Saalhausen. Die Coronakrise hat der Maschinenbauer Tracto Technik gut überstanden. Doch der frühere Inhaber Wolfgang Schmidt (†) fehlt im Unternehmen.
Ein dreiviertel Jahr ist es her, dass das Saalhauser Unternehmen Tracto Technik, Weltmarktführer auf dem Gebiet der grabenlosen Rohr- und Leitungsverlegung, ohne seinen Inhaber Wolfgang Schmidt auskommen muss. Schmidts Tod hatte die gesamte Tracto-Familie im Herbst 2020 ins Mark getroffen. Plötzlich war der Chef als Vertrauensperson, Inspirator und gute Seele von Tracto nicht mehr da. Schmidt hatte sich schon vor seinem Tod aus dem operativen Geschäft weitgehend zurückgezogen, da er das Unternehmen bei den Geschäftsführern Tim Hofmeister und Meinolf Rameil in guten Händen wusste. Eine Entscheidung mit Weitsicht, denn Tracto-Technik ist bislang mehr als gut durch die Corona-Krise gekommen. Der Auftragseingang im ersten Halbjahr 2021 stellt einen neuen Rekord in der Firmenhistorie dar. Schon 2020 ging als Rekordjahr in die Bilanz ein.
Grabenloser Leitungsbau boomt
Durch die Digitalisierung und den damit verbundenen Glasfasernetzausbau sind Maschinen für den grabenlosen Leitungsbau, von den Grundomat Erdraketen zur Erstellung von Hausanschlüssen ohne Bodenaufriss bis zu den Grundodrill Bohranlagen zur unterirdischen Verlegung großer Leitungsstränge bis zu 500 Metern Länge, sehr gefragt. Wie in vielen anderen Bereichen war und ist die Materialbeschaffung eine Herausforderung. Dank vorsorglicher Einkaufsstrategien konnte während der gesamten Krise bei Tracto durchproduziert und geliefert werden.
Neue Märkte im Blick
Auch interessant
Daneben partizipiert Tracto vom allgemeinen Bauboom, insbesondere durch den Ausbau der Infrastrukturen im Bereich schnelles Internet, Stromtrassen und Gas. Zur Steigerung des Bekanntheitsgrades der Marke und der grabenlosen Tiefbautechnik hat der Weltmarktführer neue Märkte im Blick, zum Beispiel den GALA-Bau. Der neue Grundosteer ist einfach zu bedienen, die Bohrung steuerbar. Das ermöglicht z.B. dem Garten- und Landschaftsbauer ganz einfach, minimalinvasiv und kostengünstig eine Leitung zu verlegen, ohne den ganzen Vorgarten aufzureißen. Viele Hausanschlüsse werden in Deutschland noch in offener Bauweise verlegt, was gar nicht sein muss. Im Ausland will der Bohrspezialist mit neuen Produkten sogenannte Low-Price-Märkte wie zum Beispiel Südamerika erobern. Auch dort gibt es einen großen Bedarf an neuen Infrastrukturen, aber weniger Geld für Investitionen.
Bekenntnis zu Lennestadt
Mit Weitblick auf die unternehmerischen Ziele der TRACTO wurde das Sägewerksgelände in der Nachbarschaft am Stamm-Standort Saalhausen gekauft, um Platzproblemen beim weiteren Wachstum vorzubeugen. „Wir entwickeln gerade Pläne mit Experten, um dort gut gerüstet für die Zukunft zu sein. Das ist ein klares Bekenntnis zum Standort Lennestadt“, so Geschäftsführer Tim Hofmeister.
Auch interessant
Die gute Entwicklung schlägt sich auch in den Beschäftigtenzahlen wieder. Tracto hat in den vergangen zwei Jahren rd. 200 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter allein in Deutschland eingestellt, kommt jetzt weltweit auf mehr als 600 Mitarbeiter weltweit, Tendenz steigend. In einer kürzlich durchgeführten Mitarbeiterbefragung schätzen die Kollegen Tracto als guten und verlässlichen Arbeitgeber mit Zukunftspotenzial ein. 84 Prozent der Beschäftigten würden ihre Firma Verwandten und Freunden als Arbeitgeber weiterempfehlen. Das stellt nach Aussage des unabhängigen Befragungsinstituts einen außerordentlich hohen Wert dar.
200 neue Beschäftigte
Die Stimmung im Unternehmen ist demnach gut. Wolfgang Schmidt, der seinen Mitarbeitern stets großes Vertrauen geschenkt hatte, würde dies umso mehr freuen. Tim Hofmeister sagt dazu: „Mir fehlen die Gespräche mit Wolfgang und der Austausch über alle Themen, die das Unternehmen Tracto bewegen. Auch wenn mal eine unangenehme Entscheidung zu treffen war, hat er mir den Rücken gestärkt und mir vollkommen vertraut. Mit seinem Tod ist nicht nur der Inhaber von Tracto gegangen, sondern auch ein Freund, mit viel Humor und unternehmerischem Weitblick. Mit seinen Vorstellungen zur Unternehmensführung und vorgelebten Werten sowie seinen testamentarischen Bekundungen hat Wolfgang Schmidt den Boden für eine herausragende Entwicklung in der Zukunft bereitet“.
Gemeinnützige Stiftung wird Hauptgesellschafterin
Wolfgang Schmidt (†), der langjährige Inhaber der Tracto-Gruppe, verstarb letztes Jahr plötzlich und unerwartet im Alter von 57 Jahren.
Er hat seine Nachfolge und die Fortführung der Unternehmensgruppe geregelt, wobei die Hauptgesellschafterin von Tracto künftig eine gemeinnützige Stiftung sein wird.
Die Familie von Wolfgang Schmidt ist bei der Konzeption und Errichtung und auch im Geschäft der Stiftung involviert.
Die Gruppe wird auch nach dem Tod des Inhabers von der bisherigen Geschäftsführern Timotheus Hofmeister und Meinolf Rameil geleitet.
Der Galileopark wird innerhalb der Stiftung fortgeführt. Die zur Gruppe gehörende Rayonex Biomedical GmbH wird ebenfalls in eine eigene Stiftung überführt.
Zur ordnungsgemäßen Umsetzung des „letzten Willens“ ist Testamentsvollstreckung angeordnet