Hagen braucht eine breitere Gesamtbetrachtung, um das Quartier rund um den Hauptbahnhof neu zu entwickeln, meint Martin Weiske.
Wenn die Wiederherstellung eines leicht optimierten, aber letztlich nicht mehr zeitgemäßen Alt-Zustandes allein schon 15 Millionen Euro Sanierungsaufwand verschlingt, kann man sich schon verwundert die Augen reiben, warum der Entscheidungsprozess in Nürnberg überhaupt so lange dauert. Zumal das Ergebnis dann offenkundig kaum noch den Service-Anforderungen einer im Wandel befindlichen Behörde entspricht. Letztlich wird man sehr schnell feststellen, dass eine Sprengung des potthässlichen Turms, eine Vermarktung des Grundstücks sowie ein zeitgemäßer, etwas reduzierter Neubau – beispielsweise auf der Varta-Insel – deutlich günstiger ausfallen dürften.
Diese Stadt muss angesichts der sich abzeichnenden Entwicklungen rund um den Hauptbahnhof endlich einen verbindlichen Masterplan entwickeln, wie das Gesamtquartier im Jahr 2030 aussehen soll: Was wird denn nun aus der Westside? Welche Zukunft hat der Schandfleck „Alte Molkerei“? Welche Investoren könnten sich mit welchen Projekten für das Areal am Zusammenfluss von Volme und Ennepe interessieren? Wie muss eine neue Eckeseyer Brücke über die Bahngleise hinweg gestaltet und dimensioniert werden? Wollen wir tatsächlich die Bausünde Altenhagener Hochbrücke durch eine Grünanlage manifestieren? Welche städtebaulichen und verkehrlichen Chancen ergeben sich aus einer Sprengung des Arbeitsagentur-Turmes? Soll Hagen tatsächlich zwölf Millionen Euro für eine Verlängerung des Gleistunnels im Hauptbahnhof investieren? Ist es eine gute Idee, den Tunnel Werdestraße wiederzubeleben, der selbst bei strahlendster Beleuchtung am Ende doch eine Grusel-Grotte bleibt? Was wird aus dem blutleeren Exerzierplatz vor dem Bahnhofsgebäude? Wie sähe eigentlich eine wirklich zeitgemäße Fuß- und Radwegeverbindung zwischen Westside und Busbahnhof aus?
Dies sind nur einige Fragen, die in Hagen längst einmal beantwortet werden müssten, anstatt sich im Kleinklein zu verlieren. Aber weder aus der Politik noch aus dem Rathaus sind bislang Initiativen überliefert, in denen diese Themen in Rahmen einer Gesamtbetrachtung gebündelt werden. Dabei wäre genau das längst überfällig. Auch ohne die Entscheidung aus Nürnberg.