Hohenlimburg. Nach dem Schädelfund im Lennepark gibt es mehrere Szenarien, wie die menschlichen Überreste hierher gelangt sein können. Der Stand der Dinge.

Eine Spaziergängerin hat am Samstagnachmittag einen menschlichen Schädel im Lennepark in Hohenlimburg gefunden. Sie rief die Polizei, die den Fundort am Lenneufer weiträumig absperrte. Später fanden die Polizeibeamten im Bereich von rund 600 Metern weitere menschliche Knochenteile. Die Kriminalpolizei, Spurensicherung und die für Kapitalverbrechen zuständige Staatsanwältin Miriam Strunk kamen sofort in den Lennepark. Eine Mordkommission ermittelt. Vorbehaltlich einer noch ausstehenden Untersuchung der menschlichen Skelett-Teile, kann es gleich mehrere Möglichkeiten geben, wessen Überreste hier gefunden wurden.

Viel frequentierter Ort

Dass die Staatsanwältin nach dem Knochenfund direkt in den Lennepark kam, ist untersuchungstechnische Routine. Schließlich kann ein Kapitalverbrechen, möglicherweise ein Mord geschehen sein. Der Lennepark ist ein von Spazier- und Gassigängern viel frequentierter Ort, an dem Besucher sozusagen ständig ihren Blick auf den Weges- und den Uferrand werfen. Nicht auszuschließen ist folglich, dass die Knochenreste mit der immer wiederkehrenden Überschwemmung dieses Bereichs zu dieser Jahreszeit kürzlich angespült wurden.

Ermittler sichern Spuren am Ufer der Lenne in Hohenlimburg.
Ermittler sichern Spuren am Ufer der Lenne in Hohenlimburg. © Unbekannt | Alex Talash

Ähnliche Beispiele flussaufwärts

Im nicht weit flussaufwärts gelegenen Nachrodt-Wiblingwerde hatte das Hochwasser am 19. Februar so beispielsweise eine Wasserleiche an den Uferrand gespült. Zwei Jahre zuvor war in Altena von Anglern ebenfalls eine damals schon sehr verweste Leiche gefunden worden, die schon seit Monaten im Wasser der kalten Lenne gelegen hatte. An der Ennepe in Haspe war im vergangenen Dezember ebenfalls eine Wasserleiche gefunden worden. Angaben der Polizei zufolge handelte es sich um einen 38-jährigen Mann aus Herdecke, der seit Ende Oktober als vermisst galt und von seinem Vater als vermisst gemeldet worden war. Dem Vater gegenüber soll der tot aufgefundene Mann zuvor am Telefon angegeben haben, sich in hilfloser Lage zu befinden.

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Beim Landeskriminalamt wird in den kommenden Tagen mit Blick auf den Schädel- und Knochenfund vom vergangenen Samstag im Lennepark der Todeszeitpunkt des oder der Verstorbenen untersucht. Dadurch können dann Vermisstenfälle, die infrage kämen, zeitlich eingegrenzt werden.

Der Fall Klaus Walter Pauli

In Hagen war nach derartigen Schädel- und Knochenfunden 2016 und 2019 beim Bau der Bahnhofshinterfahrung lange nichts über die Zusammenhänge zwischen den Knochenresten und einer möglichen Straftat bekannt geworden. Die Redaktion hatte immer wieder bei der ermittelnden Staatsanwaltschaft angefragt. Erst im Sommer 2021 gab die Staatsanwaltschaft preis: der Tote war Klaus Walter Pauli.

Und im Rahmen der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ wurde noch klarer: Der damals 47-jährige Mendener, der Anfang Dezember 2003 wahrscheinlich in Hagen ermordet wurde, wurde mit einem Messer in den Kopf gestochen. Zudem machte die Sendung Hoffnung auf Aufklärung, denn womöglich können Daten aus Paulis Handy doch noch Menschen zugeordnet werden.

Der Fall Klaus Walter Pauli

Die Stiche sollen laut Polizeisprecher Sebastian Hirschberg nicht tödlich gewesen sein, sondern Schläge gegen den Kopf. Pauli lebte damals mit seinem 2006 verstorbenen Mitbewohner in Menden. Er bestieg am 2. Dezember 2003 den Zug nach Hagen, um dort angeblicheine eine Schallplatte zu kaufen. In seinem Handy steht in einer SMS: „Vielleicht melde ich mich später mal. Kuss, Frank.“

Immer wieder, wenn menschliche Überreste gefunden werden, kommen auch Spekulationen über den Fall Martin Bach auf, der am 2. Juni 2007 während einer Party in einem Vereinsheim in Eckesey spurlos verschwand. Seine Frau und seine Kinder hörten nie wieder etwas von ihm.