Kreis Olpe. Eine junge Frau aus Finnentrop will ebenfalls Betroffenen, die toxische Beziehungen hinter sich haben, helfen. Wo und wann, sagen wir hier.

Otto Kernberg, der renommierteste Psycho-Analytiker und Narzissmusforscher der Welt, hat den Begriff des krankhaften Narzissmus einmal allgemeinverständlich skizziert: „Die Mutter einer Patientin ist nett und freundlich, solange man ihr gehorcht…. Doch sobald ihr jemand widerspricht, ... bekommt sie einen 20-minütigen Wutanfall. Sie macht ihrem Kind Vorwürfe, beschuldigt es. Und das Kind entschuldigt sich, ohne etwas getan zu haben. Es lernt, sich zu unterwerfen. (...) Das ist eine der schädlichsten Familienkonstellationen für Kinder.“

Eine seltene Konstellation? Hella F. (Name geändert), eine junge Frau aus Finnentrop, die für die breite Öffentlichkeit anonym bleiben möchte, glaubt, dass so etwas häufiger vorkomme, als in der Gesellschaft bekannt sei. Sie habe es selbst erfahren. Und nur mit Hilfe eines Freundes und einer psychiatrischen Klinik habe sie sich befreien können und dem Elternhaus endgültig den Rücken gekehrt.

Toxische Beziehungen

Dabei will sie es aber nicht bewenden lassen, hat sich entschlossen, eine Selbsthilfegruppe mit dem Titel „Liebe mit Terror“ zu gründen, für alle Betroffenen von toxischen Beziehungen. Hella F. weiß, wovon sie spricht, gibt während unseres Pressegesprächs Einblick in ihren Lebens-, oder besser gesagt Leidensweg: „Es war über Jahre hinweg eine Form des emotionalen Missbrauchs.“

Ihr Vater sei Narzisst, habe dauerhaft Bewunderung eingefordert, sie unentwegt kontrolliert und die Familie, einschließlich Mutter und Bruder zu völliger Kritiklosigkeit erzogen. „Ich habe ein Leben in Angst und Terror gelebt, saß fast nur in meinem Zimmer und habe gehofft, dass der Tag vorübergeht.“ Ihr Denken als Kind habe sich überwiegend darum gedreht, dass es ihren Eltern gut gehe. All das habe sie in Depressionen geführt, die dann unter anderem in einer Klinik hätten behandelt werden müssen.

Anmeldungen notwendig

Für die Umsetzung ihres Wunsches kann die Finnentroperin auf die Unterstützung der Selbsthilfe-Kontaktstelle des DRK in Olpe setzen. Expertinnen in Sachen „Selbsthilfegruppen“ sind Ulrike Bell und Petra Weinbrenner-Dorff, die der jungen Frau beratend und organisatorisch zur Seite stehen: „Wir nehmen zunächst einmal die Anmeldungen aller Interessierten für diese neue Selbsthilfegruppe entgegen und informieren dann über die Einzelheiten“, sagt Petra Weinbrenner-Dorff.

Fest stehe aber, so Ulrike Bell, die Örtlichkeit: „Die neue Gruppe kann starten am Montag, 26. Oktober, im Begegnungszentrum Bamenohl in der Bamenohler Straße 59. Danach soll es dieses Angebot jeden vierten Montag im Monat stattfinden.“