Menden. Die Mendener Karnevalsgesellschaft MKG verzichtet in diesem Jahr auf alle Veranstaltungen. Neue Regel kommt zu kurzfristig.

Es hätte bunt, laut und spaßig werden können – zumindest innerhalb eines geschützten Rahmens. Doch Karneval, wie ihn die Mendener gern feiern und lieben, wird es auch 2022 definitiv nicht geben. Daran ändert auch der neue Vorschlag der NRW-Landesregierung nichts, sogenannte Brauchtumszonen zu erlauben.

„Wir sind nach zwei Jahren einfach ausgehungert“, sagt der Erste Vorsitzende der Mendener Karnevalsgesellschaft MKG Kornblumenblau Jörg Spiekermann. Nach einem schönen Start in die Saison am 11. November war die Ungewissheit groß: Feiern ja oder nein? Und wenn ja, wie und mit welchen Auflagen? Das alles stand in den Sternen. Bis jetzt. Denn die Landesregierung hat die Corona-Schutzverordnung überarbeitet und sich dem Karneval gewidmet. Sie will Ende Februar Straßenkarneval unter Corona-Bedingungen ermöglichen und den Städte die Einrichtung von gesicherten „Brauchtumszonen“ ermöglichen. Das hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Dienstag mitgeteilt.

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Konkret soll das so aussehen: Die Stadt Menden müsste Zonen für die Jecken ausweisen. Dort dürfen keine offenen Veranstaltungen auf Festbühnen oder per organisiertem Umzug ohne Personenbegrenzung stattfinden. In der Zone würde die 2G-Plus-Regel gelten – also vollständig geimpft und geboostert oder vollständig geimpft und frisch getestet. Die Regeln gelten dann von Weiberfastnacht bis Karnevalsdienstag. Kontrollen wären nötig; wer sich nicht an die Regeln halte, müsste tief in die Tasche greifen.

Zonen sind keine Option für Menden

So weit, so gut. Ist das jetzt die Rettung für den abgesagten Karneval in Menden? Nein, sagt Jörg Spiekermann schweren Herzens auf Nachfrage der WP. „Das ist keine Option für Menden.“ Er habe bereits mit dem Ordnungsamt der Stadt Kontakt aufgenommen. Dort habe man ihm erklärt, dass die Stadt von sich aus keine Zone ausrufen würde. Der Verein müsse eine solche Zone beantragen. „Aber das ist jetzt viel zu kurzfristig. Wir haben vor Wochen sowieso alles abgesagt“, sagt Spiekermann.

Jetzt alle nötigen Maßnahmen zu ergreifen und Verträge wiederzubeleben, das sei in der kurzen Zeit nicht möglich. „Das muss ja auch alles organisiert werden.“ So gehe es nicht allein um die Technik oder die Künstler. Auch Zäune und Sicherheitspersonal seien logischerweise nötig. „Normalerweise buchen wir allein die Zäune schon drei Monate vorher“, erklärt der Fachmann.

Auch Geboosterte bräuchten einen Test

Abgesehen davon seien die Menschen in seinen Augen vermutlich gar nicht bereit, für ein paar Stunden Spaß, die hohen Auflagen, die 2G-Plus mit sich bringe, in Kauf zu nehmen. Zumal man unter 2G-Bedingungen in jede Gaststätte gehen dürfe. Mehr noch: Bei Feiern, die in den Brauchtumszonen drinnen stattfänden, brauchen auch Geboosterte noch zusätzlich einen aktuellen negativen Schnelltest.

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„Wir hätten sowieso nicht normal feiern können. Es wären unter den jetzigen Bedingungen im Zelt beispielsweise nur 625 Menschen erlaubt gewesen. Da stellt sich auch die Frage der Wirtschaftlichkeit.“ Normalerweise finden 1000 Menschen im Zelt Platz.

Finanzielle Auswirkungen sind immens

Die Finanzen beschäftigen den Verein natürlich auch. Zum zweiten Mal in Folge ist nix los – ergo bleiben die Einnahmen aus. „Die finanziellen Verluste sind nicht von der Hand zu weisen. Dieses Jahr ist es noch krasser, weil kein Lockdown ist“, sagt Spiekermann. Denn anders als im Vorjahr könne man nicht auf Mittel aus entsprechenden Fördertöpfen zurückgreifen. „Das gilt eigentlich nur für große Vereine“, sagt er. Konkret heißt das: Alle Kosten, die durch die Absagen entstanden sind, muss der Verein tragen. Es habe zwar ein großes Entgegenkommen (beispielsweise von Seiten der Stadt) gegeben, doch Künstler wollten natürlich ihre Gage haben. „Die Verhandlungen laufen.“

Doch trotz aller Widrigkeiten und dem Frust über die trostlose Saison: „Wir wollen präsent sein und uns nach außen darstellen: Wir sind noch da!“ Aktuell überlegen die Verantwortlichen wenigstens kleine Aktionen zwischen Weiberfastnacht und Veilchendienstag durchzuführen. Was genau, das entscheidet sich noch. Aber eins sei dabei klar: „Wir möchten gerne, aber wir bewegen uns auf dünnem Eis.“