Menden. Wann kommt der Tank-Rabatt, der ab 1. Juni gelten soll, bei den Bürgern tatsächlich an? Und wie bereiten sich Tankstellen auf den Ansturm vor?

So mancher Autofahrer wartet mit Blick auf sein Portemonnaie auf den 1. Juni, wenn die Energiesteuer auf Kraftstoffe sinkt. Wie bereiten sich Tankstellen in Menden auf den Tank-Rabatt darauf vor? Und was bedeutet die Steuersenkung für Unternehmen, die besonders viel unterwegs sind?

Christof Keuchen, Pächter der Esso-Tankstelle an der Iserlohner Landstraße in Menden, rechnet zum Monatswechsel mit einem großen Ansturm. Als vor Jahren die Spritpreise zum 1. Januar um 15 Cent angehoben wurden, „standen die Kunden Silvester bis auf die Straße“, erinnert er sich. Damals richtete er sogar zwei Kassen ein – eine für die Tankkunden und eine für diejenigen, die Zeitungen, Süßes, Zigaretten und anderes kaufen wollten: „Sonst hätten wir den Ansturm gar nicht bewältigen können.“

Die Preise an den Tankstellen bereiten vielen Menschen Sorge.
Die Preise an den Tankstellen bereiten vielen Menschen Sorge. © picture alliance/dpa | Patrick Pleul

Überlegung, mit zwei Kassen zu arbeiten

Ob er auch am 1. Juni mit zwei Kassen arbeitet, will er Anfang kommender Woche entscheiden. Das hänge auch davon ab, wie viel Kraftstoff er zum Stichtag habe. „Auch in Deutschland fehlen Tankwagenfahrer“, erklärt er. Es könne deshalb auch passieren, dass er irgendwann das Schild „Außer Betrieb“ an die Zapfsäulen hängen muss. Das bedeutet in diesem Fall: ausverkauft.

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Wie stark die Preise tatsächlich sinken werden, ist für Christof Keuchen derzeit ein Blick in die Glaskugel. Denn er hält es auch für möglich, dass die Mineralölkonzerne schon in den nächsten Tagen die Spritpreise reduzieren: „Sonst würde ja keiner mehr in den letzten Tagen vor dem 1. Juni tanken – oder nur für fünf Euro.“

In den Tanks ist zunächst noch normal versteuerte Ware

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Am Dienstag um Mitternacht, also in der Nacht zum 1. Juni, die Tankstellen anzufahren, um von dem Tank-Rabatt zu profitieren, macht ohnehin wenig Sinn. „In den Tanks ist dann noch die normal versteuerte Ware“, erläutert Alexander von Gersdorff, Pressesprecher und Leiter Öffentlichkeitsarbeit beim Branchenverband en2x – Fuels & Energie, auf Nachfrage der Westfalenpost. Je nachdem, wie viel der Tankstellenpächter davon noch hat, dauert es also kürzer oder länger, bis Diesel und Benzin mit der geringeren Steuer verkauft werden können.

Wie der Branchenverband en2x – Fuels & Energie weiter erklärt, ist der Grund dafür die Steuersystematik: „Anders als die Mehrwertsteuer wird die Energiesteuer nicht erst beim Verkauf an der Tankstelle fällig, sondern bereits dann, wenn Benzin und Diesel von den Raffinerien und großen Tanklagern an die Tankstelle geliefert werden.“ Das bedeute, das sämtliche Kraftstoffe, die bis zum Stichtag 1. Juni in den Tanks der bundesweit rund 14.500 Stationen liegen, noch mit dem normalen Steuersatz belegt seien. „Die Tanks der Tankstellen werden am 1. Juni in unterschiedlichem Umfang noch mit normal versteuertem Benzin und Diesel gefüllt sein.“

800 bis 1000 Liter passen in die Tanks der Lastwagen

Während manche Privatleute, die nicht jeden Tag zur Arbeit weit mit dem Auto fahren müssen, die nächste Tankfüllung bisweilen auch noch verschieben können, gilt dies für Unternehmen nicht. Georg Treese, Geschäftsführung Treese Logistik, erläutert, dass jeder der Lastwagen des Mendener Unternehmens mit 800 bis 1000 Liter betankt werden kann. „Unsere Lastwagen sind teilweise im Tages- und Nachteinsatz unterwegs, da können wir das Tanken nicht verschieben.“

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Die insgesamt 48 Lastwagen werden auf einer eigenen von Esso betriebenen Tankstelle betankt, „etwa alle zwei, drei Tage“, erläutert Georg Treese. Der Tank-Rabatt sei lediglich „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Die Kosten in der Branche seien derzeit so hoch, „dass wir mit einer schwarzen Null rauskommen“.

Vergleich der Preise über Tank-Apps

Auch Helmut Schwittay vom „Taxi-Express Schwittay“ geht nicht von einer großen finanziellen Erleichterung für seinen Betrieb aus, wenn der Tank-Rabatt in Kraft tritt. „Ich vermute, dass die Preise am Wochenende erst mal wieder ansteigen, damit sie dann ab Juni auf dem jetzigen Level bleiben“, so der Mendener. Mit seinen insgesamt fünf Taxen setzt er schon lange auf Tank-Apps, um bei vergleichsweise günstigen Preisen alle Wagen vollzutanken: „Dann heißt es, alle Autos raus. Und wenn die Preise extrem hoch sind, tankt man nur halbvoll.“