Eine Lanze für das Handeln der Stadt in der Corona-Krise bricht WP-Kommentator Martin Weiske.
Dass die Menschen bei der Corona-Check-Umfrage nach einem Jahr Pandemie in einer Großstadt wie Hagen mit all ihren wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Spezifitäten mit besonders kritischem Blick und sicherlich auch einem gewissen Frust auf das Wirken ihrer Stadtverwaltung blicken, kann kaum überraschen. Immerhin haben die nackten Zahlen in dieser Stadt über Monate den Eindruck suggeriert, dass die Pandemie-Lage entlang der vier Flüsse besonders brisant sei, wie ja auch das NRW-Ranking regelmäßig unterstreicht.
Dabei muss allerdings daran erinnert werden: Dazu hat die Hagener Gesundheitsbehörde mit ihrer dankenswerter Weise besonders gewissenhaften und akribischen Arbeit im Vergleich zu manch anderen Kommunen und Kreisen mit ausgeprägter Laissez-faire-Haltung sicherlich ganz wesentlich beigetragen. Niemand wird dem Hagener Rathaus absprechen können, mit äußerster Seriosität, Fürsorge und höchstem personellen Engagement sich dieser Pandemie gestellt zu haben. Natürlich hätte man sich an mancher Stelle und zu mancher Stunde noch deutlich intensivere und konsequentere Kontrollen durch die Behörden (Stadt und Polizei) gewünscht. Aber ein omnipräsenter Überwachungsstaat solchen Ausmaßes hätte die Stimmung bei den Bürgern sicherlich auch kaum verbessert.
Letztlich bleibt wieder nur die Erkenntnis, dass Eigenverantwortung der wesentliche Taktgeber für die Pandemiebewältigung bleiben muss. Diese ist sicherlich bei den einzelnen Bevölkerungsgruppen in Hagen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Dies durch sensibilisierende Maßnahmen grundlegend zu ändern, obliegt in einer akuten Pandemie-Situation allerdings kaum den Behörden – sie können am Ende lediglich sanktionieren. Und das ist, wie die Einsatzzahlen eindrucksvoll belegen, durchaus in hohem Maße geschehen. Dies gilt es bei allem Corona-Verdruss anzuerkennen.