Iserlohn. Warner Music fordert für „Jerusalema-Challenge“ Lizenzgebühren.
Auf die große Begeisterung folgt nun das böse Erwachen: Die Kreispolizeibehörde hatte sich – wie viele andere weltweit auch – an der „Jerusalema-Challenge“ zum Lied des südafrikanischen DJs Master KG beteiligt, die Choreographie einstudiert und ein Video gedreht. Das hat bei Facebook mehr als 140.000 „Gefällt mir“-Reaktionen und mehr als 113.000 größtenteils positive Kommentare erzielt.
So weit, so schön. Nun hat aber der Konzern Warner Music nachträglich Lizenzgebühren gefordert. „Focus online“ zitiert einen Warner-Sprecher mit dem Hinweis, dass man sich zwar darüber freue, dass die Fans hinter „Jerusalema“ stünden, aber gleichzeitig erwarte, dass Organisationen, die sich damit selbst promoten, eine Synchronisationslizenz benötigten.
Das NRW-Innenministerium bestätigt die Forderungen, in einer E-Mail heißt es: „Es trifft zu, dass das nordrhein-westfälische Innenministerium die Forderungen von Warner Music für mehrere Polizeidienststellen im Zusammenhang mit der ,Jerusalema-Challenge’ beglichen hat. Weitere Details können aus vertraglichen Gründen jedoch nicht genannt werden. Die Polizei NRW besitzt Landeslizenzen für so genanntes Stock-Material (Foto, Video und Audio), das aber nicht immer den Ansprüchen (zum Beispiel für Chartmusik bei einer Challenge) genügt. In diesen Fällen werden von verschiedenen Verlagen/Plattformen kostenpflichtige Inhalte wie Fotos, Videos und Audiodateien zugekauft, um sie für die Internetplattformen und Social-Media-Kanäle der Polizei verwenden zu können.“ Wie hoch die Forderungen sind, ist nicht zu erfahren.
Dietmar Boronowski, Sprecher der Kreispolizeibehörde, erklärt: „Wir waren die Ersten, die ein solches Video veröffentlicht haben. Selbstverständlich hatten wir uns im Vorfeld Gedanken gemacht, und auch das Ministerium war informiert.“ Ziel sei es einzig und allein gewesen, gute Laune zu verbreiten und den Zusammenhalt der Kollegen zu stärken. Daher sagt er: „Es geht um die moralische Frage, nicht um die rechtliche.“ Er hätte sich gewünscht, dass in Krisenzeiten auch ein Unternehmen wie Warner Music die gute Sache fördere und nicht im Nachhinein mit Zahlungsaufforderungen komme.
Auch die Mitarbeiter der Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis (KKiMK), die das Iserlohner St.-Elisabeth-Hospital betreiben, haben sich an der Challenge beteiligt. Christian Bers, KKiMK-Abteilungsleiter Unternehmenskommunikation und Marketing, erzählt: „Ich hatte im Vorfeld Master KG direkt angeschrieben, nachdem ich ihn in Südafrika ausfindig gemacht hatte. Es dauerte ein paar Tage, dann kam seine Antwort: Er freue sich, dass er direkt gefragt würde – was die wenigsten Nutzer getan hätten. Allerdings würden die Rechte bei Warner Music liegen.“ Die Nachfrage bei dem Konzern habe auch Gebühren nach sich gezogen, aber die seien vergleichbar mit einer Werbeanzeige, und daher habe sich die Investition gelohnt. „Für mich war es selbstverständlich, direkt beim Künstler nachzufragen“, so Bers. Er erhält inzwischen von anderen Kliniken regelmäßig Warnungen, das Video doch lieber offline zu stellen, weil auch sie die Zahlungsaufforderungen erhalten hätten. Das sei nun ja nicht nötig, weil alles vorab geregelt worden war.