Hohenlimburg. Der Hochwasser-Hilfeladen zieht um: Mehr als 150 Ehrenamtliche packen am Wochenende mit an. Die Initiatoren sind überwältigt von der Solidarität.
Knapp vier Wochen nach der Flutkatastrophe zieht das Lager des Hochwasser-Hilfeladens in Hohenlimburg um – vom Gemeindehaus der Evangelisch-Reformierten Kirche in der Freiheitsstraße 37 in das Martin-Luther-Haus in der Freiheitsstraße 12. Die Gemeinde hatte der Hilfsorganisation die Räumlichkeiten übergangsweise zur Verfügung gestellt. Aufgrund des wieder anlaufenden Gemeindebetriebs benötigt die Kirche den Platz wieder selbst. Deshalb sorgten am Wochenende rund 150 freiwillige Helferinnen und Helfer dafür, dass die Spenden umzogen.
Wer am Samstagvormittag durch die Hohenlimburger Innenstadt lief, traf auf eine 200-Meter-lange Menschenkette, die Kindersitze, Spielwaren, Kleidung und andere Sachspenden transportierte. Zusätzlich fuhr unter anderem die Freiwillige Feuerwehr aus Hohenlimburg mit einem Transporter weitere Kisten in die neuen Lagerräume des Hochwasser-Hilfeladens oberhalb der Sonnen-Apotheke.
Aktuell hat der Laden damit drei Standorte: das Ladenlokal in der Freiheitsstraße 40 zur Anmeldung, Organisation und Orientierung für Hilfesuchende, den Standort im ehemaligen Ihr-Platz-Ladenlokal zur Abholung und Koordinierung von Sachspenden sowie die neuen Räumlichkeiten zur Lagerung im Martin-Luther-Haus.
Wer Hilfe in Form von Sachspenden benötigt, kann sich jederzeit vor Ort melden. „Die Hilfe wird ganz klar immer noch benötigt, aber irgendwann sind die Ferien vorbei und die Ehrenamtlichen sind mittlerweile fertig“, so Antje Borgmann, Mit-Initiatorin des Hilfeladens.
„Die meisten helfen jeden Tag, das ist unglaublich. Wir sind dadurch wie eine große Familie geworden. Viele haben sich Urlaub von der Arbeit genommen und können das natürlich nicht auf Dauer.“
Sachspenden teilweise unbrauchbar
Neben der freiwilligen Hilfe müsse das alltägliche Leben weitergehen. Daher überlege man, die Öffnungszeiten des Ladens an die des Rathauses in Hohenlimburg zu koppeln. Im Rathausgebäude wird mit einem Aushang zusätzlich auf den Hochwasser-Hilfeladen hingewiesen.
Obwohl die meisten Menschen ehrliche Spenden abgeben, gebe es auch immer wieder „schwarze Schafe“, so Borgmann. „Teilweise sind die Sachen dreckig oder es werden Sachspenden abgegeben, die man normalerweise nicht mal auf den Sperrmüll schmeißen würde“, so Borgmann. Abgesehen von dieser Minderheit ebbe die generelle Solidarität und Bereitschaft, zu helfen, weiter nicht ab.
Die Ehrenamtlichen Regina Schäfer und Andrea Peuler-Kampe sind seit Tag eins dabei. „Ganz einfach, weil die Leute jetzt Hilfe benötigen“, so Regina Schäfer. „Als Mitglieder der Bezirksvertretung sehen wir es außerdem als unsere Pflicht an, zu helfen“, so Peuler-Kampe, die ebenfalls in dem Gremium sitzt. Seit drei Wochen sind die beiden wie viele andere Helfer jeden Tag vor Ort, acht Stunden am Tag. „Als ich das erste Mal nach 17 Tagen frei hatte, konnte ich trotzdem nicht Zuhause sitzen“, so Peuler-Kampe, „deshalb bin ich in die Regionen in Hagen gefahren, die Hilfe benötigen – und habe dort weitergemacht.“
Aufhören war für beide nie eine Option, erklärt Peuler-Kampe: „Einmal sind wir auf eine stark betroffene Familie getroffen, die keine Hilfe annehmen wollte, weil sie der Überzeugung war, dass andere Menschen noch schlimmer betroffen seien. Das ist mir im Gedächtnis geblieben und war der Ansporn, immer weiterzumachen.“
Beiden ist es wichtig, die Hilfe zu priorisieren: „Wir möchten den Menschen zeigen, dass sie nicht als Bittsteller hierherkommen, sondern als Hilfesuchende – und dafür müssen sie sich niemals schämen“, so Regina Schäfer.