Kreis Olpe. Die SPD fordert, die wegen Corona abgesagte Untersuchung der Kindergartenkinder im Kreis Olpe nachzuholen. Doch dazu wird es wohl nicht kommen.

Droht dem Kreis Olpe unter den Kindergartenkindern eine „Generation Corona“? Wegen des hohen Arbeitsaufwands im Gesundheitsamt sind die Untersuchungen der Kindergartenkinder in diesem Jahr ausgefallen – und sollen nach dem Willen der Kreisverwaltung auch nicht nachgeholt werden. „Wir dürfen das Screening nicht unter den Tisch fallen lassen“, warnte Nezahat Baradari (SPD) am Mittwoch im Sozial- und Gesundheitsausschuss.

Ihre Fraktion hatte beantragt, die Untersuchung, die seit 2014 für alle Kindergartenkinder zwei Jahre vor der Einschulung angeboten wird, für dieses Jahr nachzuholen und ab dem nächsten Jahr wieder regulär durchzuführen. „Das ist ein wichtiges Instrument“, betonte Nezahat Baradari, „um bei Kindern rechtzeitig Problematiken aufzudecken und zu beheben.“


Die Bundestagsabgeordnete, die selbst Kinderärztin ist, erklärte, dass der zeitliche Rahmen bei den Screenings viel größer sei als in den Vorsorgeuntersuchungen des Kinderarztes. „Der Wegfall kann nicht durch die niedergelassenen Ärzte aufgefangen werden“, sei die Arbeitsbelastung durch Corona nicht nur im Gesundheitsamt, sondern auch in den Praxen erheblich. Der Bund stelle den Gesundheitsämtern aber ausreichend Mittel zur Verfügung, um Extra-Personal – auch für solche Zwecke – vorzuhalten.

Verfahren lässt sich nicht anpassen

An den Vorsorgeuntersuchungen wolle auch der Kreis nicht rütteln, machte Kreisdirektor Theo Melcher deutlich. „Wir sind uns einig, dass das Screening eine gute Sache ist“, sagte er, „frühe Erkenntnisse über die Entwicklung eines Kindes helfen, den Eintritt in die Schule zu erleichtern.“ In der Hochphase der Corona-Pandemie seien aber keine Kapazitäten für diese freiwillige Aufgabe geblieben, ergänzte Michael Färber, Leiter des Fachbereichs Jugend, Gesundheit und Soziales.

Nachgeholt werden könnten die Untersuchungen nicht. „Wir haben das Testverfahren entwickelt für Kinder von dreieinhalb bis viereinhalb Jahren“, erklärte er. „Nur für diese Altersspanne erhalten wir aussagekräftige Befunde.“ Das Verfahren anzupassen, um die inzwischen älter gewordenen Kinder nachträglich zu untersuchen, sei zu aufwendig. Zumal die Schuleingangsuntersuchungen anstehen. „Und die sind eine Pflichtaufgabe.“


Es gebe Testverfahren für diverse Altersgruppen, die „sich nicht wesentlich unterscheiden“, hielt Nezahat Baradari dagegen. Wenigstens Kinder, bei denen die Erzieherinnen Auffälligkeiten feststellen, müssten einem Screening unterzogen werden, forderte sie. „Wenn etwas auffällig ist, bekommen wir das rückgemeldet“, versicherte Michael Färber.

„Wir erkennen die Schwierigkeit für das Gesundheitsamt an“, sagte Wolfgang Hesse (CDU). „Aber das müsste doch eigentlich ab dem nächsten Jahr wieder möglich sein.“ Bis im Kreistag über den SPD-Antrag abgestimmt wird, wollen die Parteien unter der Maßgabe nun einen Kompromissvorschlag erarbeiten.