Kreis Olpe. Durch die Corona-Pandemie ist das Paketaufkommen ohnehin höher. Aber was bedeutet das für das anstehende Weihnachts-Geschäft?

Immer mehr Menschen kaufen zurzeit online ein. Für die Deutsche Post bedeutet das ein enorm hohes Paket-Aufkommen. Und auch die Zusteller müssen derzeit überdurchschnittlich viel leisten – auch abends. René Schäfer ist Betriebsleiter bei der Deutsche Post DHL Group in Olpe mit Zuständigkeit für das Sauerland. Im Interview berichtet er, was die Menschen zurzeit besonders häufig bestellen - und gibt einen Ausblick auf die Weihnachtszeit.

Herr Schäfer, Corona ist und bleibt ein Dauerthema. Was macht das mit dem Bestellverhalten der Menschen?


René Schäfer:
Seit Beginn der Corona-Pandemie bemerken wir im Netz der DHL einen immensen Anstieg im Paketgeschäft. Aktuell liegt das Paketaufkommen etwa 15 Prozent über dem im Vorjahr. Ab Ende November bis Weihnachten werden wir unter Volllast arbeiten und erwarten bundesweit für 2020 einen Jahresrekord von insgesamt 1,8 Milliarden Paketen.

Lässt sich ein roter Faden erkennen? Also was bestellen die Menschen jetzt in der Corona-Krise besonders gern?

Seit dem ersten Lockdown werden immer mehr Waren für den alltäglichen Bedarf bestellt, zum Beispiel Wasser, Lebensmittel, Tiernahrung, Möbel, Brennholz, Zement, aber auch Fitness- oder Gartengeräte. Das ist anhand der Verpackung ja erkennbar. Mittlerweile ist der einzige rote Faden, dass es einfach verhältnismäßig viel ist.

Hat der erneute Lockdown jetzt das Paketaufkommen noch mal in die Höhe getrieben, merken Sie was davon?

Bemerkbar macht sich das eindeutig. Die Paketmengen bewegen sich, wie gesagt, auf einem überdurchschnittlichen Niveau, allerdings nicht in der Größenordnung wie rund um Ostern. Der nächste Anstieg steht aber wohl unmittelbar vor der Tür. Durch die Pandemie bestellen nun auch vermehrt Personen, die vorher vielleicht nicht so mit dem Onlinehandel vertraut waren. Meist, weil Sie zur Risikogruppe gehören und Angst haben, sich in Geschäften anzustecken.

Mit Blick auf Weihnachten: Mit welchen Bestell-Aufkommen rechnen Sie im Vergleich zur herkömmlichen Vor-Weihnachtszeit?

Ab Ende November bis Weihnachten erwarten wir drei bis vier sehr starke Wochen, in denen die tägliche Sendungsmenge fast doppelt so hoch sein könnte, wie sonst üblich. In der Regel hat ein Verbundzusteller (stellt Briefe und Pakete zu) ca. 80-90 Pakete. In der Weihnachtszeit sind es 130 bis 140, trotz zusätzlicher Entlastungsmaßnahmen. In diesem Jahr haben wir in meinem Betreuungsbereich im Jahresschnitt täglich ca. 15.000 Pakete und für die Weihnachtszeit erwarten wir im Schnitt ca. 22.000 Pakete im Netz.


Worauf muss sich der Kunde einstellen? Kann es zu Verzögerungen kommen?


Um die Zustellqualität trotz hoher Sendungsmengen hochzuhalten, arbeiten wir mit mehreren Wellen über den Tag, sodass unsere Zusteller in den kommenden Wochen häufiger auch noch abends bei den DHL-Kunden klingeln werden. Wir haben die Kapazitäten erhöht, in Einzelfällen kann es dennoch zu Verzögerungen kommen. Hier kann ich unsere Kunden nur um Verständnis bitten.

Sind womöglich sogar Preiserhöhungen geplant?

Entscheidungen über Preisanpassungen liegen nicht in meinem Zuständigkeitsbereich.

Was sollte der Kunde jetzt beachten?

Es hilft unseren Zustellerinnen und Zustellern sehr, wenn Kunden die kostenlosen Möglichkeiten des flexiblen Paketempfangs und -versands nutzen. Dazu gehören DHL-Packstationen und die Angabe von Wunschnachbarn oder Ablageorten, wenn man nicht zu Hause ist. Ein früheres Einliefern von Paketen und Briefen mit etwas Puffer ist ebenfalls ratsam. Ich bitte Kunden auch darum, trotz der Freude, wenn unsere Zusteller kommen, auf das Abstandhalten zu achten. Das schützt alle.

Wie sieht es mit Briefsendungen aus? Hat das zu- oder abgenommen?

Während die Paketmenge stark steigt, gab es im Briefgeschäft einen deutlichen Rückgang von mehr als zehn Prozent. Das liegt auch daran, dass Firmenpost im Lockdown wegfällt. Dennoch hat sich gerade in Corona-Zeiten gezeigt, dass Briefe oder Postkarten immer noch ein Weg sind, um Kontakt zu halten und jemandem eine persönliche, handgeschriebene Freude zu machen.

Können Sie und Ihre Mitarbeiter das alles überhaupt noch bewältigen? Wie hoch ist die Zusatzbelastung für die Mitarbeiter?

Meine Zustellteams leisten seit Monaten jeden Tag Großartiges und machen einen tollen Job. Darauf bin ich sehr stolz und ich möchte mich auf diesem Wege noch mal bei allen bedanken. Was teilweise geleistet wird, ist kaum in Worte zu fassen. Gerade in der Zeit des Lockdowns ist vielen bewusst geworden, welch wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe unser Unternehmen hat. Die Deutsche Post ist für viele Kunden, etwa Personen in Quarantäne, systemrelevant. Es passt zu unserem Motto: Menschen verbinden, leben verbessern. Der Schutz der Mitarbeiter hat dabei höchste Priorität. Trotz der hohen Belastung und der strengen Anti-Corona-Schutzmaßnahmen, haben wir keine Rückstände und sind gut gerüstet für das Weihnachtsgeschäft.

Wie geht die Post in Olpe und Umgebung damit um?

Für den Weihnachtsverkehr stellen wir jährlich zusätzliches Personal ein. Die Planungen haben wir in diesem Jahr aufgrund des „Corona-Effekts“ noch einmal erhöht. An größeren Standorten wie Olpe haben wir zusätzlich flexible Abrufkräfte eingestellt, um auf besondere Vorkommnisse reagieren zu können, also verspätete Zuführungen aufgrund des Wetters oder technische Störungen. Das Unternehmen hat jedem Vollzeitarbeitnehmer eine Prämie von 300 Euro gezahlt und Teilzeitkräften anteilig. Jeder hier verdient nach Tarif.

Findet man derzeit überhaupt „Freiwillige“?

Generell erhalten wir genügend Bewerbungen. In der Zeit des ersten Lockdowns hatten wir so viele Bewerber, dass wir gar nicht alle einstellen konnten. Das hat sich wieder normalisiert. Es fällt jedoch auf, dass wir besonders viele Anfragen von Personen bekommen, die in der Gastronomie- oder Hotelbranche tätig waren und von Studenten, die dort ausgeholfen haben.

Gab es Corona-Fälle bei Ihnen?

Dazu kann ich aus datenschutzrechtlichen und betrieblichen Gründen keine Angaben machen.

Wurden Corona-Schutzmaßnahmen noch mal verschärft?

Wir folgen bei den Schutzmaßnahmen den geltenden Verordnungen sowie den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Sicherheit und Mitarbeiterschutz stehen an erster Stelle. Wir haben unsere Zustellstützpunkte mit Desinfektionsmitteln, Handschuhen und Mundschutzmasken ausgestattet, außerdem gelten Abstandsregeln. In Stützpunkten, in denen schlecht gelüftet werden kann, wurden eigens Luftreiniger installiert. Zudem besteht in allen Stützpunkten eine Pflicht zum Tragen eines Mund- und Nasenschutzes. Es war und ist ganz wichtig, aufzuklären, zu informieren und ein offenes Ohr für die Zusteller zu haben. Die weitgehend kontaktlose Zustellung wird von Mitarbeitern und Kunden geschätzt und funktioniert bislang gut.