Kreis Olpe. Die Feuerwehren im Kreis Olpe leiden unter den Corona-Beschränkungen und dürfen derzeit nicht trainieren. Sorgen muss sich aber niemand machen:

Als der Kreis Olpe Mitte Oktober zum Corona-Risikogebiet wurde, folgte die Dienstanweisung prompt: Die rund 70 aktiven Feuerwehrleute aus Attendorn dürfen nur noch im Einsatzfall, also wenn es im wahrsten Sinne des Wortes irgendwo brennt, in ihre Uniform springen. Ansonsten gelten für die Attendorner Einsatzkräfte, genauso wie für ihre Kollegen in den anderen Städten und Gemeinden des Kreises, in erster Linie coronabedingte Verbote: Keine Übungsstunden mehr, kein persönliches Miteinander, kein Unterricht.


Die Anweisungen, die einen „minimalisierten Personaleinsatz“ bei Einsätzen vorsehen, basieren im Übrigen auf den Empfehlungen der Unfallkasse (UK) NRW und des Bundesfeuerwehrarztes, der einen „Fünf-Phasen-Plan“ für die Arbeit der Feuerwehren ausgearbeitet hat. Mit dem Tenor: Je mehr Infizierte in einem Gebiet leben, desto stärker werden die Möglichkeiten der Löschgruppen eingeschränkt.

Arbeit teils noch intensiver

Zwei Jungs aus der Finnentroper Jugendfeuerwehr trainieren mit Masken.
Zwei Jungs aus der Finnentroper Jugendfeuerwehr trainieren mit Masken. © Unbekannt | Jugendfeuerwehr Finnentrop


Die Attendorner können davon ein Lied singen. Als der Inzidenzwert, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner auf sieben Tagen, noch unterhalb der 50er Marke lag, da konnten sich die fünf Löschgruppen aus dem Stadtgebiet zumindest in Kleinstgruppen – nach strikten Hygiene- und Abstandsregeln und ohne Durchmischungen – an den Feuerwehrhäusern treffen und für den lebensrettenden Einsatz trainieren. „Das haben wir richtig gut auf die Kette bekommen“, erinnert sich Christian Schnatz, Sprecher der Attendorner Feuerwehr, an die Monate zwischen Juli und Oktober zurück. Mehr noch: Die Arbeit in den kleinen Gruppen sei teilweise sogar deutlich intensiver gewesen.

Seit Mitte Oktober ist dieses Arbeiten nicht mehr möglich. Und die Vorgaben wurden noch enger gezogen. Wer nur die geringsten Krankheitssymptome aufweise, bleibt einem Einsatz fern. Nach eben diesem sollen die Ehrenamtler so schnell wie möglich ihre Feuerwehrhäuser wieder verlassen, um das Infektionsrisiko zu minimieren. In einem „normalen“ Löschfahrzeug, das Platz für neun Personen bietet, fahren maximal noch sechs Einsatzkräfte mit. „Da schicken wir lieber ein Fahrzeug mehr auf den Weg“, erklärt Schnatz.

Damit die Fahrzeuge einsatzbereit bleiben, kümmern sich in den Gerätehäusern der fünf Attendorner Löschzüge nur noch ein bis zwei Männer um die normalen Wartungsarbeiten – vom einfachen Waschen der Fahrzeuge bis hin zum Anschalten der Notstromaggregate, die ansonsten möglicherweise ihren Dienst versagen, wenn es darauf ankommt.

Die Geselligkeit fehlt

Darüber hinaus sorgen Mundschutzmasken und Hygienespender an den Eingängen zur den Gerätehäusern für größeren Schutz. Bei allen Regularien und Verboten beruhigt Schnatz: „Unsere Einsatzqualität leidet nicht. Das Arbeiten bei der Feuerwehr ist wie Fahrradfahren, das verlernt man nicht.“


Kreisbrandmeister Christoph Lütticke aus Drolshagen kann das nur bestätigen. Er weiß: „Für die Einsätze haben wir jahrelang geübt.“ Was viel mehr schmerze, sei der Verzicht auf das gesellschaftliche Miteinander in der Wehr.


„Das Miteinander ist bei uns enorm wichtig. Im Einsatz müssen wir uns blind vertrauen können, und genau das wird umso besser, je mehr wir miteinander zu tun haben“, erläutert der Kreisbrandmeister, der zwar froh um die digitalen Möglichkeiten ist, etwa Besprechungen abzuhalten, aber direkt einschiebt: „Reale Treffen sind einfach etwas anderes.“

Fort-Fun-Besuch abgesagt

Ihren Betrieb komplett eingestellt hat auch die Jugendfeuerwehr aus Finnentrop. Normalerweise proben rund 65 Jungen und Mädchen zwischen 10 und 17 Jahren zwei Mal im Monat für ihre Zukunft in der Wehr. Nach den Sommerferien, berichtet Jugendfeuerwehrleiter Julian Hageböck, habe man in kleinen Gruppen auf den weiträumigen Schützenplätzen im Gemeindegebiet wieder mit den Übungsstunden begonnen. Bis der Kreis zum Risikogebiet „aufstieg“. Und die Kinder wieder zuhause bleiben mussten. „Wir haben schon die Sorge, dass unsere Mitgliederbindung in der Jugendfeuerwehr verloren geht“, gesteht Hageböck und verweist in diesem Zusammenhang auf die ohnehin bestehende Konkurrenz etwa durch Sport- und Musikvereine.


Diese Sorge hat auch der Kreisbrandmeister. Was vor allem fehlt, sind die gemeinschaftlichen Aktivitäten fernab von Fahrzeugkunde und Brandschutzbekämpfung. „Gerade bei uns spielt die allgemeine Jugendarbeit mit Spieleabenden oder sportlichen Aktivitäten im Sommer eine große Rolle. Dieses Jahr wollten wir nach Fort Fun, was leider wegen Corona ausfallen musste“, so Hageböck, der hofft, dass sich die Coronasituation eines Tages wieder entspannt. Auch im Sinne der so wichtigen Arbeit und Ausbildung der Feuerwehren im Kreis Olpe.