Menden. Nach dem Saharastaub: Autofahrer stehen vor Waschanlagen Schlange. Der Mendener Experte Jens Fülling gibt Tipps für die richtige Reinigung.

Alles rot-grau! Das Weiß des Kleinwagens schimmert nur noch trüb unter der dicken Staubschicht durch. Seit Ostern der Saharastaub herabregnete, ist das Autofahrerglück getrübt. „Da auf der dunklen Scheibe sieht man es richtig“, sagt Jens Fülling. Der Inhaber von JF Perfect Solution an der Ringstraße hat in den vergangenen Tagen schon etliche schwierige Fälle gesehen. Der Fahrzeugaufbereiter rät aber beim Entfernen zur Vorsicht. Denn: Wer mit dem Staub nicht richtig umgeht, riskiert schnell einen teuren Schaden.

Das Auto vor dem Waschen: Eine dicke Schicht aus Saharastaub bedeckt den Wagen.
Das Auto vor dem Waschen: Eine dicke Schicht aus Saharastaub bedeckt den Wagen. © Westfalenpost | Arne Poll

+++ Saharastaub: Was steckt hinter dem Phänomen? +++

„Man muss erst einmal den Dreck lösen“, sagt Fülling. Der 35-Jährige ist gelernter Fahrzeuglackierer und muss es wissen. Die Waschstraße sollte man mit dem Saharastaub auf dem Lack zunächst meiden. „Die Waschanlage wird den Dreck nicht lösen.“ Außerdem riskiere man Kratzer, wenn die feinen Partikel in den Lack oder ins Glas gerieben werden. Stattdessen solle man lieber eine Waschbox nutzen. Fülling erinnert daran, dass auf der Straße das Autowaschen mit dem Hochdruckreiniger und Schaum nicht erlaubt ist.

Tipp 1: Zuerst den Dreck lösen mit der Schaumlanze in der Waschbox

Fülling greift für den besonders schweren Fall bei seinem Nachbarn Viktor Docenko in dessen Waschboxen (neben Kaufland) zur Schaumlanze. Aus der Düse legt sich ein dicker Schaumteppich über das Auto. Die grüne Masse riecht nach Apfel. Den Geruch dürfe man ruhig ein paar Minuten länger genießen, erklärt Fülling. Denn der Schaum brauche etwas Zeit, um den Schmutz zu lösen. „Man muss das zwei bis drei Minuten einwirken lassen“, sagt der Experte. Und wenn die anderen Autofahrer von hinten schon drängeln? „Man muss sich im Zweifel selbst am nächsten sein.“

Tipp 2: Mit Hochdruck die gelösten Reste des Saharastaubes abspülen

Im nächsten Schritt kommt die Hochdruckdüse zum Einsatz. Jens Fülling spritzt den Schaum nach und nach wieder vom Auto ab. Es glänzt wieder! Fast wie neu! Gut zehn Minuten später ist das Gröbste erledigt. Drei Euro sind im Automaten gelandet.

Der grüne Schaum riecht nach Apfel. Der Schaum löst die Staubreste.
Der grüne Schaum riecht nach Apfel. Der Schaum löst die Staubreste. © Westfalenpost | Arne Poll

Der Rest ist Handarbeit. Jens Fülling greift zu einem Mikrofasertuch, um die Wasserreste vom Lack zu polieren, damit keine Wasserflecken entstehen. Er empfiehlt eine Wachsversieglung, die regelmäßig aufgetragen werden sollte. Solche Versiegelung sei im Handel zu bekommen. Je nach Intensität müsse man aber schon genau beachten, wie die Flüssigkeit zu verarbeiten ist. Die Versiegelung schütze auch ein wenig vor weiterer Verschmutzung, müsse aber immer wieder erneuert werden.

Der Saharastaub sorgt für eine große Nachfrage, hier in der Waschbox neben Kaufland.
Der Saharastaub sorgt für eine große Nachfrage, hier in der Waschbox neben Kaufland. © Westfalenpost | Arne Poll

Tipp 3: Wenn die Schäden da sind, hilft eine Feinpolitur

Aber was, wenn man den Saharastaub schon im Lack verrieben hat? „Es kommt darauf an, wie schlimm die Schäden sind“, sagt Jens Fülling. Er biete selbst in seinem Betrieb eine Feinpolitur an. Die Lackaufbereitung für kleinere Kratzer sei für gut 160 Euro zu haben, abhängig vom Aufwand. Bei größeren Lackschäden sei entscheidend, wie schlimm die Kratzer sind. Die Aufbereiter haben für fast jede Reparatur ihren eigenen Begriff: Spot Repair, Smart Repair oder gleich die komplette Lackierung.

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JF Perfect Solution: 35-Jähriger ist seit sieben Jahren selbstständig

Jens Fülling ist seit sieben Jahren selbstständig, seit sechs Jahren in Menden. Der gebürtige Fröndenberger hat gleich zwei Werkstätten. Zusätzlich zur Aufbereitung und Reparatur neben Kaufland gibt es in Fröndenberg noch Räume für die Strahltechnik und Oldtimer-Restaurierung. Neben der Ausbildung als Fahrzeug-Lackierer bildete sich der 35-Jährige auch noch zum „Beulen-Doktor“ fort– eine mehrwöchige Schulung.

Das Auto nach dem Waschen: Lack und Scheibe glänzen wieder wie neu.
Das Auto nach dem Waschen: Lack und Scheibe glänzen wieder wie neu. © Westfalenpost | Arne Poll

Ach ja: Und bevor noch jemand denke, der Experte sei grundsätzlich gegen Waschstraßen: Nach der Grundreinigung dürfe man auch gerne noch eine Runde durch die Waschanlage drehen. Damit es noch schöner glänzt!