Lennestadt. Alle wollen den Ärztemangel bekämpfen. Aber über das „Wie?“ streiten sich die Parteien im Stadtrat.
Braucht die Stadt Lennestadt einen „Profi“, einen hauptamtlichen „Kümmerer“, der sich jeden Tag acht Stunden lang mit der künftigen medizinischen Versorgung in der Stadt beschäftigt? Oder reicht es aus, wenn sich Bürgermeister und der Fachbereichsleiter für Schule, Kultur, Sport und Soziales neben ihren anderen Aufgaben darum kümmern? In dieser Frage gehen die Meinungen im neugewählten Stadtrat ziemlich auseinander. Während CDU und UWG im Fachausschuss auf das vorhandene Knowhow im Rathaus setzen, wollen SPD und Grüne eine neue, hauptamtliche Stelle für einen „echten Profi“ schaffen.
Brisantes Thema
Denn das Thema werde höchst brisant werden, prophezeite Heinz Vollmer (SPD) am Dienstag im Fachausschuss: „Wir müssen jetzt Geld investieren und besser sein als die Kommunen in der Nachbarschaft.“ Die Aufgabe könne man nicht so nebenbei erledigen. Auch Christa Orth-Sauer, Vertreterin der Grünen, die den Antrag gestellt hatten, ist überzeugt. „Der Ärztemangel wird kommen.“ Derzeit ist die hausärztliche Versorgung in Lennestadt noch in Ordnung. Aber nach der Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung wird sich das Blatt wenden. Jeder dritte Arzt im Kreis ist heute älter als 60 Jahre und wird absehbar nicht mehr praktizieren.
Keine Erfolge
Das Problem ist bekannt: Mit vielen Initiativen und Projekten versucht die Stadt gegenzusteuern. Christa Orth-Sauer: „Diese Initiativen haben alle nicht viel gebracht, wir müssen mehr tun.“ Heinz Vollmer: „Für einen Headhunter haben wir 80.000 Euro bezahlt, ohne Wirkung.“ Und deshalb, so Orth-Sauer, brauche man einen hauptamtlichen Fachmann, der professionell arbeitet und das, so Vollmer, projektbezogen für drei bis fünf Jahre: „Dann haben wir die Kuh hoffentlich vom Eis.“
Für die CDU ist der hauptamtliche Kümmerer bereits vorhanden. Rita Balve-Epe: „Die Dinge laufen, der Dialog funktioniert, die Verantwortung sollte beim Bürgermeister Tobias Puspas und Thomas Meier als Fachbereichsleiter bleiben.“ Gregor Schnütgen: „Wir sind im Kreis Olpe bei diesem Thema weit vorn und es muss auch alles bezahlt werden.“
Gut unterwegs
Ähnlich sieht es der neue Bürgermeister: „Wir sind gut unterwegs und brauchen diese Stelle nicht. Wir haben eine sehr intensive Zusammenarbeit mit der Hospitalgeschafft (Träger des Altenhundemer Krankenhauses, die Red.) und das ist eine wichtige Stütze. Ich bin überzeugt, dass Thomas Meier der richtige Mitarbeiter dafür ist.“ Selbstverständlich werde sich die Stadt zum Beispiel beim Aufbau eines medizinischen Versorgungszentrums professioneller Hilfe bedienen. In Richtung Grüne frotzelte Puspas, er habe sich Vorschläge für konkrete Maßnahmen erhofft.
Die vermisste auch Jürgen Ohm, sachkundiger Bürger der UWG: „Viele Fragen bleiben bei diesem Antrag offen. Wie soll die Stelle überhaupt aussehen? So ein Kümmerer wäre besser beim Gesundheitsamt des Kreises angesiedelt.“
Nicht unterschätzen
Heinz Vollmer wurde energisch in Richtung Bürgermeister: „Wenn die hausärztliche Versorgung nicht funktioniert, dann haben Sie ein Problem.“ Fachbereichsleiter Meier könne nicht alles machen. „Ich warne davor, das Problem zu unterschätzen.“ Letztlich wurde der modifizierte Antrag von SPD und Grünen, eine Vollzeitstelle für einen medizinischen Koordinator für drei bis fünf Jahre zu schaffen, von der CDU-Mehrheit abgelehnt.