Zerzauste Haare, Brille auf der Nase und immer ein lockerer Spruch auf den Lippen - das ist Kalle Pohl. Unaufgeregt steht der kleine Mann aus dem Kiosk Samstagabend auf der Bühne des Hasper Hammers und zieht das Publikum sofort in seinen Bann.

Die selbsternannte „Thekengeburt” ist herrlich normal und schwärmt im neuen Soloprogramm „Kalles Kiosk” von den kleinen Dingen des Lebens. Als souveräner Geschichtenerzähler berichtet Pohl von den Erlebnissen in Onkel Schengs Büdchen. Einem, wie es sie im Ruhrgebiet an jeder Straßenecke gibt. Zwischen Zeitungen und Tabakwaren offenbaren sich dem Zuschauer schnell die Gemeinsamkeiten von Bushido und Freddy Quinn. Denn beide singen offen über ihren Frauenverschleiß. Und dort in heimeliger Kulisse werden Lebensweisheiten in Heinz-Rühmann-Manier als kleine, charmante Gedichtchen präsentiert.

Live beweist Pohl, dass er ein echter Vollblutkabarettist ist, der weit mehr drauf hat als die zuletzt handzahmen Gags bei „Sieben Tage, sieben Köpfe”. Zielgenau landet er einen Treffer nach dem anderen. Immer wieder gibt es aber auch stille Momente, in denen er sich ehrlich über Politiker oder die Regenbogenpresse wundert und kurz zum Innehalten appelliert. Das Timing stimmt dabei perfekt.

Zur richtigen Zeit setzt Pohl zu knackigen Pointen an und zieht das Tempo wieder an. Schnell wechselt er zum Akkordeon und singt urkomische Lieder über gut gelungene Frikadellen oder die Tücken einer langen Ehe. Aber auch mit den Jugendlichen kennt Kalle sich aus. Dank der zwölfjährigen Tochter beherrscht er deren Sprache perfekt und nimmt seine Rolle als „Kohlenbeschaffer” aufs Korn.

Doch auch Kalle wird nicht jünger. Sorgen macht ihm das allerdings nicht. Er sieht seine Generation als Neo-Senioren der Zukunft. Mit Hörgeräten und integrierten MP3-Playern im Ohr verwandeln die fitten Rentner zukünftig Gehstöcke in Samuraischwerter. Gekonnt schlüpft der Komiker in verschiedenste Rollen und präsentiert sogar eine aberwitzige Operneinlage in sympathischem Kölsch.

„Im Kiosk sind sie alle gleich” singt er zum Abschluss eines abwechslungsreichen Abends. Und zischt ab durch die Mitte der Zuschauer, um sich am Ausgang deren Kritik zu stellen und natürlich das ein oder andere Autogramm zu geben. Eben herrlich normal.