Bösperde. Kleingärtner Jörg Werkmeister hat für bedrohte Arten Großes getan: Er baute dem Verein ein artgerechtes Bienenhotel. Wie man das richtig macht.
Die einen betrauern das Bienensterben, andere handeln: Jörg Werkmeister und sein Sohn Erik haben ein Jahr lang neben ihrer Berufstätigkeit an einem neuen, großen Bienenhotel für ihren Kleingartenverein „Kleine Heide“ in Bösperde gebaut. Mit 8880 Schlupflöchern für bedrohte Wildbienen dürfte der mit liebevollen Details versehene Holzbau der mit Abstand größte Bienenbau im Mendener Stadtgebiet sein. Am Wochenende wurde das Hotel für Maja & Co. feierlich enthüllt – unter großem Applaus der Gartenfreunde.
Erstes Exemplar stand in eigenen Garten – dann wollte auch der Verein eins haben
Auch der Dank ihres Vorsitzenden Uwe Petritz war den beiden Werkmeistern sicher. „Denn es war der Verein, der Jörg nach einem Neubau gefragt hat, als wir sein Bienenhotel in seinem eigenen Kleingarten gesehen haben.“ Und weil das alte Bienen-Zuhause des Vereins, einst erbaut von Kurt Klohn, ebenfalls einen neuen Standort in einem der Gärten gefunden hat, verfügt die Anlage der Kleingärtner jetzt schon über drei Exemplare. Es dürfte in diesem Sommer ordentlich summen in der Kleinen Heide.
Funktionierende Nisthilfen zu bauen, ist eine Wissenschaft für sich
Nisthilfen wie diese sind eine Wissenschaft für sich, erfährt die WP bei Jörg und Erik Werkmeister. „Da kann man viel falsch machen“, erklärt der Gartenfreund. Wenn etwa die Löcher nicht mit der Holzfaser gebohrt werden, reißen die Wände auf und verletzen die schlüpfenden Tiere. Das ist auch der Grund dafür, warum das neue Immenhaus in Bösperde ausschließlich aus Hartholz gefertigt ist.
Bohrlöcher für Bienen müssen unterschiedlich groß und tief sein
Bienenhotels: Die größten Fehler
Was bei Insektenhotels zu vermeiden, aber immer wieder auch bei käuflichen zu sehen ist:Glasröhrchen: Sie sollen der Beobachtung diesen, sind aber waserundurchlässig, verpilzen und werden daher häufig zur Todesfalle.Frisches, nicht abgelagertes Holz: ungeeignet.Zu dicht gesetzte Bohrungen: So entstehen Risse, die von Wildbienen gemieden werden. Und immer ins Längsholz statt ins Hirnholz von Baumscheiden bohren. So werden Risse vermieden.Loch- und Hohlziegel: Sie werden nicht besiedelt, sind aber dennoch Bestandteil von fast jedem „Wildbienenhotel“. Besser angenommen werden Strangfalzziegel.Horizontale Bündelung von markhaltigen Stängeln: Das entspricht nicht den Lebensgewohnheiten der Tiere: Diese orientieren sich in der Natur an freistehenden Strukturen. Abgestorbene Stängel von Königskerzenstängel oder dürre Brombeer-Ranken sind die bessere Alternative.Weidenruten-Lehmwände: völlig nutzlos zur Förderung grabender Bienenarten, weil der Lehm fast immer viel zu hart ist.
Zudem sind unterschiedliche Größen der Bohrlöcher bei den Insekten gefragt – von 3er-Löchern angefangen bis zu 8ern, und jedes ist mindestens 70 Millimeter tief. „Die Solitärbienen legen in diese Röhren dann immer nacheinander Eier und Futter hinein, und das Ganze ist drinnen sogar nach Geschlechtern angeordnet“, sagt Erik Werkmeister. Die neue Geburtsstation für die Mendener Bienen haben sie zudem modular aufgebaut. So können Teile davon immer auch problemlos ausgewechselt werden.
Die Anlage Kleine Heide, Anfang der 1970er Jahre entstanden, zählt heute 59 Gärten, die mit unterschiedlichen Lauben bestückt sind, und sie bietet so einen abwechslungsreichen Anblick. Unter den Gartenfreunden in Bösperde sind ältere ebenso zu sehen wie junge Familien mit kleinen Kindern. Einige der Kurzen haben an diesem Samstag aus Anlass der Einweihung sogar selbst kleine Bienenhäuser gebastelt und präsentieren sie stolz dem Publikum.
Der Vereinsvorsitzende jedenfalls strahlt angesichts des Bienenhauses mit der Sonne um die Wette. Der Grill am Vereinshaus läuft, Bier und Kaffee sowieso – einen besseren Start ins Gartenjahr hätte es für Uwe Petritz und die Kleine Heide kaum geben können.