut aufgestellt
Fast 23 Jahre lang leitete Heitmann die Geschicke des Unternehmens. Jetzt, nach der Fusion mit den Gemeindewerken Wickede, beschäftigt man mehr als hundert Mitarbeiter. Zudem hat der in Lendringsen wohnende Geschäftsführer mit Aufsichtsrat und den Stadtwerken Menden die neue Wasseraufbereitungsanlage sowie die Leitwarte zur Überwachung und Steuerung der Versorgungsnetze für Strom, Gas und Wasser in Fröndenberg, Menden und Wickede geschaffen, betonte Greczka.
Münsterländer zog nach Lendringsen – der Liebe wegen
Bernd Heitmann, der Greven im Münsterland stammt, berichtete, dass er 1980 der Liebe wegen nach Lendringsen gezogen sei. Auf dem zweiten Bildungsweg baute er das Fachabitur und studierte Betriebswirtschaftslehre. 1981 begann er bei den Dortmunder Stadtwerken die Karriere in der kommunalen Versorgungsunternehmen. 1985 wechselte er zu den Stadtwerken Hamm. Seit dem 1. April 1998 bis Ende Februar 2021 leitete er die Stadtwerke in Fröndenberg. Sein Vorgänger war der inzwischen verstorbene Helmut Heidenbluth, der die Stadtwerke Menden übernahm.
Leistungsspektrum des kommunalen Betriebs immer mehr ausgeweitet
Zu den ersten Herausforderungen zählte die Liberalisierung des Strom- und Gasmarktes durch das Energiewirtschaftsgesetz. Nach Wegfall des staatlichen Monopols auf dem Strommarkt galt es wettbewerbsfähig werden. Zudem habe Heitmann das Leistungsspektrum des Betriebs ausgeweitet. So habe er mit der Stadt auch die Müllabfuhr rekommunalisiert. Auch die Schaffung der neuen technischen Trinkwasseraufbereitung für rund 70.000 Einwohner in Menden und Fröndenberg sei ein strategischer Meilenstein gewesen. Dies und die Fusion mit den Wickeder Gemeindewerken habe dafür gesorgt, dass das kleine kommunale Versorgungsunternehmen jetzt optimal aufgestellt sei.
Selber die Mülltonnen ausgefahren
Doch bei allen Bilanzen seiner technischen und strategischen Tätigkeiten zählen zu Heitmanns Erinnerungen auch die Erlebnisse an der Basis. So fuhr er bei der Übernahme der Müllabfuhr höchstpersönlich die 17.000 Behälter mit aus. Gemeinsam mit Ehefrau Gisela kundschaftete der Geschäftsführer auch die ersten Routen der Müllfahrzeuge aus. Seine Nahbarkeit dürfte einer der Gründe dafür sein, warum ihn wohl viele bei den Stadtwerken vermissen dürften. Er selbst sagte dazu: Dass er als Kaufmann einen technischen Betrieb führen musste, habe ihn „stets demütig gemacht und für die Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Kollegen gesorgt, die in diesem Bereich die fachliche Qualifikation hatten“.
Ehrenamt für die Stadtwerke denkbar – bei Führungen durch den Wasserkraftanlagen
Bernd Heitmann könnte sich übrigens vorstellen, nach seinem Ausscheiden noch ab und zu ehrenamtlich für die Stadtwerke zu arbeiten – etwa bei Besucherführungen durch die unternehmenseigenen Wasserkraftanlagen an der Ruhr. Denn die Beschäftigung mit der regenerativen Erzeugung elektrischen Stroms durch die Wasserkraft des Flusses sei inzwischen auch eines seiner Hobbys, sagt Heitmann, der seit seinem 14. Lebensjahr im kaufmännischen Sektor gearbeitet hat.