Finnentrop. „Tom’s Fin Gin“: Thomas Schilch aus Finnentrop ist per Zufall zum Gin gekommen. Sein Getränk ist originell und eine Hommage an das Sauerland.
Er sollte nach Sauerland schmecken. Nach Wacholderbeeren, wie sie auf dem Rübenkamp in Elspe wachsen. Nach Spitzwegerich, Mädesüßkraut und Fichtenspitzen. „Ich wollte ein regionales Produkt schaffen, das eine Geschichte erzählt und dabei eine Hommage an das Sauerland ist“, sagt Thomas Schilch.
Wenn er von Gin spricht, dann schwingt aufrichtiges Interesse, Euphorie und Leidenschaft in seiner Stimme mit. Dabei hat der 53-Jährige aus Finnentrop erst vor zwei Jahren zum ersten Mal Gin getrunken. Er war sofort fasziniert – so sehr, dass er seinen eigenen, unverwechselbaren Gin machen wollte. Das Ergebnis: „Tom’s Fin Gin 44“ – originell, spannend, typisch Sauerland.
Das erste Mal
Schilch kann sich noch gut an den Moment erinnern, als er zum ersten Mal einen Gin probiert hatte. „Ich war im Januar 2018 beruflich unterwegs, bei einer Messe in München. Abends saß ich mit Kollegen in der Hotelbar, als sich zwei von ihnen einen Gin Tonic bestellt hatten. Einen ‘Monkey 47’. Für 16 Euro pro Drink“, erzählt Schilch und lacht. Der hohe Preis für ein Getränk, das er selbst nicht kannte, machte ihn neugierig. Am nächsten Abend bestellte er sich selbst einen Gin Tonic. Ein Schlüsselmoment..
Die Idee
Als Verkaufsleiter Deutschland für die Vetedy Group Luxemburg – ein Hersteller für Terrassen und Fassen aus Holz – ist der Finnentroper beruflich viel unterwegs und kommt mit vielen Menschen ins Gespräch. Auf Einladung eines Bekannten fuhr er im März 2018 zu der „Slow Food Messe“ nach Stuttgart.
„Dort traf ich auf jemanden, der Gin anbot, der mit Erdbeerbaumholz gereift war und eine dementsprechende Färbung hatte. Das hat mich total begeistert“, erzählt der Finnentroper. Könnte so etwas nicht auch mit heimischen Kräutern funktionieren? Dass man quasi den Geruch des Sauerlandes geschmacklich konservieren kann? Schilch tauschte seine Kontaktdaten mit dem Brennmeister aus Rellingen im Saarland aus und besorgte sich Fachliteratur über heimische Kräuter.
Der Anspruch
„Meine Ausgangsfrage war: ‘Was wächst bei uns im Sauerland eigentlich alles?’“, meint Schilch. Bei seiner Recherche stößt er auf Wacholder, Spitzwegerich und – natürlich – Fichten. Aber ob man die Nadeln des sauerlandtypischen Baumes auch destillieren kann?
Der Brennmeister aus dem Saarland meinte, das würde funktionieren. Er tat es schließlich. „Wir haben dann acht Flaschen von ihm zugeschickt bekommen, in denen bereits die verschiedensten Kräuter in unterschiedlicher Gewichtung miteinander kombiniert waren“, erzählt Schilch. Neben Wacholder – die Basis eines jeden Gins –, Spitzwegerich und Fichtenspitzen waren das unter anderem Iriswurzel, Gewürztagetes, Scharfgabe, Engelwurz, Mädesüßkraut, Kardamomsamen, Koriander, Ingwer – und ein paar andere Botanicals, die möglichst geheim bleiben sollten.
Der Prozess
Mit seiner Frau Susanne setzte sich der 53-Jährige ein paar Abende hintereinander an den Wohnzimmeresstisch und probierte herum. Welche Destillate passen zum Sauerland und welche überhaupt nicht? Wie viel Milliliter soll von den für gut befundenen Destillaten im Endprodukt enthalten sein? Und: Passt der Geruch zum Geschmack?
„Nach ein paar Tagen waren wir uns dann über das Mischverhältnis einig und haben das Rezept an den Brennmeister geschickt. Seitdem gibt es den ‘Tom’s Fin Gin’“, erzählt Schilch. Wobei auch die Namensfindung ein Familienprojekt war, genauso wie das Etikettendesign.
„In unserer Familien-WhatsApp-Gruppe haben wir uns viel darüber ausgetauscht. Was draufstehen soll, was abgebildet werden soll, ob es vielleicht noch ein bisschen grüner werden soll“, sagt Susanne Schilch. Da die mittlerweile 24 Jahre alten Zwillinge nicht mehr Zuhause in Finnentrop wohnen, sondern in Münster bzw. Lissabon studieren, war es den Schilchs wichtig, auch ihre Kinder mit einzubeziehen.
Die Begeisterung
„Er brennt richtig für die Sache. Und wenn einem etwas so wichtig ist, dann ist auch immer Zeit da, um daran zu arbeiten“, findet Susanne Schilch. „Es ist sein Baby – aber trotzdem hat jeder von uns einen kleinen Beitrag dazu geleistet, dass der Gin jetzt so ist, wie er ist. Darauf bin ich wirklich stolz.“ Eigentlich wollte Thomas Schilch in diesem Jahr noch einen Kurs zum Edelbrandsommelier machen, damit er seinen Gin in Zukunft selbst brennen kann. Wegen Corona musste der Workshop allerdings abgesagt werden. Sobald solche Angebote aber wieder möglich sind, möchte Schilch auch das angehen. Trotzdem soll Gin ein Hobby bleiben.
Die Auszeichnung
Für Schilch geht es in erster Linie um den Genuss und das geschmackliche, authentische Erleben des Sauerlandes. Etwas, das jetzt auch die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) gewürdigt hat. Denn Ende September wurde „Tom’s Fin Gin“ mit dem Goldenen DLG-Siegel ausgezeichnet. Heißt: Der Gin hat alle Testkriterien fehlerfrei erfüllt.
Dazu gehören mitunter sensorische Tests in den Bereichen Aussehen, Geruch, Geschmack und Konsistenz, Laboranalysen sowie Verpackungs- und Kennzeichnungsprüfungen. „Ich habe mich riesig darüber gefreut, dass das Produkt direkt beim ersten Mal so gut abschnitten hat“, so Schilch. Offenbar kam der Sauerländer Geschmack auch in Berlin sehr gut an.