Altenvalbert. Während andere Orte sehnsüchtig auf schnelles Internet warten, liegt in Altenvalbert schon lange Glasfaser. Ein bisschen Glück gehörte auch dazu.
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Bis 2024 sollen auch in Lennestadt die letzten weißen Flecken auf der DSL-Karte verschwunden sein. Knapp 400 Kilometer Glasfaser müssen dafür auf einer Strecke von 120 Kilometern noch verlegt werden. Das bedeutet für viele Bürger, dass sie noch weitere drei Jahre mit Internet im Schneckentempo auskommen müssen. Die Bürger von Altenvalbert können darüber nur schmunzeln. Denn der kleine Ort ist bereits am Glasfasernetz, dank Eigeninitiative und einiger glücklicher Umstände.
Früher gab es auch in Altenvalbert nur Internet in Zeitlupe. „Wir waren mit der Telekom in Dauergesprächen. Wir haben dann Unterschriften gesammelt, sind zur Telekom nach Hannover gefahren und saßen dann plötzlich bei der Telekom in den Plüschsesseln des Vorstands. Das war ein Glückstreffer“, erinnert sich Christoph Richard, der beruflich in der IT-Branche zuhause und dort bestens „vernetzt“ ist. Die Reise hatte sich gelohnt, das Netz wurde umgerüstet und so schnell gemacht, was die alten Kupferlitzen hergaben.
Schnell, aber nach heutigem Maßstab nicht schnell genug, weil der Ort keine Glasfaseranbindung hatte. Die liegt aber seit 2013 bereits im rund ein Kilometer entfernten Oberelspe. Als die Telekom beabsichtigte, die Anschlusskästen innerhalb von Oberelspe zu verlegen, sahen die Altenvalberter ihre große Chance.
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In der Regel scheitern Anschlusswünsche an den Kosten für den Tiefbau, besonders, wenn keine Förderprogramme angezapft werden können. Die Altenvalberte machten der Telekom deshalb den Vorschlag, selbst ein neues Leerrohr von Altenvalbert nach Oberelspe zu verlegen, das die Telekom für ihre Kabel nutzen könne. Gleichzeitig sollte die Telekom einen Anschlusskasten nicht am Ortsrand von Oberelspe, sondern am Ortseingang von Altenvalbert, also rund 900 Meter weiter montieren. Das Bonner Telekommunikationsunternehmen nahm die Offerte an, die Stadt, bzw. der damalige Bürgermeister Stefan Hundt, stellte die Unterstützung des Bauhofs in Aussicht und los ging es.
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Mit Hacke, Schüppe und Baggereinsatz verlegten die Altenvalberter in Eigenleistung ein 100 Millimeter dickes Leerrohr Din-gerecht in 80 Zentimetern Tiefe. Beim Einbau halfen jung und alt. „Die Telekom zog dann ihre Leitungen durch das Rohr, der Anschlusskasten steht jetzt am Altenvalberter Ortseingang und wir haben Bandbreiten von 100 Megabit im Dorf“, so Christoph Richard. Und die Kosten? „Wir mussten den Baggerfahrer bezahlen, sonst nichts. Wenn der ganze Spaß 500 Euro gekostet hat, war das viel.“ Die Finanzierung wurde aus der Dorfkasse des Kapellenvereins gestemmt.
Doch der Teufel steckte im Detail. Trotz frischer Glasfaserzuleitung funktionierte das Internet im Ort anfangs schlechter als vor dem Kabel-Coup, weil die alten Kupferlitzen zum Teil ziemlich marode waren. Einige Wochen waren die Techniker der Telekom auf Fehlersuche im Ort, tauschten Kabel und Muffen aus, dann war der Drops gelutscht. Christoph Richard: „Seitdem hat jeder 100 Megabit im Ort.“
Der nächste Schritt liegt auf der Hand. „Unser Ziel ist, die Glasfaser vom Anschlusskasten in Eigeninitiative bis in die Häuser zu bringen. Wer es haben will, soll es nehmen, wer es nicht haben will, soll es lassen. Einige sagen, 100 Megabit reichen mir“, sagt Christoph Richard. Der Rat des Fachmanns ist eindeutig: Umstellen, denn nur die Glasfaser als Datenleitung ist zukunftssicher und die Datenmengen werden weiter steigen.
Dass der kleine Ort in Sachen Internet in der ersten Liga spielt, macht die Altenvalberter zu Recht stolz. Theoretisch könnten auch andere Orte ähnlich vorgehen, aber hier waren die Voraussetzungen denkbar günstig: Das Leerrohr ließ sich relativ leicht am Straßenrand ohne Querungen, Gewässer, etc. verlegen und mit Christoph Richard hat das Dorf einen Fachmann in den eigenen Reihen, der früher für ein Telekommunikationsunternehmen im Bereich Glasfasertechnik tätig war und über die nötigen Kontakte verfügt. „Man kann nicht die ganze Welt retten, aber hier passte es halt“, so Richard.
Der IT-Fachmann weiß auch, dass eine gute Netz-Infrastruktur keine Luxus-Einrichtung ist, sondern mitentscheidend für die Zukunft eines Dorfes sein kann: „Ein Ort ohne Internet geht unter.“