Breckerfeld. Ingmar Baatz aus Breckerfeld, Vater eines chronisch kranken Kindes, muss lange um eine Corona-Impfung kämpfen. Er will sensibilisieren.
Er rennt durch die Bude. Er rollt auf seinem Dreirad, er tobt, er stürzt sich auf das Sofa, er lacht. Oskar, vier Jahre, der kleine Wirbelwind. Niemand sieht ihm seine Krankheit an. Aber seine Lunge ist geschädigt. Sie funktioniert nur sehr eingeschränkt. Er bekommt schnell eine Bronchitis. Er leidet dann an Atemnot. Die Sauerstoffsättigung im Blut reicht nicht aus.
Oskar, der Wirbelwind. Er wirkt gesund. Und ist doch chronisch krank. Was gerade für ein Kind in der Corona-Zeit eine besonders große Gefahr darstellt. Denn geimpft werden gegen das Virus, das besonders bei vorerkrankten Menschen tödlich sein kann, dürfen Kinder nicht. Also sollten doch die geimpft werden, die täglich Kontakt zu Kindern wie Oskar haben…
Mutter ist bereits gegen Corona geimpft
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Auf Mutter Julia Baatz trifft das zu, weil sie selbst an einer chronischen Erkrankung leidet. Auf Vater Ingmar hingegen nicht. Erst nach Wochen, nach vielen Telefonaten und nach vielen Mühen ist es ihm gelungen, einen Impftermin zu ergattern. Und weil die Eltern glauben, dass es so vielen ergeht, die ein krankes oder ein Kind mit einer Behinderung haben, wollen sie auf diese Problematik aufmerksam machen.
„Es geht mir dabei überhaupt nicht um meinen eigenen Schutz“, sagt Ingmar Baatz, „aber niemand kann genau sagen, wie Oskar auf eine mögliche Infektion mit dem Coronavirus reagieren würde. Der Kinderarzt hat aber gesagt, dass das Virus tödlich für ihn sein könne. Genau so gut könne es aber auch sein, dass er nicht reagiert.“
Bei der Geburt wiegt Oskar nur 400 Gramm
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Nichtsdestotrotz wollen die Eltern angesichts der Vorgeschichte von Oskar auf Nummer sicher gehen. Denn Oskar, der Wirbelwind, hatte einen komplizierten Start ins Leben. Am 31. März 2017 kam er auf die Welt. In der 24. Schwangerschaftswoche. Oskar wog damals nur 400 Gramm – kaum mehr als eine Handvoll Mensch.
„Die Ärzte in der Essener Uniklinik haben Oskar eine Lebenschance von 30 Prozent gegeben“, sagt Vater Ingmar. Oskar aber scheint ein kleiner Kämpfer zu sein. Er kämpft, er überlebt, er lebt.
Das Überleben ist ein Wunder
Nach mehr als vier Monaten konnte er das Krankenhaus verlassen und zu Hause in Epscheid bei Julia und Ingmar Baatz einziehen. „Als wir Oskar abgeholt haben, sagten die Ärzte: Auch für uns ist Oskars Überleben ein Wunder“, so Mutter Julia Baatz.
Oskar entwickelt sich vielleicht langsamer als andere Kinder. Aber er entwickelt sich prächtig. „Er ist heute auf dem Stand eines Dreijährigen“, sagt Ingmar Baatz: „Aber er hat tolle Fortschritte gemacht.“
Sorge um die Gesundheit bleibt
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Was bleibt, ist immer noch die Sorge um seine Gesundheit. „Wir merken einfach, dass er anfälliger ist als andere Kinder“, sagt Julia Baatz. Ein Umstand, der den Eltern in der Corona-Zeit besonders zu schaffen macht.
„Ich habe beim Ennepe-Ruhr-Kreis deshalb für mich einen Antrag auf vorzeitige Impfung gestellt“, sagt Ingmar Baatz, der betont, dass er die Impfreihenfolge generell nicht in Frage stellt und sich selbst trotz der Umstände auf keinen Fall in der ersten Kategorie sehe oder gar vordrängeln wolle. „Aber irgendwie bin ich damit wohl nicht durchgedrungen. Bis zum heutigen Tag habe ich vom Kreis nichts gehört, während in Hagen pflegende Angehörige offenbar geimpft werden.“
Und für Menschen, die sich um ältere Pflegebedürftige kümmern, gilt ja immerhin: Diejenigen, um die sie sich kümmern, können in der Regel geimpft werden. Im Fall von Oskar sieht das aber ganz anders aus.
Kinderarzt bietet Hilfe an
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„Natürlich passe ich im Alltag auf“, sagt Ingmar Baatz, „aber ich kann ja meinen Job nicht aufgeben. Ich habe – wenn auch mit gebotenem Abstand und mit Schutz – Kontakt zu anderen Menschen. Zu 100 Prozent ausschließen kann ich eine Infektion nicht. Und wenn ich mich infizieren sollte, ist Oskar dem schutzlos ausgeliefert.“ Immerhin: Oskars Kinderarzt weiß um die Situation. Er will jetzt den Vater impfen. Ein Angebot, das Ingmar Baatz gerne angenommen hat.